„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net
„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net
„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
„Handeln stellt letztlich eine Verbindung zwischen Individuum <strong>und</strong> Umwelt her,<br />
wir erfahren handelnd die Umwelt aus unserer Sicht, auch wenn wir uns da<strong>bei</strong><br />
ihren Gegebenheiten anpassen. Soweit wir sie da<strong>bei</strong> verändern, passen wir die<br />
Umwelt uns an, schaffen wir ein Stück Umwelt; wir erfahren Umwelt als unser<br />
Werk“ (ebd., 97).<br />
Diese Verbindung wird unseres Erachtens <strong>dann</strong> empfindlich gestört, wenn <strong>bei</strong> der<br />
Beurteilung der Fähigkeiten der Mädchen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom vor, wenn die nach<br />
außen, der Umwelt gezeigten Handlungen der Mädchen mit ihrer kognitiven<br />
Entwicklung gleichgesetzt werden (vgl. Kap. 5.1). Dies ist in der Vergangenheit oft<br />
geschehen <strong>und</strong> spiegelt sich auch heute noch in der Literatur zum <strong>Rett</strong>-Syndrom<br />
wider, <strong>und</strong> auch die Erfahrungen von Kim Johnson belegen uns dies (vgl. Crossley<br />
1997, 143). Deshalb ist es wichtig, dass jedes kommunikative Signal sensibel<br />
aufgenommen wird <strong>und</strong> im Sinne Mühls Handlungsspielräume eröff<strong>net</strong> werden, die<br />
zu selbstbestimmtem Verhalten einladen. Dem Schüler muss mehr <strong>und</strong> mehr die<br />
Verantwortung für sich <strong>und</strong> sein Handeln zugestanden werden.<br />
Gunton stellte eine ‚Allgemeine Philosophie’ auf; Gr<strong>und</strong>sätze für einen Unterricht<br />
mit schwer geistigbehinderten Kindern, die zudem in ihrer Kommunikation<br />
beeinträchtigt sind. Diese werden hier zusammengefasst wiedergegeben:<br />
1. Die Schüler sollen zu allen Zeiten mit Respekt <strong>und</strong> Würde behandelt werden.<br />
Es sollte über niemanden diskutiert oder gesprochen werden, als ob er gar<br />
nicht da wäre.<br />
2. Der Schüler sollte, wann immer möglich, nach seiner Meinung gefragt<br />
werden.<br />
3. Schüler sollten Fehler machen dürfen.<br />
4. Die Schüler sollten befähigt werden Entscheidungen zu treffen.<br />
5. Jedem Elternteil sollte gesagt werden, dass dies die Philosophie der Schule<br />
ist. (vgl. Gunton in Mittler 1997, 279)<br />
Wenn diese Prinzipien beachtet werden, <strong>dann</strong> besteht unserer Meinung nach nicht<br />
die Gefahr, dass der dominierende Anteil im Schulalltag fremdbestimmt bleibt.<br />
Außerdem ist darauf zu achten, dass in der Hektik des Schulalltags nicht ‚mal eben<br />
schnell’ eine Entscheidung ‚zum Wohle des Kindes’ getroffen wird. Alternative<br />
Kommunikation bietet hier<strong>bei</strong> Hilfen, schnell <strong>und</strong> eindeutig eine Entscheidung zu<br />
fällen, wenn die Bereitschaft dazu besteht, das Kind als Partner zu respektieren.<br />
www.foepaed.<strong>net</strong> 131