2. Schwingkreise
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<strong>2.</strong> <strong>Schwingkreise</strong><br />
<strong>2.</strong>1 Reaktanzschaltungen<br />
Allgemeine Formel für Xges für beliebige Reaktanzschaltungen:<br />
X<br />
ges<br />
⎛ 2 ⎞⎛<br />
2 ⎞<br />
⎜ ω<br />
1 ⎟⎜<br />
ω<br />
K − 1−<br />
⎟...<br />
⎜ 2 ⎟⎜<br />
2 ⎟<br />
⎝ ωs1<br />
⎠⎝<br />
ωs2<br />
=<br />
⎠<br />
⎛ 2 ⎞⎛<br />
2 ⎞<br />
⎜ ω<br />
1−<br />
⎟⎜<br />
ω<br />
1−<br />
⎟...<br />
⎜ 2 ⎟⎜<br />
2 ⎟<br />
⎝ ω p1<br />
⎠⎝<br />
ω p2<br />
⎠<br />
(<strong>2.</strong>1/3)<br />
mit K = kapazitiver oder induktiver Widerstand, der das Verhalten der Reaktanzschaltung bei<br />
niedrigen Frequenzen (ω → 0) beschreibt<br />
ω S (i = 1,2,…,n) = Serienresonanzkreisfrequenzen<br />
i<br />
ω P (i = 1,2,…,m) = Parallelresonanzkreisfrequenzen<br />
i<br />
- 21 - © Christian Hallmann
<strong>2.</strong>2 Die Reaktanzsätze von Foster<br />
Für beliebige verlustlose und lineare Zweipole gelten folgende Sätze:<br />
dX ges<br />
1. > 0<br />
dω<br />
<strong>2.</strong> Xges(ω) durchläuft abwechselnd Pole und Nullstellen<br />
3. Xges(ω = 0) (Gleichstrom) ist entweder -∞ oder 0<br />
4. Xges(ω = ∞) (hohe Frequenz) ist entweder 0 oder +∞<br />
5. Xges(ω) ist durch die Lage der Pole und Nullstellen (Resonanzfrequenzen), sowie durch das<br />
Verhalten das Zweipols bei sehr niedrigen Frequenzen (K) eindeutig bestimmt (Gl.(<strong>2.</strong>1/3)).<br />
6. Die Zahl der Pole und Nullstellen ist um eins größer als die Zahl der Schaltelemente (zwei gleiche<br />
Energiespeicher, die man zu einem zusammenfassen kann, zählen nur als ein Schaltelement).<br />
7. Die Zahl der Resonanzfrequenzen ist um eins kleiner als die Zahl der Schaltelemente.<br />
Beispiel <strong>2.</strong>2/1:<br />
Ermitteln Sie für die skizzierte Schaltung den Resonanzverlauf Xges(ω) sowie die Resonanzfrequenzen.<br />
Bild <strong>2.</strong>2-1<br />
Beispiel <strong>2.</strong>2/2:<br />
Das elektr. Verhalten der skizzierten Schaltung soll dem elektr. Verhalten der Schaltung im Beispiel<br />
<strong>2.</strong>2/1 entsprechen. Berechnen Sie die Größen L0, CI und CII, wenn L, C1 und C2 gegeben sind.<br />
L 0<br />
Bild <strong>2.</strong>2-3<br />
C I<br />
C II<br />
Beispiel <strong>2.</strong>2/3:<br />
Ein Quarz mit einer Serienresonanzfrequenz fS = 100kHz soll durch eine "Ziehkapazität" CZ eine<br />
Serienresonanzfrequenz von fS' = 100,1kHz erhalten.<br />
a) Skizieren Sie die Gesamtreaktanz Xg(ω).<br />
b) Berechnen Sie die Serienkapazität CS des Quarzes und die erforderliche "Ziehkapazität" CZ.<br />
Bild <strong>2.</strong>2-5<br />
- 22 - © Christian Hallmann
Übung <strong>2.</strong>2/1:<br />
Die beiden skizzierten Schaltungen sollen das gleiche elektr. Übertragungsverhalten aufweisen.<br />
a) Skizieren Sie die Xges(ω).<br />
b) Berechnen Sie ωS, ωP, LI, LII und C0.<br />
Bild <strong>2.</strong>2-8<br />
Übung <strong>2.</strong>2/2:<br />
Die skizzierte Reaktanzschaltung besitzt eine Parallelresonanzfrequenz fp und lässt sich mit Hilfe der<br />
Kapazitätsdiode C im Frequenzbereich fmin ≤ fP ≤ fmax durchstimmen.<br />
