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Von der Psychiatrie in die Akut-Medizin - ZAG

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er mit 18 se<strong>in</strong>e Ausbildung an <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik<br />

Burghölzli, <strong>die</strong> er als <strong>Psychiatrie</strong>pfleger<br />

Diplomniveau II abschloss.<br />

Se<strong>in</strong>e weiteren Stationen: Dauernachtwache<br />

im Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenbereich, dann<br />

<strong>der</strong> Wechsel <strong>in</strong> <strong>die</strong> Tagesschicht und<br />

schliesslich – um von den Schwerpunkten<br />

Betreuung und Alltagsgestaltung<br />

wie<strong>der</strong> <strong>in</strong>s «Pflegehandwerk» zurückzukehren<br />

– e<strong>in</strong>e Anstellung im<br />

Städtischen Pflegezentrum <strong>in</strong> Zürich.<br />

Doch <strong>der</strong> relativ grosse Anteil an adm<strong>in</strong>istrativen<br />

Tätigkeiten liess <strong>in</strong> ihm<br />

langsam den Entschluss reifen, <strong>in</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>Akut</strong>mediz<strong>in</strong> zu wechseln.<br />

Zwei Monate als FaGe e<strong>in</strong>arbeiten<br />

Nils Schulz schrieb e<strong>in</strong>e Reihe von<br />

Bl<strong>in</strong>dbewerbungen an verschiedene<br />

Spitäler. <strong>Von</strong> den Stellen, <strong>die</strong> er sich anschaute,<br />

gefiel ihm <strong>der</strong> Job <strong>in</strong> Schlieren<br />

am besten, <strong>die</strong> Aufgabe, das Team, <strong>die</strong><br />

Umgebung, <strong>die</strong> Atmosphäre – und e<strong>in</strong><br />

Schnuppertag überzeugte ihn vollends.<br />

Zwar musste er sich erst zwei Monate<br />

als FaGe <strong>die</strong> notwendige Spitalpraxis<br />

erarbeiten; erst danach wurde er zum<br />

«vollwertigen» Pflegefachmann HF beför<strong>der</strong>t.<br />

Natürlich musste er sich das<br />

mediz<strong>in</strong>ische Fachwissen und verschiedene<br />

Fertigkeiten neu aneignen;<br />

im Legen von Infusionen o<strong>der</strong> bei Blut-<br />

entnahmen fehlte ihm <strong>die</strong> Rout<strong>in</strong>e.<br />

Aber se<strong>in</strong>e Kolleg<strong>in</strong>nen halfen ihm,<br />

erklärten, was ihm nicht klar war, und<br />

unterstützten ihn <strong>in</strong> allen Belangen.<br />

Als Mann hat er auch e<strong>in</strong>e privilegierte<br />

Position bei den vorwiegend älteren<br />

Patient<strong>in</strong>nen und Patienten, <strong>die</strong> <strong>in</strong><br />

traditionellen Rollenbil<strong>der</strong>n denken:<br />

Sie sehen <strong>in</strong> ihm e<strong>in</strong>e Respektsperson<br />

«In jedem Spital<br />

braucht es unbed<strong>in</strong>gt<br />

auch Männer als<br />

Pflegefachleute.»<br />

und reden ihn oft mit «Herr Tokter» an.<br />

«Aber dann sage ich jeweils: Ne<strong>in</strong>, ich<br />

b<strong>in</strong> auch e<strong>in</strong>e «Schwöschter», und<br />

wenn das Eis gebrochen ist, entwickelt<br />

sich auch e<strong>in</strong> herzliches Verhältnis.»<br />

Spezialist für Multikultur und<br />

psychisch Erkrankte<br />

Nils Schulz ist sicher: In jedem Spital<br />

braucht es unbed<strong>in</strong>gt auch Männer<br />

als Pflegefachleute. «Wir haben hier<br />

Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen.<br />

Viele Patient<strong>in</strong>nen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

lassen sich nicht<br />

gern von e<strong>in</strong>em Mann pflegen, dafür<br />

Nils Schulz sieht se<strong>in</strong>en Weg über <strong>die</strong> <strong>Psychiatrie</strong> <strong>in</strong>s Spital nicht als Umweg,<br />

son<strong>der</strong>n als logische und richtige Entwicklung <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er beruflichen Laufbahn.<br />

habe ich bei vielen Männern e<strong>in</strong>en<br />

e<strong>in</strong>facheren Zugang als me<strong>in</strong>e Kolleg<strong>in</strong>nen.»<br />

Und se<strong>in</strong>e Erfahrung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Psychiatrie</strong> – kommt sie ihm direkt<br />

zugute? «Mit psychisch auffälligen<br />

Patienten kann ich rout<strong>in</strong>ierter umgehen<br />

als an<strong>der</strong>e – dafür reagieren <strong>die</strong><br />

‹spitalerfahrenen› Pflegefachleute bei<br />

mediz<strong>in</strong>ischen Problemen oft gelassener<br />

als ich. Wichtig ist hier e<strong>in</strong>fach<br />

<strong>der</strong> professionelle Austausch. So lerne<br />

ich mich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit besser e<strong>in</strong>zuschätzen.<br />

Alles <strong>in</strong> allem ergänzen wir<br />

uns auf ideale Weise!»<br />

Weg o<strong>der</strong> Umweg?<br />

Im Spital hat Nils Schulz se<strong>in</strong>en Traumjob<br />

gefunden – zum<strong>in</strong>dest für <strong>die</strong><br />

nächsten Jahre. Deshalb unsere Frage:<br />

S<strong>in</strong>d <strong>die</strong>se Umwege wirklich nötig gewesen?<br />

Für den Ex-<strong>Psychiatrie</strong>pfleger<br />

gibt es nur e<strong>in</strong>e Antwort: «Ich sehe<br />

das nicht als Umweg – und würde es<br />

wie<strong>der</strong> so machen. Ich profitiere von<br />

me<strong>in</strong>em breiten H<strong>in</strong>tergrund, und<br />

<strong>die</strong> Umgewöhnung von e<strong>in</strong>er Arbeit<br />

zur an<strong>der</strong>en fiel mir leicht. Heute beherrsche<br />

ich das Pflegehandwerk, das<br />

ich hier brauche – und wenn ich irgendwann<br />

e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e neue Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

brauche, werde ich mich<br />

entsprechend weiterbilden.»<br />

Nach zwei Monaten E<strong>in</strong>arbeitungszeit war<br />

Nils Schulz fit für den E<strong>in</strong>satz im Spital.<br />

<strong>ZAG</strong> Magaz<strong>in</strong> N°3 23

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