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Rheinisches Institut für Fort- und Weiterbildung in der Psychiatrie ...

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.<br />

<strong>Rhe<strong>in</strong>isches</strong> <strong>Institut</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Fort</strong>- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong> -RIPs-<br />

Pflegediagnosen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong><br />

Manual zur Multiplikatorenschulung<br />

<strong>für</strong> die E<strong>in</strong>führung von Pflegediagnosen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong><br />

zusammengestellt von:<br />

Ute Sturm<br />

Rhe<strong>in</strong>. <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Fort</strong>- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong> –RIPs-<br />

Halfeshof 2a<br />

0212-4007215<br />

www.rips.lvr.de<br />

ute.sturm@lvr.de<br />

Stand: Juni 2004


INHALT<br />

EINLEITUNG 2<br />

TEIL I 3<br />

1. DIE PFLEGEANAMNESE...................................................................................................................... 3<br />

DAS PFLEGERISCHE AUFNAHMEGESPRÄCH............................................................................................. 3<br />

DER PFLEGEDIAGNOSENORIENTIERTE ANAMNESEBOGEN ...................................................................... 4<br />

DURCHFÜHRUNG ..................................................................................................................................... 5<br />

DIE ARBEIT MIT DEM ANAMNESEBOGEN ................................................................................................ 8<br />

2. DIDAKTISCHES VORGEHEN ............................................................................................................... 8<br />

TEIL II 10<br />

1. PFLEGEDIAGNOSEN.......................................................................................................................... 10<br />

ZUM BEGRIFF DER DIAGNOSE IN DER PFLEGE ...................................................................................... 10<br />

AUFBAU UND INHALT VON PFLEGEDIAGNOSEN.................................................................................... 11<br />

PFLEGEDIAGNOSENTYPEN..................................................................................................................... 13<br />

WIE MAN EINE PFLEGEDIAGNOSE ERSTELLT......................................................................................... 15<br />

ÜBERPRÜFUNG DER PFLEGEDIAGNOSEN............................................................................................... 16<br />

BEURTEILUNGSKRITERIEN HINSICHTLICH DER QUALITÄT DER PFLEGEDIAGNOSEN ............................ 16<br />

2. DIDAKTISCHES VORGEHEN ............................................................................................................. 17<br />

TEIL III 19<br />

1. PFLEGEZIELE.................................................................................................................................... 19<br />

KRITERIEN ZUR FORMULIERUNG DER PFLEGEZIELE ............................................................................. 19<br />

PFLEGEZIELE IM ZUSAMMENHANG MIT PFLEGEDIAGNOSEN ................................................................ 20<br />

2. DIDAKTISCHES VORGEHEN ............................................................................................................. 21<br />

TEIL IV 22<br />

1. PFLEGEMAßNAHMEN / PFLEGEINTERVENTIONEN ......................................................................... 22<br />

FORMULIERUNG DER PFLEGEMAßNAHMEN........................................................................................... 22<br />

AUSWAHL DER PFLEGEMAßNAHMEN .................................................................................................... 22<br />

DURCHFÜHRUNG DER PFLEGEMAßNAHMEN ......................................................................................... 23<br />

2. DER PFLEGEBERICHT ...................................................................................................................... 23<br />

3. DIE BEURTEILUNG DER PFLEGEWIRKUNG - EVALUATION ........................................................... 24<br />

ARTEN DER AUSWERTUNG.................................................................................................................... 25<br />

DER EVALUATIONSPROZESS IN FÜNF SCHRITTEN................................................................................. 25<br />

LITERATUR 28<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004


E<strong>in</strong>leitung<br />

Der LVR hat sich dazu entschlossen, <strong>in</strong> den Rhe<strong>in</strong>ischen Kl<strong>in</strong>iken zur verbesserten Darstellung<br />

pflegerischer Arbeit das Klassifikationssystem <strong>der</strong> Pflegediagnosen e<strong>in</strong>zuführen. Damit<br />

wird e<strong>in</strong> <strong>in</strong>novativer Anlauf genommen, zum e<strong>in</strong>en die Transparenz pflegerischer Tätigkeiten<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Versorgung psychisch erkrankter Menschen zu erhöhen. Mit <strong>der</strong> zu erwartenden<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Transparenz wird jedoch gleichzeitig e<strong>in</strong> weiterer wichtiger Schritt <strong>in</strong><br />

Gang gesetzt, nämlich das Orig<strong>in</strong>äre <strong>der</strong> Pflege <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen Versorgung deutlicher<br />

zu beschreiben. Dem breiten Spektrum pflegerischer Tätigkeiten, das bekannter Weise an<br />

vielen Stellen Überschneidungen mit den Tätigkeiten an<strong>der</strong>er Berufsgruppen aufweist <strong>und</strong><br />

dabei nach außen h<strong>in</strong> manchmal vergleichsweise konturlos wirken mag, soll mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung<br />

von Pflegediagnosen e<strong>in</strong>e Tiefendimension verliehen werden, die das Profil <strong>der</strong> Profession<br />

Pflege schärft.<br />

Die Implementierung von Pflegediagnosen <strong>in</strong> den pflegerischen Versorgungsalltag ist e<strong>in</strong><br />

langwieriger Prozess <strong>und</strong> steht <strong>in</strong> den Rhe<strong>in</strong>ischen Kl<strong>in</strong>iken erst am Beg<strong>in</strong>n. Das hier vorliegende<br />

Schulungsmanual soll dabei helfen, den Implementierungsprozess vorzubereiten,<br />

<strong>in</strong>dem es den Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen, die den Prozess <strong>in</strong> den Kl<strong>in</strong>iken begleiten, den Multiplikatoren,<br />

e<strong>in</strong>e Arbeitshilfe da<strong>für</strong> an die Hand gibt, die MitarbeiterInnen vor Ort zu schulen.<br />

Der Erfolg dieses Manuals, das <strong>in</strong> <strong>der</strong> vorliegenden Form e<strong>in</strong>e erste Entwicklungsstufe darstellt,<br />

se<strong>in</strong>e Weiterentwicklung <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Alltagstauglichkeit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> wesentlichem Maße davon<br />

abhängig, dass die Multiplikatoren ihre Erfahrungen mit dem Manual zusammentragen<br />

<strong>und</strong> ihre Verbesserungsvorschläge <strong>und</strong> –wünsche e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen können.<br />

Dazu bietet das RIPs den Rhe<strong>in</strong>ischen Kl<strong>in</strong>iken <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Multiplikatoren Sem<strong>in</strong>are zur<br />

Multiplikatorenschulung an. In den Sem<strong>in</strong>aren werden Aufbau, Inhalt <strong>und</strong> Durchführung von<br />

Vor-Ort-Schulungen von MitarbeiterInnen behandelt. Im E<strong>in</strong>zelnen beschäftigen sie sich damit,<br />

wie man Gr<strong>und</strong>lagenwissen zu Pflegediagnosen praxisrelevant vermittelt (Basis dieser<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung s<strong>in</strong>d die Pflegediagnosen <strong>der</strong> NANDA) <strong>und</strong> Fragen <strong>und</strong> Probleme <strong>der</strong><br />

Implementierung angeht. Zudem stellt das RIPs zur Sicherstellung des Erfolgs des Implementierungsprozesses<br />

neben dem Know How se<strong>in</strong>er MitarbeiterInnen auch se<strong>in</strong>e guten Kontakte<br />

zu <strong>in</strong>ternational anerkannten fachlichen Experten zur Verfügung, die auf dem Gebiet<br />

<strong>der</strong> Implementierung von Pflegediagnosen e<strong>in</strong>en enormen Vorsprung vor dem Stand <strong>der</strong><br />

Entwicklung <strong>in</strong> Deutschland aufweisen.<br />

Die Erstellung des vorliegenden Schulungsmanuals wurde durch e<strong>in</strong>ige österreichische Pflegefachleute<br />

unterstützt, denen ich an dieser Stelle me<strong>in</strong>en herzlichen Dank <strong>für</strong> die fre<strong>und</strong>liche<br />

<strong>und</strong> uneigennützige Überlassung e<strong>in</strong>iger wichtiger Bauste<strong>in</strong>e des Manuals ausdrücken<br />

möchte: Harald STEFAN, akademischer Pflegemanager, Oberpfleger, Otto-Wagner–Spital <strong>in</strong><br />

Wien <strong>und</strong> Josef Eberl, akademischer Pflegemanager, Krankenpflegeschule am Otto-<br />

Wagner–Spital <strong>in</strong> Wien. Darüber h<strong>in</strong>aus habe ich ihre allen Fragen gegenüber stehende offene<br />

Art <strong>und</strong> lebhafte Bereitschaft, ihre Erfahrungen im Umgang mit <strong>der</strong> Implementierung von<br />

Pflegediagnosen im psychiatrischen Kontext zu vermitteln, sehr genossen. Danken möchte<br />

ich auch Stephan Wolff, Fachkrankenpfleger <strong>für</strong> <strong>Psychiatrie</strong>, Pflegeexperte am Stadtkrankenhaus<br />

<strong>in</strong> Hanau <strong>für</strong> die hilfreichen Rückmeldungen <strong>und</strong> die Arbeitsmaterialien.<br />

Ute Sturm<br />

<strong>Rhe<strong>in</strong>isches</strong> <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Fort</strong>- <strong>und</strong> <strong>Weiterbildung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Psychiatrie</strong>, RIPs Sol<strong>in</strong>gen,<br />

im Mai 2004<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

2


Multiplikatorenschulung - Pflegediagnosen<br />

„Pflege ist die hohe Kunst des Erkennens, Verstehens <strong>und</strong> Anteilnehmens. Alles was Pflegende<br />

tun, baut auf diesem F<strong>und</strong>ament auf.“ (Schrems 2003, Vorwort)<br />

Teil I<br />

1. Die Pflegeanamnese<br />

Die Pflegeanamnese ist die Informationssammlung, auf <strong>der</strong>en F<strong>und</strong>ament <strong>der</strong> gesamte Pflegeprozess<br />

aufgebaut wird. Diese Informationssammlung umfasst vor allem den physischen<br />

<strong>und</strong> psychischen Zustand des Patienten, se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnisse (<strong>und</strong> die se<strong>in</strong>er Angehörigen<br />

!), das Ausmaß <strong>der</strong> Pflegebedürftigkeit, die Pflegeprobleme <strong>und</strong> die Fähigkeit zur<br />

Mitarbeit (=Ressourcenerhebung). Die Pflegeanamnese ist darüber h<strong>in</strong>aus die Informationssammlung,<br />

anhand <strong>der</strong> die Pflegediagnosen nachvollziehbar gestellt werden, <strong>und</strong> die Pflegediagnosen<br />

wie<strong>der</strong>um liefern die Gr<strong>und</strong>lagen zur Auswahl von Pflegehandlungen <strong>und</strong> leiten<br />

zur Pflegeplanung über. Somit wird deutlich, dass die Pflegeanamnese als Ausgangspunkt<br />

des Pflegeprozesses große Bedeutung hat <strong>und</strong> dass alle nachfolgenden Schritte des Pflegeprozesses<br />

von <strong>der</strong> Qualität, Aussagekraft <strong>und</strong> Nachvollziehbarkeit <strong>der</strong> Pflegeanamnese abhängig<br />

s<strong>in</strong>d. (vgl. Vere<strong>in</strong> S.E.P.P. Orientierungshilfe, Anamnesebogen)<br />

Ziele <strong>der</strong> Pflegeanamnese s<strong>in</strong>d:<br />

(vgl. Collier, McCash, Bartram 1998, 42)<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

3<br />

(→ Folie 1/I)<br />

� die Initiierung des Pflegeprozesses durch Bereitstellung von Daten, die als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong><br />

die weiteren Schritte des Pflegeprozesses dienen;<br />

� die Identifizierung von Bedürfnissen <strong>und</strong> Dienstleistungen, die <strong>für</strong> die Erreichung ergebnisrelevanter<br />

Kriterien von Bedeutung s<strong>in</strong>d;<br />

� <strong>der</strong> Transfer klientenspezifischer Daten an an<strong>der</strong>e Leistungsanbieter im Ges<strong>und</strong>heitswesen;<br />