fmin = 500kHz, fmax = 1500kHz, Cmin = 50pF, Cmax = 500pF.<br />
Berechnen Sie die Bauelemente C0 und L.<br />
Bild <strong>2.</strong>2-9<br />
Übung <strong>2.</strong>2/3:<br />
Mit Hilfe der veränderlichen Kapazität C (100pF ≤ C ≤ 500pF) lässt sich die Parallelresonanzfrequenz<br />
fP der skizzierten Reaktanzschaltung im Bereich 500kHz ≤ fP ≤ 707kHz durchstimmen.<br />
Berechnen Sie die Reaktanzen LK und CK sowie die Serienresonanzfrequenz fS.<br />
Bild <strong>2.</strong>2-10<br />
- 23 - © Christian Hallmann
Übung <strong>2.</strong>2/4:<br />
Die Zeichnung zeigt den Eingangsblindwiderstand eines verlustlosen Zweipols mit diskreten<br />
Bauelementen als Funktion der Frequenz.<br />
Bild <strong>2.</strong>2-11<br />
a) Wie viele Bauelemente muss ein derartiger Zweipol mindestens enthalten?<br />
b) Geben Sie zwei verschiedene Schaltungen an, die diesen Verlauf der Eingangsreaktanz haben und<br />
ein Minimum an Bauelementen enthalten.<br />
c) Skizzieren Sie den Verlauf des Eingangsblindleitwertes B als Funktion das Frequenz.<br />
Skizzieren Sie für den Fall, dass die Induktivitäten des realen Zweipols geringe Verluste haben:<br />
d) den Verlauf des Eingangsblindwiderstandes X als Funktion der Frequenz<br />
e) die Ortskurve der Eingangsimpendanz Zin(ω).<br />
Übung <strong>2.</strong>2/5:<br />
Bild <strong>2.</strong>2-12<br />
a) Die Bauelemente C1, C2, L2, L1', C1' und C2' sind so zu bestimmen, dass sich der skizzierte<br />
Reaktanzverlauf X(f) ergibt.<br />
b) Geben Sie zwei weitere Reaktanzschaltungen mit vier Bauelementen an, mit denen X(f) realisiert<br />
werden kann.<br />
- 24 - © Christian Hallmann
<strong>2.</strong>3 Wesen und Erscheinungsformen von Schwingungen<br />
Im allgemeinen Sprachgebrauch ist es üblich, alle periodisch verlaufenden Vorgänge als Schwingung<br />
zu bezeichnen. Man spricht z.B. bei einer Spannung, deren Augenblickswerte sich sinusförmig ändern,<br />
auch von einer Sinusschwingung. Vom physikalischen Standpunkt aus ist diese Bezeichnung, jedoch<br />
nicht korrekt, da nicht jeder sich periodisch wiederholende Vorgang auch eine Schwingung im physikalischen<br />
Sinne ist. Man würde demnach bei einer Spannung, die von einem sinusförmig verlaufenden<br />
Strom an einem ohmschen Widerstand hervorgerufen wird, wohl von einem periodisch Vorgang<br />
sprechen dürfen, nicht aber von einer Schwingung. Enthält dagegen ein Stromkreis auch Kapazitäten<br />
und Induktivitäten, d.h. Energiespeicher verschiedener Energieformen, so sind die auftretenden periodischen<br />
Vorgänge als Schwingungen aufzufassen. Das wesentliche Kennzeichen einer Schwingung ist<br />
nicht die periodische Wiederholung gleicher Zustände, sondern ein wiederholter, wechselseitiger<br />
Energieaustausch zwischen zwei oder mehreren Speichern verschiedener Energieformen. Der Austausch<br />
der Energie zwischen den Energiespeichern erfolgt durch bewegte Ladungsträger, auf die<br />
elektr. oder magn. Kräfte einwirken. Praktisch ist dieser Energieaustausch eines Schwingungsvorganges<br />
immer mit Verlusten verbunden. Den Umspeichervorgängen wird dadurch laufend Energie entzogen,<br />
