„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net
„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net
„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
nichtbehinderten Kinder dazu <strong>bei</strong>tragen müssen, dass die Kinder aufeinander<br />
zugehen.<br />
7.3 “I CAN DO IT I LIKE TYPING” oder:<br />
Mehr Selbstbestimmung durch alternative Kommunikation im<br />
Schultag<br />
“I CAN DO IT I LIKE TYPING“ (Johnson in Crossley 1997, 147), schreibt Kim<br />
Johnson mit einem Headpointer’ (dt. Kopfstab) in der zweiten Sitzung am DEAL<br />
Communication Centre. Eine außergewöhnliche Leistung für jemanden, dem eine<br />
Schulausbildung als Kind verwehrt wurde. Ihr Beispiel zeigte uns am deutlichsten,<br />
wie wichtig es ist, hinter die Fassade des Sichtbaren zu blicken. Kim hat erst sehr<br />
spät die Möglichkeit erhalten, sich schriftsprachlich zu äußern. Die Bedeutung, den<br />
Mädchen <strong>und</strong> Frauen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom möglichst früh den Zugang zur Schrift zu<br />
ermöglichen, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es für die Mädchen mit<br />
<strong>Rett</strong>-Syndrom auch noch andere Lernziele in der Schule geben muss.<br />
Selbstbestimmung ist eines von ihnen.<br />
In Kapitel 7.1 wiesen wir bereits darauf hin, dass gerade Menschen mit schweren<br />
Behinderungen häufig einen hohen Grad an Fremdbestimmung im Alltag erfahren.<br />
Mühl vertritt die Position, dass im Erziehungsprozess Selbstbestimmung von<br />
Fremdbestimmung abhängig ist. Ferner vertritt er die Einstellung, dass insbesondere<br />
im Schulalltag Fremdbestimmung nur <strong>dann</strong> ausgeübt werden darf, wenn<br />
Selbstbestimmung noch nicht gelingt.<br />
„Kindheit <strong>und</strong> Jugend sind unter anderem dadurch definiert, daß ihnen nicht das<br />
Ausmaß an Selbstbestimmung wie dem Erwachsenenstatus zukommt, nicht, um an<br />
ihm Macht auszuüben, sondern weil sie noch nicht die Kompetenzen zur<br />
Selbstbestimmung voll erreicht haben“ (Mühl 1997, 312).<br />
Wir schließen uns seiner Position an <strong>und</strong> weisen nochmals ausdrücklich darauf hin,<br />
dass <strong>bei</strong> Mädchen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom dieser Prozess sehr lange dauern kann.<br />
Selbstbestimmung ist eben nicht nur vom Grad einer Behinderung, sondern auch<br />
vom Alter abhängig. Deshalb plädieren wir in dieser Ar<strong>bei</strong>t mit Nachdruck für den<br />
frühzeitigen Einsatz alternativer Kommunikation, um den Prozess von der Fremd-<br />
zur Selbstbestimmung zu fördern. Das Risiko, die von den Mädchen gesendeten<br />
www.foepaed.<strong>net</strong> 129