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„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net

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Außerdem muss das soziokulturelle Umfeld (Familie, Klassenstruktur, etc.)<br />

daraufhin untersucht werden, inwieweit es Nähe, Kommunikation <strong>und</strong><br />

Unabhängigkeit der Mädchen unterstützt. Lindberg, aber auch Evans <strong>und</strong> Meyer<br />

weisen daraufhin, dass es wichtig ist, das soziale Umfeld der Mädchen mit <strong>Rett</strong>-<br />

Syndrom für die kommunikativen Signale, die sie aussenden, zu sensibilisieren (vgl.<br />

Evans/Meyer 2001, 168; Lindberg 2000, 131; Kap. 4.2). Am Beispiel Georgias wird<br />

deutlich, dass trotz begrenzter motorischer <strong>und</strong> sprachlicher Fähigkeiten es für<br />

Mädchen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom möglich ist, durch Gesten, Mimik <strong>und</strong> Unterstützte<br />

Kommunikation Fre<strong>und</strong>e zu finden.<br />

Georgia ist die älteste von drei Töchtern einer katholischen Mittelstandsfamilie in<br />

Neuseeland. Ihre Eltern haben von Anfang an versucht, Georgia trotz der Diagnose<br />

‚<strong>Rett</strong>-Syndrom’ in alle Lebensbereiche zu integrieren. Sie hat eine integrative<br />

Vorschule <strong>und</strong> eine integrative Gr<strong>und</strong>schule besucht, bis sie in die lokale<br />

Gesamtschule wechselte. Dort wurde für sie eine Vollzeitassistentin eingestellt, die<br />

sie sowohl <strong>bei</strong>m Laufen unterstützte als auch die Unterrichtsmaterialien für sie<br />

modifizierte. Aufgr<strong>und</strong> ihrer körperlichen Behinderung gab es an der Schule für<br />

Georgia gelegentlich Sonderregeln, wie z.B. ein paar Minuten im Unterricht zu spät<br />

zu erscheinen. Evans <strong>und</strong> Meyer warnen eindringlich vor solchen Maßnahmen, da<br />

diese in der Regel dazu führen, dass nichtbehinderte Kinder das behinderte Kind als<br />

‚irgendwie anders’ empfinden <strong>und</strong> aussondern (vgl. Evans/Meyer 2001, 169). Diese<br />

These belegt eine weitere Untersuchung (vgl. Evans et al. 1994).<br />

Der Beobachtungszeitraum der Untersuchung umfasste zwei Schuljahre. Wir<br />

beschränken uns hier auf die verschiedenen Fre<strong>und</strong>schaften <strong>und</strong> Haltungen der<br />

nichtbehinderten Kinder gegenüber Georgia, die sich in dieser Zeit entwickelten.<br />

„Nur ein anderes Kind“ (just another kid) - ist eine Einstellung gegenüber dem<br />

Menschen mit Behinderung, die nicht die Behinderung in den Mittelpunkt stellt,<br />

sondern, dass es sich in erster Linie um ein anderen Menschen handelt. Georgias<br />

Eltern sorgten <strong>bei</strong>spielsweise dafür, dass ihre Tochter den örtlichen<br />

Konfirmandenunterricht ohne ihre Assistenz besuchen konnte. Sie gaben den<br />

Mitar<strong>bei</strong>tern jedoch jegliche Unterstützung, die benötigt wurde, damit Georgia sich<br />

beteiligen konnte. In der Schule ließen die Eltern eine Frage-Antwort-Box aufstellen,<br />

www.foepaed.<strong>net</strong> 125

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