die irreversibel in Wärme umgewandelt wird. Man bezeichnet einen solchen Verlauf als gedämpfte<br />
Schwingung.<br />
Hinsichtlich ihrer Anregung werden Schwingungen in zwei Hauptgruppen, die freien und die erzwungenen<br />
Schwingungen, unterteilt.<br />
Eine freie Schwingung tritt in einem sich selbst überlassenen Schwingungssystem auf, also in einem<br />
System, in welchem die Schwingung durch die einmalige Einleitung eines Energiebetrages angestoßen<br />
wird, dann aber ohne jede Beeinflussung weiterläuft. Sind keine Dämpfungen vorhanden, so verläuft<br />
die Schwingung mit konstanten Amplituden, die dem Maximalwert der eingeleiteten Energie entsprechen.<br />
Treten dagegen Dämpfungen auf, so hält die Schwingung mit abklingenden Amplituden nur solange<br />
an, bis die gesamte eingeleitete Energie in den Dämpfungsgliedern irreversibel umgewandelt ist.<br />
Der zeitliche Rhythmus der Energiependelung, als Eigenfrequenz der freien Schwingung bezeichnet,<br />
ist nur abhängig von den konstruktiven Gegebenheiten des Schwingungssystems, d.h. den Größen der<br />
Energiespeicher und der Dämpfung.<br />
Von einer erzwungenen Schwingung spricht man, wenn der Vorgang durch eine von außen eingeprägte<br />
Wirkung gesteuert abläuft. Es liegt in der Natur der Schwingungen, dass diese Wirkung keine<br />
zeitlich konstante Größe, sondern eine Wechselgröße sein muss. Die von außen einwirkende den<br />
Schwingungsrhythmus bestimmende Größe wird als Erregergröße bezeichnet. Die Frequenz der erzwungenen<br />
Schwingung ist gleich der Frequenz der Erregergröße.<br />
<strong>2.</strong>3.1 Erzwungene stationäre Schwingungen<br />
Erzwungene Schwingungen verlaufen mit der Frequenz der von außen eingeprägten periodischen Wirkungsgrößen.<br />
Sind Amplitude und Frequenz dieser periodischen Wirkungsgröße über längere Zeit<br />
konstant, so wird sich ein stationärer Schwingungsvorgang ebenfalls mit konstanten Amplituden einstellen,<br />
die gerade so groß sind, dass die im Schwingkreis in Dämpfungsenergie umgesetzte Leistung<br />
gleich der von der Erregergröße zugeführten Wirkleistung ist. Neben dieser irreversiblen Energieumsetzung<br />
findet nun noch ein reversibler Energieaustausch sowohl zwischen den Speichern des<br />
Schwingers als im Allgemeinen auch zwischen Schwinger und äußerem Erreger statt. Nach dem Energiesatz<br />
kann die Schwingung daher nur so verlaufen, dass zu jedem Zeitpunkt der Augenblickswert der<br />
zugeführten Energie gleich ist der Summe der Augenblickswerte von Dämpfungsenergie und der von<br />
den Speichern des <strong>Schwingkreise</strong>s aufgenommenen bzw. abgegebenen Energie. Zu beachten ist dabei,<br />
dass in einem Schwingkreis naturgemäß Speicher mit sich ergänzendem Speichervermögen vorhanden<br />
sind, d.h., der Ladevorgang des einen Speichers entspricht dem Entladevorgang des anderen und umgekehrt.<br />
Es gibt nur eine Frequenz, bei der die maximalen Energieinhalte beider Speicher gleich groß<br />
sind, nämlich die Eigenfrequenz f0 des ungedämpften Kreises, die auch als Resonanzfrequenz bezeichnet<br />