� die kont<strong>in</strong>uierliche Beschaffung von Daten zur Bewertung <strong>der</strong> Effizienz pflegerischer Interventionen;<br />

� <strong>der</strong> gesetzlich vorgeschriebener Nachweis, dass die E<strong>in</strong>schätzung des Klienten <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

mit den Gesetzen zur Pflegepraxis <strong>und</strong> zu den Praxisstandards des jeweiligen<br />

Landes durchgeführt wurde.<br />

Das pflegerische Aufnahmegespräch<br />

Neben <strong>der</strong> Erfassung von pflegespezifischen Informationen hat das Aufnahmegespräch e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Funktion beim Aufbau e<strong>in</strong>er Beziehung. Das Aufnahmegespräch stellt meist den<br />

ersten Kontakt zwischen dem Patienten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Pflegeperson dar. Weil sich die ersten E<strong>in</strong>drücke<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er fremden Umgebung <strong>und</strong> Atmosphäre beson<strong>der</strong>s e<strong>in</strong>prägen, s<strong>in</strong>d diese von<br />

weitreichen<strong>der</strong> Bedeutung. Bei <strong>der</strong> stationären Aufnahme bleiben sie im Gedächtnis des<br />

Patienten haften <strong>und</strong> begleiten ihn. (vgl. Käppeli 2000, 74 f.) Man weiß heute, dass die Aufnahmesi-


tuation entscheidenden E<strong>in</strong>fluss darauf hat, wie sich e<strong>in</strong> Patient auf die Behandlung e<strong>in</strong>lassen<br />

kann, <strong>und</strong> darüber h<strong>in</strong>aus, dass die erste Behandlung entscheidenden E<strong>in</strong>fluss darauf<br />

hat, wie e<strong>in</strong> Mensch sich auf zukünftige Behandlungen e<strong>in</strong>lassen kann.<br />

Durch das Aufnahmegespräch entsteht die Möglichkeit, e<strong>in</strong>e tragfähige Beziehung zum Patienten<br />

aufzubauen, ihn als Menschen kennen zu lernen <strong>und</strong> ihm zu ermöglichen, auch die<br />

Pflegeperson kennen zu lernen <strong>und</strong> Vertrauen zu ihr zu fassen. Der Patient erhält das Gefühl,<br />

verstanden zu werden, <strong>und</strong> kann im Kontakt zur Pflegeperson Ängste <strong>und</strong> Unsicherheiten<br />

abbauen.<br />

E<strong>in</strong>e pflegewissenschaftliche Untersuchung aus <strong>der</strong> Schweiz, die sich mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong><br />

Pflegediagnostik beschäftigt, hatte u.a. zum Ergebnis, dass das subjektive Bef<strong>in</strong>den <strong>der</strong> Patienten<br />

gesteigert werden konnte, was maßgeblich auf das Führen <strong>der</strong> Aufnahmegespräche<br />

zurückzuführen ist. Die befragten Patienten bestätigten, dass die Pflegeperson aus dem<br />

Aufnahmegespräch als Ansprechpartner <strong>für</strong> Fragen <strong>und</strong> Probleme zur Verfügung standen<br />

<strong>und</strong> dass dadurch bestehende Ängste abgebaut werden konnten. Beson<strong>der</strong>s wichtig war den<br />

Patienten die menschliche Zuwendung <strong>und</strong> die Kontaktaufnahme zu den Pflegenden, wodurch<br />

sie sich von den Pflegenden anerkannt fühlten. (vgl. Käppeli 2000, 78)<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus ist klar, dass die zwischenmenschlichen Faktoren von entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung<br />

s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> die Erlangung von gültigen <strong>und</strong> relevanten Informationen von dem Patienten.<br />

Der pflegediagnosenorientierte Anamnesebogen<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

4<br />

(→ Folie 2/I)<br />

Die Pflegeanamnese als Ersterhebung ist e<strong>in</strong>malig zu Beg<strong>in</strong>n des Krankenhausaufenthaltes<br />

des Patienten zu erheben. Es hat sich als s<strong>in</strong>nvoll erwiesen, wenn die Pflegedienstleitung<br />

klare Angaben macht, <strong>in</strong> welchem Zeitraum die Ersterhebung durchgeführt werden soll. Erfahrungen<br />

haben gezeigt, dass e<strong>in</strong> Zeitraum von 48 St<strong>und</strong>en realistisch ist, wobei sich <strong>der</strong><br />

Zeitraum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gerontopsychiatrie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel auf 72 St<strong>und</strong>en erweitert. Mit <strong>der</strong> Ersterhebung<br />

ist die Infosammlung nicht abgeschlossen. Natürlich kommen im Laufe <strong>der</strong> Behandlung<br />

wichtige Informationen zur Pflege <strong>und</strong> Behandlung h<strong>in</strong>zu (die evtl. auch auf dem Anamnesebogen<br />

mit Datum vermerkt werden sollten). Üblicherweise wird <strong>der</strong> Anamnesebogen im<br />

Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> nicht mehr verän<strong>der</strong>t. Laufende Verän<strong>der</strong>ungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflegeplanung <strong>und</strong> im<br />

Pflegebericht zu dokumentieren. Zu dieser Handhabung benötigt man Regelungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Kl<strong>in</strong>ik. Die Pflegeanamnese ist <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie mit dem Patienten zu erheben! Sollte <strong>der</strong> Zustand<br />

des Patienten dies nicht ermöglichen, wird die Pflegeanamnese mit den Patienten nahe<br />

stehenden Personen durchgeführt. Sollte dies alles nicht zutreffen, stützen sich die Pflegenden<br />

auf ihre Beobachtungen. Der pflegediagnosenorientierte Anamnesebogen belegt<br />

den pflegerischen Aufnahmezustand des Patienten. Er ist Bestandteil <strong>der</strong> Krankengeschichte<br />

(Patientendokumentation) <strong>und</strong> als Dokument zu werten. (vgl. Vere<strong>in</strong> S.E.P.P. Orientierungshilfe, Anamnesebogen)<br />

Die Beson<strong>der</strong>heit dieses Instrumentes zur Erhebung <strong>der</strong> Pflegeanamnese liegt dar<strong>in</strong>, dass<br />

durch die Glie<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>ke Spalte (= Pflegeanamnese) <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e mittlere Spalte (=<br />

Pflegediagnosen) e<strong>in</strong> Brückenschlag zu den Pflegediagnosen erleichtert wird. Die rechte<br />

Spalte be<strong>in</strong>haltet mögliche Fragen, die behilflich se<strong>in</strong> sollen, die Informationen zu den Bereichen<br />

zu erheben.


Inhaltlicher Aufbau des pflegediagnosenorientierten Anamnesebogens<br />

Diese Glie<strong>der</strong>ung <strong>für</strong> die Datensammlung <strong>und</strong> –zusammenfassung konzentriert sich auf pflegerische<br />

Phänomene, nämlich die menschlichen Reaktionen auf aktuelle <strong>und</strong> potentielle Ges<strong>und</strong>heitsprobleme.<br />

Damit kann Pflege e<strong>in</strong>en wichtigen <strong>und</strong> eigenständigen Beitrag zur Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />

leisten. Untersuchungen zu <strong>der</strong> Fragestellung, mit welchen Problemen<br />

Menschen mediz<strong>in</strong>ische Hilfe aufsuchen, haben ergeben, dass Menschen sich nicht alle<strong>in</strong>e<br />

wegen Krankheitssymptomen an Ges<strong>und</strong>heitsfachberufe wenden, son<strong>der</strong>n erst dann, wenn<br />

die Verän<strong>der</strong>ung von Ges<strong>und</strong>heit zu Krankheit Auswirkungen auf Arbeit o<strong>der</strong> soziale Aktivitäten<br />

hatten. Wenn die Symptome tägliche Aktivitäten bee<strong>in</strong>trächtigen, gehen Menschen zum<br />

Arzt. (vgl. Gordon, Bartholomeyczik 2001, 207) Also leistet Pflege e<strong>in</strong>en eigenständigen <strong>und</strong> patientenorientierten<br />

Beitrag zur Behandlung, wenn sie die Auswirkung <strong>der</strong> Erkrankung auf das Leben<br />

<strong>der</strong> Menschen betrachtet. Natürlich geht es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge auch darum, hier mit Interventionen<br />

zur Bewältigung von Krankheit <strong>und</strong> o<strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung anzusetzen. Es geht darum, das<br />

Krankse<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Mittelpunkt <strong>der</strong> Betrachtung zu nehmen, nicht die Krankheit.<br />

Vergleich Mediz<strong>in</strong>ische Diagnose / Pflegediagnose (I)<br />

(Höhmann 1995, 51)<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Pflegediagnose<br />

Diagnose<br />

Ziel <strong>der</strong> Erkenntnis Krankheit Krankse<strong>in</strong><br />

Mittel <strong>der</strong> Erkenntnis Anamnese, Bef<strong>und</strong>, Anamnese, Bef<strong>und</strong><br />

technische Hilfsmittel<br />

Ordnungssystem Organe, Nosologie ATL’s, menschliche<br />

Reaktionsmuster<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

5<br />

(→ Folie 3/I)<br />

Art des Erkenntnis- Reduktionistisch, Integrierend, eher subjektiv, d.h.<br />

gew<strong>in</strong>ns eher objektivierend aus <strong>der</strong> Sicht des Patienten.<br />

Da sich die Glie<strong>der</strong>ung an menschlichen Reaktionen orientiert <strong>und</strong> nicht an Organsystemen,<br />

können Informationen mitunter <strong>in</strong> verschiedenen Bereichen dokumentiert werden (Beispiel<br />

Atmung). Die Inhalte zu den e<strong>in</strong>zelnen Verhaltensmustern werden auf dem Anamnesebogen<br />

erläutert.<br />

Durchführung<br />

Vorbereitung auf das Anamnesegespräch:<br />

(vgl. Vere<strong>in</strong> S.E.P.P. Orientierungshilfe, Anamnesebogen)<br />

(→ Folie 4/I)<br />

� Anredeformen s<strong>in</strong>d wichtig, weil <strong>der</strong> Name als Teil <strong>der</strong> Person empf<strong>und</strong>en wird. Reden<br />

Sie den Patienten mit Namen an, stellen Sie sich selbst mit Namen vor <strong>und</strong> machen Sie<br />

deutlich, <strong>in</strong> welcher Berufsrolle Sie mit dem Patienten sprechen.


� Vere<strong>in</strong>baren Sie mit dem Patienten/<strong>der</strong> Bezugsperson den Zeitpunkt <strong>für</strong> die Anamneseerhebung.<br />

(Jede Station hat <strong>in</strong>dividuell ruhigere Zeiten, die <strong>für</strong> die Erhebung <strong>der</strong> Pflegeanamnese<br />

zur Verfügung stehen.)<br />

� Informieren Sie den Patienten/die Bezugsperson über Ihre Absichten, wozu die Pflegeanamnese<br />

dient:<br />

- Zur Erhebung des <strong>in</strong>dividuellen Pflegebedarfs <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ressourcen;<br />

- um die Planung <strong>der</strong> Pflege zu optimieren <strong>und</strong><br />

- um <strong>für</strong> alle betreuenden Berufsgruppen als Information zur Verfügung zu stehen.<br />

� Teilen Sie dem Patienten/<strong>der</strong> Bezugsperson mit, dass er/sie entscheidet, ob er/sie persönliche<br />

Fragen beantworten möchte, bzw. dass diese auch später beantwortet werden<br />

können.<br />

E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die Pflegeanamnese:<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

6<br />

(→ Folie 5/I)<br />

Als hilfreich <strong>für</strong> den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> das Gespräch haben sich die folgenden Fragen von Chris<br />

Ab<strong>der</strong>halden aus dem Züricher Pflegediagnosenprojekt erwiesen:<br />

• Weshalb s<strong>in</strong>d Sie zu uns gekommen?<br />

• Was sehen Sie als Ihr ges<strong>und</strong>heitliches Hauptproblem?<br />

• Was bedeutet das <strong>für</strong> Sie?<br />

• Wie erleben Sie Ihre Situation?<br />

• Was beschäftigt Sie diesbezüglich am meisten?<br />

• Wie werden Sie damit fertig?<br />

• Was bedeutet dies <strong>für</strong> Ihren Alltag?<br />

• Welchen E<strong>in</strong>fluss hat dies auf Ihre Lebensaktivitäten?<br />

• In welchen Bereichen s<strong>in</strong>d Sie auf Hilfe angewiesen?<br />

• Was bedeutet es <strong>für</strong> Ihre Angehörigen?<br />

• Wie können wir Ihnen am besten helfen?<br />

• Was erwarten Sie von uns?<br />

Zu empfehlen wäre evtl., mit diesen offenen Fragen das Gespräch zu beg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> <strong>in</strong> dem<br />

angesprochenen Bereich im Anamnesebogen e<strong>in</strong>zusteigen, um dann mit dem Anamnesebogen<br />

fortzufahren.


