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„Diagnose: Rett-Syndrom“ – und dann? - bei föpäd.net

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Selbstbestimmung auch für diese Klientel ermöglicht? Können Menschen mit <strong>Rett</strong>-<br />

Syndrom Fre<strong>und</strong>e finden?<br />

Diese Fragen sollen diskutiert werden <strong>und</strong> nicht zuletzt soll sich auch unser<br />

Leitfaden an der Leitidee ‚Selbstbestimmung’ messen lassen, bevor wir ein<br />

gemeinsames Resümee aus unserer Ar<strong>bei</strong>t anstreben.<br />

Die Begegnungen mit den Mädchen <strong>und</strong> Frauen mit <strong>Rett</strong>-Syndrom waren für uns<br />

eine Bereicherung. Sie <strong>und</strong> viele andere Menschen, die am DEAL Communication<br />

Centre gestützt oder unterstützt kommunizieren, führen uns vor Augen, dass die<br />

Umwelt, die Realität <strong>und</strong> die Kommunikation subjektiv geschaffene Phänomene<br />

sind, die von Lebewesen hervorgebracht werden. Maturana <strong>und</strong> Varela sprechen<br />

davon, dass „Gewissheiten keine Beweise der Wahrheit sind, daß die Welt, wie<br />

jedermann sie sieht, nicht die Welt ist, sondern eine Welt, die wir mit anderen<br />

hervorbringen“ (Maturana/Varela 1987, 263).<br />

Dieses Zitat impliziert für unser Bild vom Menschen, dass wir nicht ohne die<br />

Anderen existieren können. Es bedeutet auch, dass wir nicht auf unserer Sicht der<br />

Dinge beharren können, da wir sonst den Anderen in seiner Existenz verneinen.<br />

„Wollen wir mit der anderen Person koexistieren, müssen wir sehen, daß ihre<br />

Gewissheit <strong>–</strong> so wenig wünschenswert sie uns auch erscheinen mag genauso<br />

legitim <strong>und</strong> gültig ist wie unsere“ (ebd., 264).<br />

Dies hat auch Auswirkungen auf unseren Begriff von ‚geistiger Behinderung’, den<br />

wir an dieser Stelle klären möchten, weil sich die folgende Ar<strong>bei</strong>t mit sogenannten<br />

geistig behinderten Mädchen befasst. Da<strong>bei</strong> beziehen wir uns auf Sichtweisen, die<br />

für die pädagogische Ar<strong>bei</strong>t mit diesem Personenkreis relevant sind. Nach<br />

Auffassung konstruktivistischer Theorien muss beachtet werden, dass<br />

Betrachtungsweisen immer subjektiv, d. h. vom Beobachter abhängig sind.<br />

Feuser, der sich an den radikalen Konstruktivismus anlehnt, vertritt die Ansicht, dass<br />

es Menschen mit einer geistigen Behinderung nicht gibt (vgl. Feuser, 1996, 18). Das<br />

Phänomen der geistigen Behinderung stellt für ihn eine Zuschreibung dar, die auf<br />

gesellschaftlichen Normen <strong>und</strong> der subjektiven Wahrnehmung der Betrachter beruht<br />

(vgl. ebd., 19). Evans <strong>und</strong> Meyer (2001) sind ebenfalls der Ansicht, dass<br />

Behinderung in erster Linie ein soziales Konstrukt ist, was sich unseres Erachtens<br />

www.foepaed.<strong>net</strong> 12

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