„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net
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eben darin zeigt, wie wir Menschen begegnen <strong>und</strong> wie weit wir bereit sind, uns auf<br />
den Dialog, wie auch immer er gestaltet sein mag, einzulassen.<br />
Auch wir möchten uns von der defektologisch-reduktionistischen Sichtweise von<br />
Behinderung verabschieden <strong>und</strong> in unserer Ar<strong>bei</strong>t die Fähigkeiten der Menschen, die<br />
man ‚geistig’ behindert nennt, am Beispiel des <strong>Rett</strong>-Syndroms herausstellen.<br />
Fornefeld sieht den Menschen mit einer geistigen Behinderung als ein Individuum,<br />
als ein ganzheitliches Wesen mit Eigenschaften <strong>und</strong> Kompetenzen in einem sozialen<br />
Kontext (vgl. Fornefeld 2000, 68). Nicht die Schädigung stellt die geistige<br />
Behinderung dar, sondern sie ist nur das auslösende Moment für den Prozess, der zu<br />
einer Behinderung führt. Faktoren aus dem Umfeld, also aus der Gesellschaft <strong>und</strong> der<br />
Erziehung sowie individuelle Faktoren bedingen letztendlich den lebenslangen<br />
Prozess der geistigen Behinderung (vgl. ebd., 72).<br />
Daraus ergeben sich für uns auch Konsequenzen für die Ar<strong>bei</strong>t mit Menschen mit<br />
einer geistigen Behinderung. Wir sehen in diesen Menschen autonome Partner, die<br />
sich verändern <strong>und</strong> ihre Welt mit uns immer wieder neu gestalten. Hierzu benötigen<br />
einige persönliche Assistenz, Partner, die ihnen helfen, Barrieren zu überwinden.<br />
Diese positive Gr<strong>und</strong>einstellung zum Menschen lässt sich auch in der<br />
humanistischen Psychologie wiederfinden. Autonomie, Streben nach<br />
Selbstverwirklichung <strong>und</strong> Eigenverantwortlichkeit sind Kennzeichen der<br />
menschlichen Existenz, die auf Wachstum eingestellt ist (vgl. Kristen 1999, 53;<br />
Flammer 1996, 101). Kommunikation ist von existentieller Bedeutung, wenn wir<br />
gemeinsam leben wollen. Die Aufgabe der Pädagogik sowie das Anliegen dieser<br />
Ar<strong>bei</strong>t ist es, diese Hilfestellungen zu gewährleisten, um den betroffenen Menschen<br />
ein Leben in Selbstbestimmung zu ermöglichen.<br />
Abschließendes Wort der Einleitung soll diese Mahnung Crossleys sein, die uns als<br />
‚Leitstern’ für diese Ar<strong>bei</strong>t <strong>und</strong> für unser pädagogisches Handeln dient:<br />
„Doch sind wir die Verlierer, wenn wir ihnen, durch unsere Trägheit <strong>und</strong><br />
Ignoranz, weiterhin die Stimme verweigern <strong>–</strong> denn wir verpassen die Chance,<br />
mit außergewöhnlichen Menschen zu sprechen <strong>und</strong> von ihnen zu lernen“<br />
(Crossley/McDonald [1989], 1993, 248)<br />
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