Die große Herausfor<strong>der</strong>ung besteht dar<strong>in</strong>, die Fragen dem Verständnis <strong>und</strong> dem Sprachgebrauch<br />

des Patienten <strong>und</strong> des Interviewers anzupassen. Für viele Fragestellungen muss<br />

jede/je<strong>der</strong> Pflegende <strong>für</strong> sich e<strong>in</strong>en Weg f<strong>in</strong>den, die Fragen/die Problembereiche richtig zu<br />

stellen/anzusprechen. (vgl. Vere<strong>in</strong> S.E.P.P. Orientierungshilfe, Anamnesebogen)<br />

Hilfen <strong>für</strong> Fragestellungen:<br />

(vgl. Gordon, Bartholomeyczik 2001, 212 f.)<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

7<br />

(→ Folie 6/I)<br />

Hilfreich <strong>für</strong> die Gesprächssituation ist es, sanfte Übergänge zwischen den Bereichen zu<br />

formulieren.<br />

Lassen Sie mich das erst mal festhalten, wir kommen später darauf zurück. Ich glaube, ich<br />

brauche zuerst noch e<strong>in</strong> paar Informationen zu e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Thema.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich s<strong>in</strong>d offene Fragen hilfreich, um e<strong>in</strong>en Punkt auf e<strong>in</strong>e neutrale Weise anzugehen,<br />

<strong>und</strong> es for<strong>der</strong>t auf zum erzählen. Im Gegensatz zu direkten Fragen, die dazu auffor<strong>der</strong>n<br />

mit „Ja“ o<strong>der</strong> Ne<strong>in</strong>“ zu antworten.<br />

Nachdem <strong>der</strong> Patient e<strong>in</strong>e offene Frage beantwortet hat, kann e<strong>in</strong>e konkrete Frage zu spezielleren<br />

Informationen führen.<br />

Rückfragen s<strong>in</strong>d oft nötig, um Klarheit zu erreichen. Diese Fragen sollen den Patienten dazu<br />

br<strong>in</strong>gen, se<strong>in</strong>e Aussagen zu vertiefen. Sie s<strong>in</strong>d dann s<strong>in</strong>nvoll, wenn e<strong>in</strong> Patient abstrakte<br />

Begriffe o<strong>der</strong> Bezeichnungen wie „nervös“ o<strong>der</strong> „deprimiert“ verwendet. Setzen Sie nicht ohne<br />

weiteres voraus, dass <strong>der</strong> Patient darunter dasselbe versteht wie sie.<br />

Wie fühlen Sie sich genau, wenn Sie nervös s<strong>in</strong>d? O<strong>der</strong>: Wie macht sich das bei Ihnen bemerkbar?<br />

Wie äußert sich das?<br />

Kommunikationserleichterungen<br />

(vgl. Gordon, Bartholomeyczik 2001, 214 f.)<br />

(→ Folie 7/I)<br />

Unterstützung, Bestätigung, Empathie <strong>und</strong> Schweigen s<strong>in</strong>d Kommunikationsmittel, die dem<br />

Patienten bei <strong>der</strong> Beschreibung se<strong>in</strong>er Funktionsmuster (o<strong>der</strong> ATL´s) helfen können.<br />

Unterstützung beweist Interesse, Verständnis <strong>und</strong> Teilnahme. Sie kann Äußerungen för<strong>der</strong>n<br />

o<strong>der</strong> bremsen, je nachdem, ob die Pflegekraft Verständnis o<strong>der</strong> Unverständnis signalisiert.<br />

Bestätigung hilft dem Patienten, sich selbst wertzuschätzen <strong>und</strong> Selbstvertrauen zu entwickeln.<br />

Empathie zeigt, dass die Pflegekraft Gefühle o<strong>der</strong> Verhalten des Patienten akzeptieren o<strong>der</strong><br />

verstehen kann.<br />

Unterstützendes Schweigen ermöglicht dem Patienten, se<strong>in</strong>e Antwort fortzuführen, wenn die<br />

Beschreibung schwierig o<strong>der</strong> gefühlsbeladen ist. E<strong>in</strong> unterstützendes Schweigen signalisiert<br />

man mit Körpersprache, z.B. <strong>in</strong>dem man sich vorbeugt <strong>und</strong> den Blickkontakt aufrecht hält.<br />

E<strong>in</strong>e Bewegung vom Patienten weg <strong>und</strong> die Beendigung des Blickkontaktes signalisiert immer<br />

<strong>in</strong>nerliche Abkehr.<br />

Achten sollte man bei <strong>der</strong> Anamnese auf Zeichen von Erschöpfung o<strong>der</strong> wachsen<strong>der</strong><br />

Angst. Für beides sollte man e<strong>in</strong>e Bestätigung erhalten, z.B. <strong>in</strong>dem man se<strong>in</strong>e Wahrneh-


mung durch Nachfragen überprüft. Beides sollte man wie e<strong>in</strong>e Information behandeln (mangelnde<br />

Leistungsfähigkeit, fehlendes Vertrauen).<br />

Abschluss des Anamnesegespräches<br />

Der Abschluss des Anamnesegespräches sollte dem Patienten nochmal die Gelegenheit<br />

bieten, zusätzliche Informationen zu nennen o<strong>der</strong> weitere ges<strong>und</strong>heitliche E<strong>in</strong>schränkungen<br />

anzusprechen.<br />

Die Pflegende sollte die wichtigsten Informationen nochmal <strong>für</strong> den Patienten zusammenfassen<br />

<strong>und</strong> evtl. erste Aussagen zur weiteren Pflegeplanung machen können.<br />

Die Arbeit mit dem Anamnesebogen<br />

Der pflegediagnosenorientierte Anamnesebogen ist <strong>in</strong> 3 Spalten geteilt. Die l<strong>in</strong>ke Spalte ist<br />

die eigentliche Pflegeanamnese: Hier werden die Angaben des Patienten e<strong>in</strong>getragen.<br />

Gibt <strong>der</strong> Patient an, ke<strong>in</strong>e Probleme zu diesem Themenbereich zu haben, erübrigt sich e<strong>in</strong>e<br />

weitere Fragestellung. Gibt <strong>der</strong> Patient aber Probleme an, wird detailliert weitergefragt <strong>und</strong><br />

die Angaben des Patienten werden (<strong>in</strong> konzentrierter Form, die sich auf das Wesentliche<br />

beschränkt) e<strong>in</strong>getragen. Es wird auch erhoben, ob <strong>der</strong> Patient zu dieser Problemsituation<br />

eventuell bereits Maßnahmen trifft, die se<strong>in</strong>en Zustand l<strong>in</strong><strong>der</strong>n bzw. die se<strong>in</strong>er Erfahrung<br />

nach ihm bisher geholfen haben (Selbsthilfemaßnahmen <strong>und</strong> Hilfsmittel).<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus sollen zusätzlich zu den Angaben des Patienten die Beobachtungen <strong>der</strong><br />

Pflegeperson festgehalten werden, ohne dass sich jedoch die Angaben des Patienten mit<br />

den Beobachtungen <strong>der</strong> Pflegenden vermischen. Diese Differenzierung ist nötig, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

dann, wenn die Angaben des Patienten mit den Beobachtungen <strong>der</strong> Pflegenden nicht<br />

übere<strong>in</strong>stimmen.<br />

Ebenso werden hier die Ressourcen (physische, psychische <strong>und</strong> soziokulturelle Ressourcen)<br />

des Patienten festgehalten. Die E<strong>in</strong>tragungen sollten sich möglichst klar <strong>und</strong> kurz auf das<br />

Wesentliche konzentrieren.<br />

2. Didaktisches Vorgehen<br />

♦ Input <strong>und</strong> Unterrichtsgespräch zum Thema Pflegeanamnese<br />

♦ Die Teilnehmer erhalten <strong>und</strong> besprechen den Anamnesebogen (<strong>und</strong> den Begleitbogen)<br />

<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen<br />

♦ Input <strong>und</strong> Unterrichtsgespräch zum Aufnahmegespräch, Inhalt <strong>und</strong> Techniken<br />

♦ Üben von kurzen Aufnahmesequenzen im Rollenspiel, Schwerpunkt liegt bei dem<br />

E<strong>in</strong>stieg, kurzes Erheben von Informationen <strong>und</strong> dann das Beenden des Anamnesegespräches.<br />

Rollen verteilen, <strong>in</strong>klusive Beobachterrollen:<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

8


Beobachter Pflegende:<br />

- Welche Gesprächstechniken s<strong>in</strong>d zum E<strong>in</strong>satz gekommen?<br />

- Welche nonverbalen Botschaften haben Sie verstanden?<br />

- Welche pflegerelevanten Informationen haben Sie erhalten?<br />

Beobachter Patient:<br />

- Was war gesprächsför<strong>der</strong>nd ?<br />

- Was war gesprächshemmend?<br />

Die Teilnehmer üben e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> zwei Sequenzen im Plenum <strong>und</strong> dann evtl. <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen.<br />

Im Anschluss Erfahrungsaustausch im Plenum.<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

9


Teil II<br />

1. Pflegediagnosen<br />

Die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Pflegediagnosen ist e<strong>in</strong> relativ neues, aktuelles, vieldiskutiertes<br />

<strong>und</strong> kontroverses Thema <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflegelandschaft <strong>der</strong> deutschsprachigen Län<strong>der</strong>. Publikationen<br />

dazu häufen sich, Pflegediagnosen s<strong>in</strong>d zu e<strong>in</strong>em Unterrichtthema geworden <strong>und</strong> es gibt<br />

zunehmend Versuche, Pflegediagnosen praktisch anzuwenden. Gleichzeitig bestehen Unklarheiten<br />

zum Begriff <strong>der</strong> Pflegediagnosen, zu ihrer Bedeutung, zum Stellenwert <strong>der</strong> NAN-<br />

DA-Klassifikationen, etc. (vgl. Internetseiten C. Ab<strong>der</strong>halden).<br />

Zum Begriff <strong>der</strong> Diagnose <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflege<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

10<br />

(→ Folie 1/II)<br />

� Diagnose kommt aus dem Griechischen <strong>und</strong> bedeutet Unterscheidung, das Feststellen<br />

<strong>der</strong> kennzeichnenden Merkmale e<strong>in</strong>es Zustandes, e<strong>in</strong>es Zusammenhangs etc.<br />

� Diagnose ist ke<strong>in</strong> exklusiver mediz<strong>in</strong>ischer Begriff. Es gibt ke<strong>in</strong>en vernünftigen Gr<strong>und</strong>,<br />

das Wort <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflege nicht zu verwenden.<br />

� Diagnose ist die heute <strong>in</strong>ternational übliche Bezeichnung <strong>für</strong> den zweiten Schritt im Pflegeprozess,<br />

also <strong>für</strong> das, was uns im deutschsprachigen Raum unter Formulieren von<br />

Problemen <strong>und</strong> Ressourcen vertraut ist.<br />

� Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpfleger/-<strong>in</strong>nen haben eigentlich schon immer Diagnosen gestellt,<br />

sie haben das nur nie so benannt. Neu ist vor allem das Wort. Es ist deshalb ke<strong>in</strong>e<br />

