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„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net

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„Behinderte Menschen lernen durch Erfahrung, insbesondere im lebenspraktischen<br />

Bereich. Eltern neigen aus Sorge <strong>und</strong> Angst um ihre Kinder zur »Überbehütung«.<br />

Es fehlt ihnen oft der Mut, Wünsche der behinderten Söhne <strong>und</strong> Töchter zu<br />

akzeptieren. Aber nur das »Risiko«, das sie als Eltern eingehen, hilft dem<br />

behinderten Sohn <strong>und</strong> der behinderten Tochter weiter in seiner/ihrer Entwicklung“<br />

(Kandel 1997, 263).<br />

Das Zitat verdeutlicht, dass Überbehütung jede eigene Motivation des (behinderten)<br />

Kindes, selbstbestimmt etwas zu tun, verhindert. Auf der anderen Seite, dürfen die<br />

Sorgen von Eltern nicht ignoriert werden. Eltern behinderter Kinder sind zurecht<br />

besorgt darum, dass ihre Kinder Misserfolge <strong>und</strong> Enttäuschungen nicht verkraften<br />

können, sind doch gerade Menschen mit Behinderungen ihr ganzes Leben lang<br />

diesem Risiko in extremer Form ausgesetzt.<br />

Der Prozess zu mehr Selbstbestimmung geschieht, wie bereits in Kapitel 7.1<br />

angesprochen, nicht von ‚heut’ auf morgen’. Mittler ist der Ansicht, dass auf dem<br />

Weg zu mehr Selbstbestimmung Eltern <strong>und</strong> Pädagogen gemeinsam einen Ausweg<br />

aus den existierenden Problemen finden müssen. Eltern müssen ermutigt werden, in<br />

ihren Kindern das Vertrauen in die eigenen Potentiale zu wecken. Dies kann nur<br />

schrittweise geschehen <strong>und</strong> Schule <strong>und</strong> Elternhaus müssen zusammenar<strong>bei</strong>ten, um<br />

dies zu bewirken. „Dieser Prozess beginnt schon in einem sehr frühen Alter, <strong>und</strong><br />

dazu gehört auch, jede sich bietende Gelegenheit zu nutzen, Auswahlmöglichkeiten<br />

bereitzustellen:...“ (Mitttler 1997, 277). Für den familiären wie für den schulischen<br />

Bereich (vgl. Kap. 7.3) bedeutet dies, <strong>bei</strong>spielsweise die Wahl eines Spielzeugs,<br />

eines Kleidungsstückes, eines Getränkes oder einer Speise, etc., mit Hilfe<br />

Unterstützter Kommunikation zu ermöglichen.<br />

„Es sollte jede Gelegenheit geboten werden, selbst sehr junge Kinder zu befähigen,<br />

ein gewisses Maß an Kontrolle <strong>und</strong> Mitbestimmung über ihre Umwelt auszuüben.<br />

Kindern sollten immer wieder Erfahrungen bereitgestellt werden, die es ihnen<br />

ermöglichen zu verstehen, daß durch ihr Tun bestimmt wird, was geschieht; sei es<br />

einen Schalter zu drehen, [...] oder einen Computer zu bedienen“ (Mittler 1997,<br />

277).<br />

Die Mutter eines Mädchen mit <strong>Rett</strong>-Syndroms, die alternative Kommunikation<br />

einsetzt, berichtete uns, dass mit den Kommunikationshilfen alles viel länger dauert.<br />

Ihre Tochter hingegen will <strong>bei</strong>m Essen aber alles möglichst schnell haben, was nicht<br />

ohne Konflikte abläuft. Dennoch erachtet die Mutter es als wichtig weiterzumachen,<br />

www.foepaed.<strong>net</strong> 133

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