Frage, ob Pflegende Diagnosen stellen sollen o<strong>der</strong> nicht.<br />

(Internetseiten C. Ab<strong>der</strong>halden)<br />

Die Frage lautet also:<br />

Was <strong>und</strong> <strong>in</strong> welcher Form sollen Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpfleger/-<strong>in</strong>nen diagnostizieren?<br />

Zur Zeit existieren verschiedene Def<strong>in</strong>itionen des Begriffs „Pflegediagnose“.<br />

(→ Folie 2/II)<br />

Die Arbeitsdef<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> NANDA (North American Nurs<strong>in</strong>g Diagnosis Association) lautet:<br />

(Doenges, Moorhouse, Geissler-Murr 2002, 21)<br />

„E<strong>in</strong>e Pflegediagnose ist e<strong>in</strong>e kl<strong>in</strong>ische Beurteilung über die Reaktion e<strong>in</strong>es Individuums,<br />

e<strong>in</strong>er Familie o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>schaft auf aktuelle o<strong>der</strong> potenzielle Ges<strong>und</strong>heitsprobleme/Lebensprozesse.<br />

Pflegediagnosen bilden die Gr<strong>und</strong>lage zur Auswahl von Pflege<strong>in</strong>terventionen<br />

zur Erreichung von Ergebnissen, <strong>für</strong> die Pflegende verantwortlich s<strong>in</strong>d.“<br />

Die Def<strong>in</strong>ition von Pflege <strong>der</strong> ANA (American Nurs<strong>in</strong>g Association) lautet:


„Pflege ist die Diagnose <strong>und</strong> Behandlung menschlicher Reaktionen auf vorhandene o<strong>der</strong><br />

potentielle Ges<strong>und</strong>heitsprobleme.“<br />

Aufbau <strong>und</strong> Inhalt von Pflegediagnosen<br />

Pflegediagnosen:<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

11<br />

(→ Folie 3/II)<br />

� s<strong>in</strong>d kurz <strong>und</strong> präzise formulierte, auf e<strong>in</strong>e systematische Datensammlung abgestützte<br />

Aussagen;<br />

� machen e<strong>in</strong>e Aussage über pflegerelevante Aspekte des Ges<strong>und</strong>heitszustandes <strong>und</strong> des<br />

Ges<strong>und</strong>heitsverhaltens von Patienten;<br />

� beschreiben die Folgen <strong>der</strong> Krankheit/Behandlung z.B. auf die alltäglichen Aktivitäten,<br />

auf die Befriedigung gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong> Bedürfnisse etc. ;<br />

� beschreiben die <strong>in</strong>dividuellen Reaktionen <strong>der</strong> Betroffenen auf ges<strong>und</strong>heitliche Risiken,<br />

Krankheiten, Behandlung;<br />

� beschreiben, weshalb Individuen (o<strong>der</strong> Gruppen) Pflege benötigen.<br />

(Internetseiten C. Ab<strong>der</strong>halden)<br />

Vergleich Mediz<strong>in</strong>ische Diagnose / Pflegediagnose (II)<br />

Patient A.: männlich,<br />

37 Jahre<br />

Patient B: männlich,<br />

45 Jahre<br />

Psychiatrische Diagnose Schizophrenie Schizophrenie<br />

Pflegediagnosen<br />

(Kurzfassung)<br />

Mangelernährung<br />

Vere<strong>in</strong>samungsgefahr<br />

E<strong>in</strong>schlafstörungen<br />

Risiko <strong>für</strong> Gewalttätigkeit<br />

Nichte<strong>in</strong>halten von<br />

Behandlungsempfehlungen<br />

Risiko <strong>der</strong> Überernährung<br />

Übermaß an Kontakten<br />

Erschöpfung<br />

Fehlende Fähigkeit, sich<br />

durchsetzen zu können<br />

(→ Folie 4/II)<br />

Sehr gute Compliance bezüglich<br />

<strong>der</strong> Neuroleptikatherapie


Aufbau e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>er NANDA Pflegediagnose<br />

(Quelle: (Quelle: Swenja Swenja Schmitt, Schmitt, unveröffentlichte Diplomarbeit)<br />

Diplomarbeit)<br />

1.<br />

1.<br />

Der<br />

Der<br />

Pflegediagnosetitel<br />

Pflegediagnosetitel<br />

(auch<br />

(auch<br />

als Problem<br />

als Problem<br />

bezeichnet)<br />

bezeichnet)<br />

ist e<strong>in</strong>e kurze,<br />

ist e<strong>in</strong>e<br />

prägnante<br />

kurze, prägnante<br />

Beschreibung<br />

Be-<br />

<strong>der</strong><br />

Reaktion des Patienten auf e<strong>in</strong> Ges<strong>und</strong>heitsproblem o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en abgelaufenen Prozess. Er muss eschreibung<br />

<strong>der</strong> Reaktion des Patienten auf e<strong>in</strong> Ges<strong>und</strong>heitsproblem o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en abgelauventuell<br />

mit Hilfe spezieller Bestimmungswörter <strong>in</strong> bezug auf Ausmaß/Grad o<strong>der</strong> Zeitverlauf präzisiert<br />

werden.<br />

fenen Prozess. Er muss eventuell mit Hilfe spezieller Bestimmungswörter <strong>in</strong> bezug auf<br />

Ausmaß/Grad o<strong>der</strong> Zeitverlauf präzisiert werden.<br />

2. Die bee<strong>in</strong>flussenden, ätiologischen Faktoren (auch „Entstehungsbed<strong>in</strong>gungen“, „E<strong>in</strong>flussfaktoren“<br />

2. o<strong>der</strong> Die Ätiologie“) bee<strong>in</strong>flussenden, beschreiben ätiologischen die E<strong>in</strong>flüsse, auf Faktoren die <strong>der</strong> momentane (auch „Entstehungsbed<strong>in</strong>gungen“, Zustand des Patienten zurückzu„E<strong>in</strong>führenflussfaktoren“ ist. Diese o<strong>der</strong> Faktoren Ätiologie“) können beschreiben im Verhalten des die Patienten, E<strong>in</strong>flüsse, <strong>in</strong> auf <strong>der</strong> die Umwelt <strong>der</strong> momentane o<strong>der</strong> im Zusammenspiel Zustand<br />

bei<strong>der</strong> des Patienten begründet zurückzuführen se<strong>in</strong>.<br />

ist. Diese Faktoren können im Verhalten des Patienten, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Umwelt o<strong>der</strong> im Zusammenspiel bei<strong>der</strong> begründet se<strong>in</strong>.<br />

Der Pflegediagnosentitel wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel durch die Worte bee<strong>in</strong>flusst durch (b/d) mit <strong>der</strong> möglichen<br />

Ursache<br />

Der Pflegediagnosentitel<br />

verb<strong>und</strong>en.<br />

wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel durch die Worte bee<strong>in</strong>flusst durch (b/d) mit <strong>der</strong><br />

möglichen Ursache verb<strong>und</strong>en.<br />

Beispiel:<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigte Beispiel: Haushaltsführung<br />

bee<strong>in</strong>flusst Bee<strong>in</strong>trächtigte durch Haushaltsführung<br />

unzureichende F<strong>in</strong>anzsituation<br />

bee<strong>in</strong>flusst durch<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigte<br />

unzureichende<br />

Haushaltsführung<br />

F<strong>in</strong>anzsituation<br />

bee<strong>in</strong>flusst durch<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigte Haushaltsführung<br />

bee<strong>in</strong>trächtigte kognitive Fähigkeiten<br />

bee<strong>in</strong>flusst durch<br />

Wie man an den angeführten Beispielen erkennen kann, s<strong>in</strong>d die bee<strong>in</strong>flussenden, ätiologischen Faktoren<br />

bee<strong>in</strong>trächtigte richtungweisend kognitive <strong>für</strong> die Fähigkeiten spätere Auswahl <strong>der</strong> Pflege<strong>in</strong>terventionen.<br />

3. Wie Das man dritte an Element den angeführten <strong>der</strong> Pflegediagnose Beispielen s<strong>in</strong>d erkennen die Kennzeichen kann, s<strong>in</strong>d (auch die Symptome bee<strong>in</strong>flussenden, genannt). ätiologi- Man beschenzeichnet<br />

Faktoren<br />

so die<br />

richtungweisend<br />

typischen Merkmale/Charakteristika,<br />

<strong>für</strong> die spätere Auswahl<br />

die beobachtbar<br />

<strong>der</strong> Pflege<strong>in</strong>terventionen.<br />

s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> vom Patienten demonstriert<br />

o<strong>der</strong> beschrieben werden. Dabei wird häufig zwischen subjektiven <strong>und</strong> objektiven Merkmalen<br />

o<strong>der</strong> Kennzeichen unterschieden:<br />

3. Das dritte Element <strong>der</strong> Pflegediagnose s<strong>in</strong>d die Kennzeichen (auch Symptome ge-<br />

Den Kennzeichen nannt). Man wird bezeichnet <strong>der</strong> Ausdruck so die angezeigt typischen durch Merkmale/Charakteristika, (a/d) vorangestellt. E<strong>in</strong> Beispiel: die beobachtbar s<strong>in</strong>d<br />

o<strong>der</strong> vom Patienten demonstriert o<strong>der</strong> beschrieben werden. Dabei wird häufig zwischen<br />

Beschäftigungsdefizit<br />

subjektiven <strong>und</strong> objektiven Merkmalen o<strong>der</strong> Kennzeichen unterschieden:<br />

angezeigt Den Kennzeichen durch wird <strong>der</strong> Ausdruck angezeigt durch (a/d) vorangestellt. E<strong>in</strong> Beispiel:<br />

Der Patient äußert Langeweile <strong>und</strong> den Wunsch etwas tun zu können.<br />

Beschäftigungsdefizit<br />

Die drei Komponenten <strong>der</strong> Pflegediagnose ergeben das so genannte PES – Schema<br />

(Problem<br />

angezeigt<br />

– E<strong>in</strong>flussfaktor<br />

durch<br />

– Symptome)<br />

Der Patient äußert Langeweile <strong>und</strong> den Wunsch etwas tun zu können.<br />

Schlafstörungen (E<strong>in</strong>schlafstörungen) ➔ Problem<br />

bee<strong>in</strong>flusst Die drei durch Komponenten <strong>der</strong> Pflegediagnose ergeben das so genannte PES – Schema<br />

(Problem – E<strong>in</strong>flussfaktor – Symptome)<br />

Versagensängste ➔ E<strong>in</strong>flussfaktor<br />

angezeigt<br />

Schlafstörungen<br />

durch<br />

(E<strong>in</strong>schlafstörungen) ➔ Problem<br />

Klagen<br />

bee<strong>in</strong>flusst<br />

über<br />

durch<br />

Unausgeschlafenheit ➔ Symptom<br />

Versagensängste ➔ E<strong>in</strong>flussfaktor<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

12<br />

(→ Folien 5.1-5.2/II)


Drei Fragen zum PES-Format:<br />

⇒ Was ist das Problem ? → Problem<br />

⇒ Warum besteht das Problem ? → E<strong>in</strong>flussfaktor<br />

⇒ Wie zeigt sich das Problem ? → Symptom<br />

Pflegediagnosentypen<br />

Aktuelle Pflegediagnosen<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

13<br />

(→ Folie 6/II)<br />

(→ Folie 7/II)<br />

beschreiben menschliche Reaktionen auf Ges<strong>und</strong>heitszustände/ Lebensprozesse, die bei<br />

Individuen, Familien o<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaften vorkommen. Sie s<strong>in</strong>d abgestützt auf bestimmende<br />

Merkmale. Ihre Struktur ist dreiteilig. Sie setzten sich aus den erläuterten Elementen (PES)<br />

zusammen.<br />

Risiko–Pflegediagnosen<br />

(→ Folie 8/II)<br />

beschreiben menschliche Reaktionen auf Ges<strong>und</strong>heitszustände/ Lebensprozesse die sich<br />

bei verletzlichen (vulnerablen) Individuen, Familien o<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaften entwickeln können.<br />

Sie s<strong>in</strong>d abgestützt auf Risikofaktoren, die zu e<strong>in</strong>er erhöhten Verletzlichkeit führen.<br />

Risiko–Pflegediagnosen s<strong>in</strong>d zweiteilig, sie setzten sich aus dem Problem <strong>und</strong> dem Risikofaktor<br />

zusammen, die auch bee<strong>in</strong>flusst durch (b/d) mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en werden. Der<br />

jeweilige Problemtitel be<strong>in</strong>haltet immer den Begriff Risiko (In dem Buch von Doenges,<br />

Moorhouse, Geissler-Murr wird lei<strong>der</strong> <strong>der</strong> Begriff Gefahr benutzt). Da es sich hierbei um potentielle<br />

Zustände handelt, ist e<strong>in</strong>e Ergänzung von Kennzeichen/Merkmalen nicht s<strong>in</strong>nvoll.<br />

PD: Suizidrisiko (Suizidgefahr)<br />

RF: - Anamnestisch bekannte Suizidversuche;<br />

- <strong>der</strong> Patient verschenkt se<strong>in</strong>e Sachen;<br />

- er äußert im Gespräch <strong>der</strong> Bezugspflegeperson gegenüber, das Verlangen zu<br />

- sterben <strong>und</strong> allem e<strong>in</strong> Ende zu machen.


Syndrom–Pflegediagnosen<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

14<br />

(→ Folie 9/II)<br />

Syndrom–Pflegediagnosen beschreiben e<strong>in</strong> Bündel (cluster) menschlicher Reaktionen auf<br />

aktuelle <strong>und</strong> potentielle Ges<strong>und</strong>heitszustände/ Lebensprozesse, die bei Individuen o<strong>der</strong> Familien<br />

vorkommen. Sie s<strong>in</strong>d abgestützt auf e<strong>in</strong> Bündel e<strong>in</strong>zelner aktueller o<strong>der</strong> Risiko-<br />

Pflegediagnosen, <strong>der</strong>en Vorliegen aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es bestimmten Ereignisses o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten<br />

Situation vorhergesagt wird.<br />

So können beispielsweise dem Immobilitätssyndrom folgende Pflegediagnosen zugeteilt<br />

werden:<br />

� PD: Obstipationsgefahr<br />

� PD: Durchblutungsstörung<br />

� PD: Bee<strong>in</strong>trächtigte körperliche Mobilität<br />

� PD: Gefahr e<strong>in</strong>er Hautschädigung<br />

� PD: Machtlosigkeit<br />

Ges<strong>und</strong>heitspflegediagnosen (Wellness–Pflegediagnosen)<br />

(Stefan, Allmer, Eberl 2003, 70)<br />

(→ Folie 10/II)<br />

Beschreiben menschliche Reaktionen von Individuen, Familien o<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaften auf<br />

verschiedene Grade von ges<strong>und</strong>heitlichem Wohlbef<strong>in</strong>den (Wellness), die das Potential e<strong>in</strong>er<br />

Entwicklung auf e<strong>in</strong> höheres Niveau be<strong>in</strong>halten.<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitspflegediagnosen ist die Optimierung von Ges<strong>und</strong>heit, z.B. h<strong>in</strong>sichtlich<br />

<strong>der</strong> Ernährung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> körperlichen Fitness. Sie beschreiben e<strong>in</strong> Übergangsstadium<br />

von e<strong>in</strong>em spezifischen Ges<strong>und</strong>heitsniveau zu e<strong>in</strong>em höheren <strong>und</strong> knüpfen an die Ressourcen<br />

des Patienten an. Hier s<strong>in</strong>d Personen geme<strong>in</strong>t, die erfolgreich ihr Therapieprogramm<br />

durchführen <strong>und</strong> zusätzlich Informationen verlangen, wie sie zukünftig negative E<strong>in</strong>flüsse auf<br />

ihre Ges<strong>und</strong>heit voraussehen, bewältigen o<strong>der</strong> m<strong>in</strong>imieren können.)<br />

In den folgenden Bereichen s<strong>in</strong>d Möglichkeiten zur Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung im Rahmen <strong>der</strong><br />

Pflegediagnostik vorhanden:<br />

- körperliche Fitness;<br />

- bewusste Ernährung;<br />

- kontrollierte Ausscheidung;<br />

- Bewältigungsstrategien (Cop<strong>in</strong>g) <strong>und</strong> Stressmanagement;<br />

- Selbst<strong>für</strong>sorge <strong>und</strong> Alltagsbewältigung;<br />

- Wissen;<br />

- Selbstbild <strong>und</strong> Selbstverantwortung;<br />

- Spiritualität.<br />

Ges<strong>und</strong>heitspflegediagnosen beschreiben ke<strong>in</strong>e möglichen Ursachen, son<strong>der</strong>n Voraussetzungen<br />

<strong>und</strong> beg<strong>in</strong>nen jeweils mit <strong>der</strong> Formulierung Möglichkeit e<strong>in</strong>es/r verbesserten.... .


Verdachts-Pflegediagnosen<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

15<br />

(→ Folie 11/II)<br />

werden dann gestellt, wenn man e<strong>in</strong> Problem vermutet, welches zum betreffenden Zeitpunkt<br />

jedoch noch nicht mit spezifischen Kennzeichen belegt werden konnten. Die weitere Sammlung<br />

von Informationen zur Bestätigung o<strong>der</strong> zum Ausschluss dieser Diagnose ist die Haupt<strong>in</strong>tervention<br />

<strong>der</strong> Pflegenden.<br />

Verdachts-Diagnosen bestehen aus zwei Elementen, dem Titel <strong>und</strong> den bee<strong>in</strong>flussenden,<br />

ätiologischen Faktoren. Ihnen ist <strong>der</strong> Wortlaut Verdacht auf (V.A.) vorangestellt.<br />

Wie man e<strong>in</strong>e Pflegediagnose erstellt<br />

(Doenges, Moorhouse, Geissler-Murr 2002,)<br />

(→ Folie 12.1/II)<br />

1. Lernen Sie den Patienten kennen, bauen Sie e<strong>in</strong>e professionelle Beziehung zum Patienten<br />

auf.<br />

2. Sammeln Sie direkt Informationen vom Patienten durch Befragen <strong>und</strong> Beobachten.<br />

Sammeln Sie <strong>in</strong>direkt Informationen von den Angehörigen, an<strong>der</strong>en Teammitglie<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />

aus den Patientenunterlagen.<br />

3. Fassen Sie die Informationen zusammen <strong>und</strong> ordnen Sie diese <strong>der</strong> Anamnesestruktur<br />

zu.<br />

4. Suchen Sie auf <strong>der</strong> Diagnosenliste mögliche (vermutete) Pflegediagnosen. Identifizieren<br />

Sie allgeme<strong>in</strong>e Probleme, fassen Sie die Informationen nochmals zusammen, sammeln<br />

Sie bei Bedarf weitere Daten <strong>und</strong> formulieren Sie e<strong>in</strong>e Liste vorläufiger Diagnosen.<br />

5. Wählen Sie dazu passende Pflegediagnosen aus <strong>und</strong> überprüfen Sie, ob die Patientendaten<br />

mit <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition <strong>und</strong> den Merkmalen o<strong>der</strong> Risikofaktoren <strong>der</strong> Pflegediagnose übere<strong>in</strong>stimmen.<br />

Klären Sie offene Fragen mit dem Patienten o<strong>der</strong> anhand von zusätzlichen,<br />

gezielten Beobachtungen o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>schätzungen mit Pflegeskalen. Schließen Sie<br />

unzutreffende Diagnosen aus. Formulieren Sie e<strong>in</strong>e diagnostische Aussage <strong>und</strong> erstellen<br />

Sie e<strong>in</strong>e endgültige Diagnosenliste.<br />

6. Im Falle e<strong>in</strong>er aktuellen Pflegediagnose:<br />

(→ Folie 12.2/II)<br />

Formulieren/dokumentieren Sie e<strong>in</strong>e dreiteilige diagnostische Aussage nach dem PES-<br />

Format (Problem – E<strong>in</strong>flussfaktoren – Symptome <strong>und</strong> Kennzeichen)<br />

Pflegediagnosentitel (evtl. Präzisierung, Grad/Stufe, Akuität) bee<strong>in</strong>flusst durch (b/d)<br />

E<strong>in</strong>flussfaktoren/Ursachen angezeigt durch (a/d)<br />

Symptome <strong>und</strong> Zeichen (Kennzeichen)


Was hat <strong>der</strong> Patient? – Warum tritt das Problem auf? – Wie ist es erkennbar?<br />

7. Im Falle e<strong>in</strong>er Risiko-Pfegediagnose:<br />

Erstellen Sie e<strong>in</strong>e zweiteilige diagnostische Aussage nach dem PR-Format:<br />

Pflegediagnosetitel bee<strong>in</strong>flusst durch (b/d)<br />

Risikofaktor (RF)<br />

Welches Problem könnte <strong>der</strong> Patient entwickeln? Warum könnte es auftreten?<br />

8. Formulieren/dokumentieren Sie e<strong>in</strong>e Verdachtsdiagnose, wenn Sie noch nicht ausreichend<br />

Informationen gesammelt haben, um das Vorliegen e<strong>in</strong>er Diagnose zu belegen:<br />

Verdacht auf (V.a.): Pflegediagnosentitel<br />

Die Verdachtsdiagnose muss <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge be- o<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>legt werden.<br />

9. Überprüfen Sie laufend die Aktualität <strong>der</strong> Pflegediagnosen <strong>und</strong> nehmen Sie Verän<strong>der</strong>ungen<br />

durch Streichen <strong>und</strong> Ergänzen alter <strong>und</strong> neuer Pflegediagnosen vor.<br />

Überprüfung <strong>der</strong> Pflegediagnosen<br />

Stellen Sie sicher, dass die Pflegediagnosen die Pflegemaßnahmen bestimmen. Die<br />

Pflegemaßnahmen leiten sich von den Diagnosen ab, die Diagnosen begründen die Maßnahmen.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Überprüfung <strong>der</strong> Pflegediagnose muss es immer möglich se<strong>in</strong>, die Frage<br />

zu beantworten, was kann die Pflege dagegen tun? (Eberl 2004)<br />

Es hat sich als s<strong>in</strong>nvoll erwiesen, möglichst alltagsnahe Pflegediagnosen zu stellen. Man<br />

sollte sich immer fragen, wie sich abstrakte Diagnosen auf das konkrete Alltagsleben <strong>der</strong><br />

Patienten auswirken.<br />

Beispiel: Wenn e<strong>in</strong>e betagte Patient<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>er mediz<strong>in</strong>ischen Abteilung sehr schlecht sieht,<br />

kann die Pflegediagnose „verän<strong>der</strong>te visuelle S<strong>in</strong>neswahrnehmung“ gestellt werden. In diesem<br />

Fall ist zu überlegen, wobei die Patient<strong>in</strong> auf Gr<strong>und</strong> ihrer Wahrnehmungsstörung bee<strong>in</strong>trächtigt<br />

ist. Diese Überlegung kann zu folgen<strong>der</strong>, kl<strong>in</strong>isch praktischeren Pflegediagnose führen:<br />

„hohes Risiko e<strong>in</strong>er Verletzung“ b/d bee<strong>in</strong>trächtigtes Sehvermögen.<br />

Beurteilungskriterien h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Pflegediagnosen<br />

(Stefan, Allmer, Eberl 2003, 49 f.)<br />

Zwei Fragen s<strong>in</strong>d gr<strong>und</strong>sätzlich wichtig:<br />

1. Stimmen die Diagnosen?<br />

2. S<strong>in</strong>d sie korrekt formuliert?<br />

Stimmen die Pflegediagnosen?<br />

� Ist das Hauptproblem/s<strong>in</strong>d die Hauptprobleme des Patienten berücksichtigt?<br />

� Ist das <strong>in</strong> den Pflegediagnosen erfasst, was am meisten Pflegeaufwand verursacht?<br />

� Begründet die Pflegediagnose die zentralen Pflegemaßnahmen?<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

16<br />

(→ Folie 13/II)


� Lassen sich die Diagnosen an Hand von Aussagen <strong>der</strong> Patienten <strong>und</strong> Beobachtungen<br />

begründen?<br />

� Entsprechen die Merkmale des Patienten <strong>und</strong> die Def<strong>in</strong>itionen den Aufzeichnungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Fachliteratur?<br />

� Bezeichnet die Pflegediagnose die geme<strong>in</strong>same Problemsicht des Teams?<br />

� Was sagen die Patienten? S<strong>in</strong>d sie mit Ihrer Formulierung e<strong>in</strong>verstanden <strong>und</strong> fühlen sie<br />

sich gut beschrieben?<br />

S<strong>in</strong>d sie korrekt formuliert?<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

17<br />

(→ Folie 14/II)<br />

� Ist das PES-Format vorhanden (Problem, E<strong>in</strong>flussfaktoren <strong>und</strong> Symptome o<strong>der</strong> Kennzeichen)?<br />

� S<strong>in</strong>d die Elemente aus dem PES-Format durch sprachliche Formulierungen zu unterscheiden<br />

(bee<strong>in</strong>flusst durch b/d o<strong>der</strong> angezeigt durch a/d)?<br />

� Enthält <strong>der</strong> Problemteil od. auch Pflegediagnosentitel genannt die betroffene Funktion<br />

(z.B. körperliche Mobilität od. Atemvorgang) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Beurteilung od. genauere Beschreibung<br />

wie (bee<strong>in</strong>trächtigt o<strong>der</strong> ungenügend)?<br />

� Ist die beschriebene Pflegediagnose durch Pflegemaßnahmen bee<strong>in</strong>flussbar?<br />

� S<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>flussfaktoren tatsächlich Ursachen bzw. bee<strong>in</strong>flussende Faktoren <strong>und</strong> nicht<br />

Beschreibungen des Problemteils <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Worten?<br />

� Bezeichnet die Ursache(n) etwas potentiell bee<strong>in</strong>flussbares bzw. verän<strong>der</strong>bares?<br />

� Beschreibt die Ursache(n) e<strong>in</strong>e mediz<strong>in</strong>ische Diagnose o<strong>der</strong> beschreibt sie etwas, was<br />

durch davon abgeleitete Pflegemaßnahmen direkt zu bee<strong>in</strong>flussen ist?<br />

� Beschreibt <strong>der</strong> Symptom- od. Merkmalteil klar, wie sich die Pflegediagnose „zeigt“ <strong>und</strong><br />

welche Aussagen <strong>und</strong> Beobachtungen zur Diagnosestellung geführt haben?<br />

� Ist die Pflegediagnose <strong>für</strong> an<strong>der</strong>e Personen (KollegenInnen, therapeutisches Team,<br />

Patienten <strong>und</strong> Angehörige) verständlich formuliert?<br />

� S<strong>in</strong>d die Formulierungen moralisch <strong>und</strong> juristisch unbedenklich?<br />

2. Didaktisches Vorgehen<br />

♦ Input <strong>und</strong> Unterrichtsgespräch zum Thema: Pflegediagnose<br />

♦ Teilnehmer erhalten die Diagnosenübersicht <strong>und</strong> sprechen ca. 10 M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> Zweiergruppen<br />

zu den ersten E<strong>in</strong>drücken


♦ Übungsblätter zum Formulieren PES-Format<br />

♦ Auswertung im Plenum<br />

♦ Übungsblätter PES-ABC (am besten zum E<strong>in</strong>stieg am nächsten Tag benutzen)<br />

♦ Fallarbeit<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

18


Teil III<br />

1. Pflegeziele<br />

Die Formulierung <strong>der</strong> Pflegeziele erfüllt folgende Funktionen:<br />

(Arets, Obex, Vaessen, Wagner 1999, 317)<br />

� Beteiligung des Patienten an <strong>der</strong> Pflege;<br />

� Lenkung <strong>der</strong> Pflege<strong>in</strong>terventionen;<br />

� Erstellung von Kriterien <strong>für</strong> die Effektivität <strong>der</strong> Pflege.<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

19<br />

(→ Folie 1/III)<br />

Man unterteilt Pflegeziele <strong>in</strong> Fern- <strong>und</strong> Nahziele. Fernziele s<strong>in</strong>d allgeme<strong>in</strong>er formuliert <strong>und</strong><br />

besitzen e<strong>in</strong>en vagen Charakter. Langfristige Ziele s<strong>in</strong>d Ziele, die nach Wochen, Monaten<br />

o<strong>der</strong> Jahren erreicht werden. Sie können z.B. als Entlassungskriterium nach <strong>der</strong> Pflege verwendet<br />

werden. Sie können als kont<strong>in</strong>uierliche Ziele betrachtet werden, auf die h<strong>in</strong>gearbeitet<br />

wird. Nahziele funktionieren als spezifische <strong>und</strong> realistische Zwischenschritte auf dem Weg<br />

zum langfristigen Ziel. ( Arets, Obex, Vaessen, Wagner 1999, 318 f.)<br />

Kriterien zur Formulierung <strong>der</strong> Pflegeziele<br />

(Arets, Obex, Vaessen, Wagner 1999, 319)<br />

Patientenorientiert<br />

(→ Folie 2/III)<br />

Patienten s<strong>in</strong>d eher bereit an <strong>der</strong> Durchführung des Pflegeziels aktiv mitzuarbeiten, wenn sie<br />

h<strong>in</strong>zugezogen werden <strong>und</strong> den S<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Pflegeziele erkennen.<br />

Selbst gesteckte Ziele erreicht auch je<strong>der</strong> von uns leichter als diktierte Ziele, <strong>in</strong> denen immer<br />

die Vorstellungen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en enthalten s<strong>in</strong>d.<br />

Die R U M B A Regel<br />

(Arets, Obex, Vaessen, Wagner 1999, 320)<br />

(→ Folie 3/III)<br />

Durch die E<strong>in</strong>haltung dieser <strong>in</strong>haltlichen Kriterien zur Formulierung von Zielen kann Pflege<br />

effektiv evaluiert werden.<br />

Relevant<br />

Un<strong>der</strong>standable Verständlich<br />

Neben dem Patienten müssen auch Kollegen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Mitarbeiter im sozialen Bereich<br />

das Resultat <strong>der</strong> Pflegeziele kennen.


Measurable Messbar<br />

Damit ist geme<strong>in</strong>t, dass konkrete spezifische Begriffe <strong>für</strong> die Formulierung von Pflegezielen<br />

verwendet werden. Z.B. Patient schläft nachts ohne Unterbrechung sechs St<strong>und</strong>en durch.<br />

O<strong>der</strong>: <strong>der</strong> Patient läuft <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> nächsten zwei Wochen ohne Unterstützung h<strong>und</strong>ert<br />

Meter am Tag.<br />

Behavioral wahrnehmbares Verhalten<br />

In Rücksprache mit dem Patienten ist es möglich, Pflegeziele als wahrnehmbares Verhalten<br />

zu formulieren. z.B. Der Patient kann <strong>in</strong>nerhalb von fünf Gruppensitzungen se<strong>in</strong>e Ideen <strong>und</strong><br />

Vorschläge den an<strong>der</strong>en Gruppenmitglie<strong>der</strong>n mitteilen.<br />

Atta<strong>in</strong>able Erreichbar<br />

Für alle Beteiligten ist es wichtig, dass die formulierten Pflegeziele realistisch <strong>und</strong> erreichbar<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Pflegeziele im Zusammenhang mit Pflegediagnosen<br />

In Zusammenhang mit den Pflegediagnosen bildet <strong>der</strong> Titel <strong>der</strong> Diagnose den wichtigsten<br />

Ausgangspunkt <strong>für</strong> die Formulierung des Pflegeziels.<br />

Beispiel: Selbstpflegedefizit Körperpflege <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit …. e<strong>in</strong> Pflegeziel könnte lauten:<br />

Der Patient ist <strong>in</strong>nerhalb von 14 Tagen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, sich selbst zu waschen, ohne dabei auf<br />

die Benutzung von Hilfsmitteln o<strong>der</strong> die Pflegende angewiesen zu se<strong>in</strong>.<br />

Pflegeziele sollte man immer pro Diagnose formulieren, weil es verwirrend ist, wenn e<strong>in</strong>em<br />

Ziel mehrere Diagnosen zugeordnet s<strong>in</strong>d. Aus e<strong>in</strong>er Pflegediagnose können sich auch mehrere<br />

Pflegeziele ableiten.<br />

Pflegeziele sollen folgende Punkte enthalten:<br />

(Arets, Obex, Vaessen, Wagner 1999, 321)<br />

- Die Person (wenn betrifft es?)<br />

- E<strong>in</strong> beobachtbares, messbares Verhalten.<br />

- Unter welchen Voraussetzungen?<br />

- Welche Kriterien?<br />

Person<br />

Person<br />

Hr. G<br />

Hr. G<br />

Fr. F.<br />

Fr. F.<br />

Hr. A.<br />

beobachtbares /<br />

messbares Verhal-<br />

beobachtbares ten /<br />

messbares Verhal-<br />

schafft ten es<br />

schafft schläft es<br />

<strong>und</strong> gibt an<br />

schläft<br />

<strong>und</strong> gibt an<br />

spricht<br />

Voraussetzungen<br />

Voraussetzungen<br />

mit Unterstützung e<strong>in</strong>er PP<br />

mit Unterstützung e<strong>in</strong>er PP<br />

von 22:00 – 6:00<br />

von 22:00 – 6:00<br />

mit e<strong>in</strong>er PP<br />

Kriterien<br />

50 m über<br />

Kriterien<br />

den Flur zu<br />

laufen<br />

50 m über den Flur zu<br />

ohne Unterbrechung<br />

laufen<br />

durchzuschlafen <strong>und</strong><br />

ohne Unterbrechung<br />

ausgeruht zu se<strong>in</strong><br />

durchzuschlafen <strong>und</strong><br />

über se<strong>in</strong>e Angst<br />

ausgeruht zu se<strong>in</strong><br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

20<br />

(→ Folie 4/III)


Erwartete Pflegeergebnisse: Darunter versteht man konkrete Zielbestimmungen, die auf<br />

dieses Pflegeziel ausgerichtet s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> den sog. Nahzielen entsprechen. Die erwarteten<br />

Pflegeergebnisse werden <strong>in</strong> Form von klaren, überprüfbaren Aussagen formuliert, die die<br />

erwünschten Reaktionen des Patienten auf die Pflege festlegen. Der Erfolg <strong>der</strong> pflegerischen<br />

Intervention wird an <strong>der</strong> Erreichung <strong>der</strong> erwarteten Pflegeergebnisse gemessen.<br />

Pflegeergebnisklassifikation (NOC)<br />

• Die Pflegeergebnisklassifikation (Nurs<strong>in</strong>g Outcome Classification) bietet e<strong>in</strong>e standardisierte<br />

Term<strong>in</strong>ologie <strong>und</strong> Mess<strong>in</strong>strumente <strong>für</strong> pflegerisch bee<strong>in</strong>flussbare Patientenergebnisse,<br />

die sich aus Pflege<strong>in</strong>terventionen ergeben. Entwickelt wurde die Klassifikation<br />

von e<strong>in</strong>em Forscher<strong>in</strong>nenteam an <strong>der</strong> Universität von Iowa. Pflegeergebnisse,<br />

Kriterien <strong>und</strong> Mess<strong>in</strong>strumente bieten die Möglichkeit, das Erreichen von Pflegezielen<br />

zu messen <strong>und</strong> zu bewerten <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d daher wichtig <strong>für</strong> das Qualitätsmanagement<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflege. Die Pflegeergebnisklassifikation bietet die Möglichkeit <strong>der</strong> Verknüpfung<br />

von NOC-Pflegeergebnissen <strong>und</strong> den NANDA-Pflegediagnosen mit dem<br />

Ziel kl<strong>in</strong>ische Entscheidungsprozesse zu för<strong>der</strong>n. (Ankündigung Huber Verlag)<br />

2. Didaktisches Vorgehen<br />

♦ Input <strong>und</strong> Unterrichtsgespräch zum Thema<br />

♦ Arbeiten mit Fallbeispielen<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

21


Teil IV<br />

1. Pflegemaßnahmen / Pflege<strong>in</strong>terventionen<br />

„Jede Form <strong>der</strong> direkten Pflegehandlung, die von <strong>der</strong> Pflegenden <strong>in</strong> Bezug auf die Patienten<br />

ausgeführt wird. Die unmittelbare Pflege umfasst die von <strong>der</strong> Pflegenden e<strong>in</strong>geleitete Pflege<br />

auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Pflegediagnose. Dabei handelt es sich um e<strong>in</strong>e Pflege, die aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

mediz<strong>in</strong>ischen Diagnose beg<strong>in</strong>nt <strong>und</strong> Patienten, die dazu nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, bei <strong>der</strong><br />

Durchführung alltäglicher Aktivitäten des Lebens behilflich ist.“ (Arets, Obex, Vaessen, Wagner 1999,<br />

324)<br />

Formulierung <strong>der</strong> Pflegemaßnahmen<br />

(Kol<strong>in</strong>ek, We<strong>in</strong>heimer 2002, 43)<br />

Maßnahmen werden möglichst konkret als Antwort auf die W-Fragen formuliert:<br />

- Wer führt die Pflegemaßnahme durch?<br />

- Was wird gemacht?<br />

- Wann wird begonnen, zu welcher Zeit soll die Pflegemaßnahme stattf<strong>in</strong>den?<br />

- Wie oft wird die Pflegemaßnahme durchgeführt?<br />

- Wie wird die Pflegemaßnahme durchgeführt?<br />

- Wo wird die Pflegemaßnahme durchgeführt?<br />

Auswahl <strong>der</strong> Pflegemaßnahmen (Eberl 2004)<br />

Bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Pflegemaßnahmen sollte man Folgendes beachten:<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

22<br />

(→ Folie 1/IV)<br />

(→ Folie 2/IV)<br />

• Die Pflegemaßnahmen müssen so ausgewählt werden, dass sie e<strong>in</strong> Pflegeziel erreichen<br />

können. In dem Pflegeziel wird das gewünschte Resultat <strong>in</strong> Worte gefasst <strong>und</strong> ist somit<br />

richtungweisend.<br />

• Die Auswahl <strong>der</strong> Pflegemaßnahmen orientiert sich an den bee<strong>in</strong>flussenden Faktoren <strong>der</strong><br />

Pflegediagnose o<strong>der</strong> an den Risikofaktoren bei e<strong>in</strong>er Risiko-Pflegediagnose o<strong>der</strong> an den<br />

Kennzeichen <strong>und</strong> Symptomen e<strong>in</strong>er Pflegediagnose, wenn an e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong><br />

Häufigkeit <strong>und</strong> Intensität <strong>der</strong> Symptome gedacht wird.<br />

• Die Pflegemaßnahme sollte realisierbar se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Durchführbarkeit<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Ressourcen (Verfügbarkeit von Fachkräften, Räumen <strong>und</strong> Geld) müssen berücksichtigt<br />

werden.<br />

• Die Akzeptanz des Patienten zu <strong>der</strong> Maßnahme spielt e<strong>in</strong>e wichtige Rolle bei <strong>der</strong> Auswahl<br />

<strong>der</strong> Maßnahmen. Sie bezieht sich auf den Willen <strong>und</strong> die Fertigkeiten des Patienten.<br />

• Sicherheit, um vorhandene Probleme nicht zu verstärken o<strong>der</strong> neue zu verursachen.


Durchführung <strong>der</strong> Pflegemaßnahmen<br />

In <strong>der</strong> Durchführungsphase sollen die Pflegehandlungen anhand <strong>der</strong> geplanten Maßnahmen<br />

realisiert werden. Der Pflegeplan ist <strong>für</strong> das gesamte Pflegeteam verb<strong>in</strong>dlich, die Ergebnisse<br />

werden <strong>in</strong> Bezug auf die Maßnahmen im Pflegebericht dokumentiert.<br />

Bei den Pflegehandlungen kann beobachtet werden, ob Ziele erreicht werden o<strong>der</strong> ob sich<br />

Maßnahmen als unwirksam herausstellen. Zusätzlich können neue Pflegeprobleme sichtbar<br />

werden. Auch können sich Pflegeprioritäten verschieben.<br />

Daraus ergibt sich, dass die Durchführung konsequent gehandhabt werden soll, zugleich<br />

aber flexibel <strong>und</strong> offen <strong>für</strong> Verän<strong>der</strong>ungen bleiben muss.<br />

Durchführung<br />

(Eberl 2004. 35)<br />

� Planung als Gr<strong>und</strong>lage verwenden;<br />

� e<strong>in</strong>heitliche Durchführung;<br />

� je<strong>der</strong> hält sich an die Planung;<br />

� laufende Informationssammlung <strong>und</strong> Evaluation;<br />

� Gr<strong>und</strong>voraussetzung Fachkompetenz (Fertigkeiten);<br />

� laufende Dokumentation.<br />

Pflege<strong>in</strong>terventionsklassifikation (NIC)<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

23<br />

(→ Folie 3/IV)<br />

Die Pflege<strong>in</strong>terventionsklassifikation (Nurs<strong>in</strong>g Interventions Classification) stellt erstmalig das<br />

gesamte Spektrum pflegerischer Handlungen dar, die Pflegende aller Fachbereiche ausführen.<br />

Sie wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 15jährigen Forschungsprozess entwickelt <strong>und</strong> <strong>für</strong> den deutschsprachigen<br />

Bereich h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Titel, Def<strong>in</strong>itionen <strong>und</strong> Literaturh<strong>in</strong>weise adaptiert. Sie standardisiert<br />

<strong>und</strong> def<strong>in</strong>iert die Wissensbasis <strong>der</strong> Pflege bezüglich pflegerischer Interventionen<br />

<strong>für</strong> die Praxis, die Lehre <strong>und</strong> das Management. Die Pflege<strong>in</strong>terventionsklassifikation enthält<br />

486 Pflege<strong>in</strong>terventionen zur Beschreibung <strong>der</strong> Aktivitäten, die professionell Pflegende ausführen.<br />

Die NIC-Pflege<strong>in</strong>terventionen lassen sich mit den NANDA-Pflegediagnosen verb<strong>in</strong>den<br />

mit dem Ziel, pflegerische Entscheidungsf<strong>in</strong>dungen im Pflegeprozess zu erleichtern. (vgl.<br />

Johnson, Maas, Moorhead i.E.)<br />

2. Der Pflegebericht<br />

Der Pflegebericht enthält (vgl. Eberl 2004, 36):<br />

(→ Folie 4/IV)<br />

• Die Reaktionen des Patienten auf die Pflegemaßnahmen<br />

- Frau A. klagt nach dem Mobilisieren über Gelenkschmerzen im Knie.<br />

- Herr T. bedankt sich sehr <strong>für</strong> das Entspannungsbad, sagt, dass er danach gut e<strong>in</strong>schlafen<br />

konnte.


• Allgeme<strong>in</strong>e Pflegehandlungen<br />

- Frau S. klagt über Schw<strong>in</strong>delgefühl beim Aufstehen, sie wird bei <strong>der</strong> Körperpflege<br />

unterstützt.<br />

- Herr K. bespricht den bevorstehenden Wochenend-Belastungsurlaub mit <strong>der</strong> Be-<br />

zugspflegeperson. Geme<strong>in</strong>sam überlegen sie zwei e<strong>in</strong>fache Menüs <strong>und</strong> schreiben<br />

e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>kaufsliste.<br />

• Beobachtungen<br />

- Frau Z. läuft den ganzen Nachmittag auf dem Gang auf <strong>und</strong> ab mit Walkman <strong>und</strong> rea-<br />

giert gereizt, wenn man sie anspricht.<br />

- Herr M. ist morgens immer schon ab 5.00 Uhr wach, er geht dann <strong>in</strong> den Raucherraum<br />

<strong>und</strong> ließt die Zeitung vom Vortag.<br />

• Patienten- <strong>und</strong> Angehörigenäußerungen<br />

- Die Ehefrau von Herrn J. berichtet, dass ihr Mann noch nie Tee getrunken hat. Er<br />

mag aber sehr gerne Orangensaft.<br />

- Frau P. berichtet, dass sie morgens ab 4.00 Uhr wach liegt <strong>und</strong> grübeln muss, dann<br />

ist ihre Stimmung beson<strong>der</strong>s schlecht.<br />

• Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstpflege<br />

- Die Gangunsicherheit ist deutlich weniger geworden seit <strong>der</strong> Aufnahme. Frau A.<br />

kann jetzt ohne Gehhilfe vom Zimmer <strong>in</strong> den Speisesaal laufen.<br />

- Herr B. kann sich nicht mehr alle<strong>in</strong>e rasieren, er unterbricht die Tätigkeit <strong>und</strong> ver-<br />

gisst, die Tätigkeit wie<strong>der</strong> aufzunehmen.<br />

• Reaktionen auf therapeutische Maßnahmen<br />

- Herr D. kommt mit hoch rotem Kopf aus <strong>der</strong> Bewegungstherapie. Er schwitzt stark<br />

<strong>und</strong> hat zittrige Hände. Er berichtet, dass er sich beim Sport überfor<strong>der</strong>t hat.<br />

- Frau D. berichtet, dass sie die Medikamente müde machen, die Stimmen s<strong>in</strong>d aber<br />

weniger aufdr<strong>in</strong>glich, was sie als angenehm empf<strong>in</strong>det.<br />

• Informationen an den Patienten <strong>und</strong> o<strong>der</strong> se<strong>in</strong>e Angehörigen<br />

- Der Mutter von Frau N. wurden die Term<strong>in</strong>e <strong>für</strong> die Angehörigengruppe mitgeteilt.<br />

- Herrn P. wurden die Nebenwirkung <strong>der</strong> Medikamente <strong>und</strong> die notwendigen Blutuntersuchungen<br />

erklärt<br />

3. Die Beurteilung <strong>der</strong> Pflegewirkung - Evaluation<br />

Die Evaluation ist die letzte Phase des Pflegeprozesses. Sie dient <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> ausgeübten<br />

Pflege. Die Evaluation als kont<strong>in</strong>uierlicher Prozess ist <strong>für</strong> alle Phasen des Pflegeprozesses<br />

wichtig <strong>und</strong> sollte mit dem Patienten geme<strong>in</strong>sam durchgeführt werden. E<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle<br />

Pflegebeziehung endet mit e<strong>in</strong>em Entlassungsgespräch, das u.a. e<strong>in</strong>e evaluierende<br />

Funktion hat. (Arets, Obex, Vaessen, Wagner 1999, 344)<br />

Das allgeme<strong>in</strong>e Ziel <strong>der</strong> Evaluation ist die Optimierung <strong>der</strong> Pflege. Mit <strong>der</strong> Evaluation soll die<br />

Wirksamkeit (Effektivität), die Erhöhung <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit (Effizienz), <strong>der</strong> Flexibilität <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Pflege angestrebt werden. Durch die Evaluation akzeptieren Pflegende<br />

die Verantwortung <strong>und</strong> die Haftung <strong>für</strong> die Pflege. (Arets, Obex, Vaessen, Wagner 1999, 344)<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

24


Zur Beurteilung <strong>und</strong> Auswertung <strong>der</strong> Pflege gehören die Überprüfung, <strong>in</strong>wieweit die erwarteten<br />

Ergebnisse e<strong>in</strong>getreten s<strong>in</strong>d, die Suche nach Gründen, warum sie evtl. nicht e<strong>in</strong>getreten<br />

s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> die Verän<strong>der</strong>ung des Pflegeplans entsprechend dieser neu gewonnenen Erkenntnisse.<br />

Dazu dienen die folgenden Fragen als Orientierung:<br />

• S<strong>in</strong>d neue Informationen h<strong>in</strong>zugekommen?<br />

• S<strong>in</strong>d neue Probleme, <strong>in</strong> weiterer Folge Diagnosen aufgetreten?<br />

• Konnten neue Ressourcen entdeckt werden?<br />

• S<strong>in</strong>d die angestrebten Ziele erreicht, erreichbar, realistisch?<br />

• Können Maßnahmen abgesetzt werden, müssen neue Maßnahmen ergriffen werden?<br />

• Waren die Maßnahmen so wie geplant durchführbar? (Kol<strong>in</strong>ek, We<strong>in</strong>heimer 2002, 45)<br />

Arten <strong>der</strong> Auswertung<br />

(Kol<strong>in</strong>ek, We<strong>in</strong>heimer 2002, 45)<br />

Kont<strong>in</strong>uierlich, das heißt, <strong>der</strong> Zustand des Patienten wird fortlaufend beurteilt.<br />

Rückblickend, man betrachtet den Entlassungszustand des Patienten <strong>und</strong> misst daran die<br />

Qualität <strong>und</strong> Effektivität <strong>der</strong> geleisteten Pflege.<br />

Objektiv, die Auswertung basiert auf Daten, die beobachtet <strong>und</strong> überprüft werden können,<br />

z.B. das Gewicht.<br />

Subjektiv, die Auswertung stützt sich auf verbale Äußerungen des Patienten zur Pflege.<br />

Der Evaluationsprozess <strong>in</strong> fünf Schritten<br />

(nach Arets, Obex, Vaessen, Wagner 1999, 346 f.)<br />

1. Stellen Sie die Kriterien fest, die die Pflege erfüllen sollte.<br />

Dar<strong>in</strong> zeigt sich noch mal die Bedeutung <strong>der</strong> Formulierungsanfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Evaluationskriterien<br />

<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Pflegeziele<br />

2. Vergleichen Sie die Pflegeziele mit <strong>der</strong> tatsächlich ausgeübten Pflege.<br />

Es wird untersucht, <strong>in</strong>wieweit die Pflegeziele mit den Resultaten übere<strong>in</strong>stimmen,<br />

durch fortwährende Informationssammlung:<br />

- Überprüfen Sie, <strong>in</strong>wieweit die geplanten Interventionen zu den gewünschten<br />

Resultaten führen können;<br />

- untersuchen Sie, wie <strong>der</strong> Patient auf die durchgeführte Pflege reagiert.<br />

Vergleichen Sie Zustand <strong>und</strong> Verhalten des Patienten mit den festgestellten Kriterien.<br />

Überprüfen Sie, ob Unterschiede zwischen Kriterien <strong>und</strong> Resultaten vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />

3. Beurteilen Sie die Evaluationsresultate.<br />

Dabei kann es vorkommen, dass:<br />

- bei ke<strong>in</strong>em Ziel das erwartete Resultat erreicht wurde;<br />

- nur e<strong>in</strong>ige Ziele realisiert wurden;<br />

- an<strong>der</strong>e Probleme entstanden – o<strong>der</strong> kurzfristig zu erwarten s<strong>in</strong>d;<br />

- alle Ges<strong>und</strong>heitsprobleme gelöst wurden.<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

25


E<strong>in</strong>e gute Beurteilung <strong>der</strong> Resultate f<strong>in</strong>det durch erneute Informationssammlung beim<br />

Patienten, bei an<strong>der</strong>en Pflegenden o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Kollegen aus dem multiprofessionellen<br />

Team statt. Dabei sollten folgende Fragen beantwortet werden:<br />

- Stimmen die anfangs formulierten Pflegediagnosen mit den Ges<strong>und</strong>heitsproblemen<br />

während <strong>der</strong> Pflege übere<strong>in</strong>?<br />

- Wurde e<strong>in</strong>e konkrete E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Art, Häufigkeit <strong>und</strong> Intensität <strong>der</strong> Pflegediagnosen<br />

vorgenommen?<br />

- S<strong>in</strong>d neue Pflegediagnosen erstellt worden?<br />

- Waren die festgestellten verstärkenden Effekte <strong>der</strong> Selbstpflege e<strong>in</strong>e Unterstützung<br />

bei <strong>der</strong> Lösung des Ges<strong>und</strong>heitsproblems?<br />

4. Erkennen Sie Faktoren, die die Durchführung <strong>der</strong> Pflege bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Bei <strong>der</strong> Bestimmung, ob die Pflegeziele erreicht wurden, bedarf es <strong>der</strong> Überprüfung,<br />

wie sie erlangt wurden <strong>und</strong> welche bee<strong>in</strong>flussenden Faktoren e<strong>in</strong>e Rolle gespielt haben.<br />

- Erstellen Sie e<strong>in</strong>e Liste <strong>der</strong> Pflegeziele <strong>und</strong> <strong>der</strong> damit verb<strong>und</strong>enen Evaluationskriterien.<br />

- Überprüfen Sie, ob <strong>der</strong> Patient <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist, das beabsichtigte Verhalten zu<br />

demonstrieren.<br />

- Fragen Sie den Patienten, ob er sich zutraut, das festgesetzte Ziel zu verwirklichen.<br />

- Sprechen Sie mit dem Patienten <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Angehörigen über die Gefühle<br />

beim Erreichen e<strong>in</strong>es Zieles.<br />

- Ermitteln Sie die Ursachen, falls Pflegeziele nicht erreicht wurden:<br />

� Wurden die Nahziele erreicht?<br />

� S<strong>in</strong>d die Zwischenschritte <strong>der</strong> Ziele zu groß?<br />

� Existiert e<strong>in</strong>e Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen den Erwartungen des Patienten<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Pflegenden?<br />

� Worauf führt <strong>der</strong> Patient das Scheitern <strong>der</strong> Pflegeziele zurück?<br />

� Wer ist aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Pflegenden <strong>für</strong> das Erreichen o<strong>der</strong> Scheitern<br />

<strong>der</strong> Nah- <strong>und</strong> Fernziele verantwortlich?<br />

� Wurde <strong>der</strong> Pflegeplan vollständig durchgeführt, o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d Versäumnisse<br />

aufgetreten bei an<strong>der</strong>en Pflegenden o<strong>der</strong> Berufsangehörigen an<strong>der</strong>er<br />

Gruppen?<br />

- Halten Sie die Erkenntnisse schriftlich fest.<br />

5. Regeln, um den Pflegeplan anzugleichen<br />

Die Anpassung des Pflegeplans kann stattf<strong>in</strong>den, wenn die Faktoren, die die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Pflege bee<strong>in</strong>flussen, deutlich s<strong>in</strong>d.<br />

- Sammeln Sie ausreichend Informationen um bestimmen zu können ob:<br />

� alte Ges<strong>und</strong>heitsprobleme noch bestehen;<br />

� neue Ges<strong>und</strong>heitsprobleme entstanden s<strong>in</strong>d;<br />

� komplizierende Faktoren als Folge des Handelns an<strong>der</strong>er Pflegenden<br />

entstanden s<strong>in</strong>d;<br />

� die verstärkenden Effekte <strong>der</strong> Selbstpflege noch existieren o<strong>der</strong> ob<br />

neue verstärkende Effekte aufgetreten s<strong>in</strong>d.<br />

- Sammeln Sie Informationen über die gelungenen Pflege<strong>in</strong>terventionen <strong>und</strong><br />

beurteilen Sie die E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten des Wissens bei neuen Interventionen.<br />

- Stellen Sie fest, welche Ziele <strong>für</strong> den Patienten realistisch s<strong>in</strong>d.<br />

- Begründen Sie, welche Pflege<strong>in</strong>terventionen effektiv gewesen s<strong>in</strong>d.<br />

- Formulieren Sie ggf. erneut die Pflegediagnose auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> gesammelten<br />

Informationen.<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

26


- Stellen Sie auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> neuen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Evaluationsphase gesammelten Informationen<br />

den modifizierten Pflegeplan auf. Die Pflege<strong>in</strong>terventionen verän<strong>der</strong>n<br />

sich o<strong>der</strong> werden den verän<strong>der</strong>ten Umständen angepasst.<br />

- Legen Sie neue Pflegeziele <strong>und</strong> Evaluationskriterien <strong>für</strong> die Evaluation des<br />

korrigierten Pflegeplans fest.<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

27


Literatur<br />

• Jos Arets, Franz Obex, John Vaessen, Franz Wagner (1999) Professionelle Pflege<br />

Theoretische <strong>und</strong> praktische Gr<strong>und</strong>lagen, Verlag Hans Huber, Bern, 3. Auflage<br />

• Idolia Cox Collier, Katheryn E. McCash, Joanne Mar<strong>in</strong>o Bartram (1998) Arbeitsbuch<br />

Pflegediagnosen, Ullste<strong>in</strong> Medical, Wiesbaden<br />

• Marilynn E. Doenges, Mary Frances Moorhouse, Alice C. Geissler-Murr (2002)<br />

Pflegediagnosen <strong>und</strong> Maßnahmen, Verlag Hans Huber, 3.,vollst. überarb. <strong>und</strong> erw.<br />

Aufl.<br />

• Josef Eberl, Lehrer <strong>für</strong> GuK, OWS Wien 2004 unveröffentlichte Sem<strong>in</strong>arunterlagen<br />

RIPs, Sol<strong>in</strong>gen<br />

• Marjory Gordon, Sab<strong>in</strong>e Barthlomeyczik (2001) Pflegediagnosen Theoretische<br />

Gr<strong>und</strong>lagen, Urban & Fischer Verlag, München<br />

• Marjory Gordon, Sab<strong>in</strong>e Barthlomeyczik (2001) Handbuch Pflegediagnosen - Das<br />

Buch zur Praxis, Urban & Fischer, München 3. Auflage<br />

• Ulrike Höhmann (Hrsg.) (1995) Pflegediagnosen Irrweg o<strong>der</strong> effektives Instrument<br />

professioneller Pflegepraxis?, DBfK e.V. B<strong>und</strong>esverband, Hauptstrasse 362, 65760<br />

Eschborn<br />

• Marion Johnson, Meridean L. Maas, Sue Moorhead (Hrsg.) (i.E.)<br />

Pflegeergebnisklassifikation (NOC) Verlag Hans Huber<br />

• Silvia Käppeli (Hrsg.) (2000) Pflegediagnostik unter <strong>der</strong> Lupe, Verlag des Pflegedienstes<br />

am Universitätsspital Zürich, 2. Auflage<br />

• Brigitte Kol<strong>in</strong>ek, Alexan<strong>der</strong> We<strong>in</strong>heimer (2002) <strong>in</strong>: Direktion des Pflegedienstes am<br />

Allgeme<strong>in</strong>en Krankenhaus <strong>der</strong> Stadt Wien (2002) Pflegeprozess-Handbuch, Erarbeitet<br />

im Rahmen des Projektes, Implementierung von Pflegediagnosen an 14 Pilotstationen,<br />

Verlag Wilhelm Maudrich, Wien. Seiten 41-46<br />

• Joanne McCloskey-Dochtermann, Gloria M. Bulecheck, Pflege<strong>in</strong>terventionsklassifikation<br />

(NIC) Verlag Hans Huber, angekündigt <strong>für</strong> Mai 2004<br />

• Berta Schrems (2003) Der Prozess des Diagnostizierens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflege, Facultas Verlags-<br />

<strong>und</strong> Buchhandels AG, Wien<br />

• Dorothea Sauter, Chris Ab<strong>der</strong>halden, Ian Needham, Stephan Wolf (Hrsg.) (2004)<br />

Lehrbuch Psychiatrische Pflege, Huber Verlag Bern. (Angekündigt <strong>für</strong> Juli 2004)<br />

• Harald Stefan, Franz Allmer, Josef Eberl (2003) Praxis <strong>der</strong> Pflegediagnosen, Spr<strong>in</strong>ger<br />

Verlag, Wien<br />

• www.vere<strong>in</strong>sepp.at Vere<strong>in</strong> <strong>für</strong> Systematische Entwicklung Professioneller Pflege<br />

(S.E.P.P.)<br />

Chris Ab<strong>der</strong>halden:<br />

• http://w3.pflegenet.com/isfp/praxis/konzepte/pflegediagnosen.html vom 04.02.2004<br />

ute.sturm@lvr.de Sol<strong>in</strong>gen, Juni 2004<br />

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