wird. Bei dieser Frequenz wird periodisch die gesamte in C gespeicherte Energie an L abgegeben<br />
- 25 - © Christian Hallmann
und umgekehrt, so dass dem Schwingkreis vom Erreger (Generator) nur die im Widerstand in Wärme<br />
umgesetzte Dämpfungsenergie als Wirkleistung zugeführt werden muss. Bei allen anderen Frequenzen<br />
ist die maximal gespeicherte Energie des einen Speichers größer als die des anderen. Der Differenzbetrag<br />
der beiden Energien pendelt daher nicht innerhalb des <strong>Schwingkreise</strong>s zwischen dessen Speichern,<br />
sondern zwischen Schwingkreis und äußerem Erreger. Der dem Schwingkreis zufließenden<br />
Dämpfungsenergie überlagert sich dann also eine Energiependelung.<br />
Zusammenfassung:<br />
Bei erzwungenen stationären Schwingungen wird die Dämpfungsenergie des <strong>Schwingkreise</strong>s von der<br />
Erregerquelle aufgebracht. Die reversibel gespeicherte Energie pendelt zwischen den beiden Energiespeichern<br />
und, falls deren Speichervermögen ungleich ist, auch zwischen dem größeren der beiden<br />
Speicher und der Erregerquelle.<br />
Die Schwingung stellt sich so ein, dass der Energiesatz von den Augenblickswerten der Dämpfungsenergie,<br />
der gespeicherter, und der vom Erreger zugeführten Energie erfüllt wird, d.h., die vom Erreger<br />
gelieferte Wirkleistung ist gleich der Dämpferleistung und die gelieferte Blindleistung ist gleich der<br />
Summe der Blindleistungen aller Speicher.<br />
Als Resonanzfrequenz wird die Frequenz bezeichnet, bei der die Summe der Blindleistungen im<br />
Schwingkreis null ist, so dass vom Generator nur Wirkleistung geliefert wird.<br />
Die Grundformen elektr. <strong>Schwingkreise</strong> sind der Parallel- und der Reihenschwingkreis, bei denen die<br />
Energiespeicher L und C parallel bzw. in Reihe geschaltet sind. Die Dämpfung wird im Ersatzschaltbild<br />
durch ohmsche Widerstände zum Ausdruck gebracht. Stromabhängige Verluste werden durch<br />
einen Widerstand berücksichtigt, der vom Strom durchflossen wird, also in Reihe geschaltet ist, spannungsabhängige<br />
(z.B. im Kondensator oder in der Eiseninduktivität) durch einen Widerstand, der parallel<br />
zum Schaltelement liegt. Soll die gegebene Anordnung mit großer Genauigkeit durch das Ersatzschaltbild<br />
wiedergegeben werden, so wird man sowohl Parallel- als auch Serienwiderstände anordnen<br />
müssen.<br />
Folgende charakteristische Merkmale gelten für die beiden <strong>Schwingkreise</strong>:<br />
In Resonanznähe wird das Verhältnis Klemmenspannung zu Klemmenstrom beim Reihenschwingkreis<br />
zu einem Minimum, beim Parallelschwingkreis zu einem Maximum. Im Reihenschwingkreis können<br />
in Resonanznähe die Spannungen am Kondensator und an der Induktivität erheblich größer werden als<br />
die Klemmenspannung, da diese wesentlich von den zwischen Kondensator und Induktivität<br />
ablaufenden Energieumspeicherungen bestimmt werden.<br />
Im Parallelschwingkreis kann in Resonanznähe der Strom in der aus Kondensator und Induktivität gebildeten<br />
Masche erheblich größer werden als der Klemmenstrom, da ersterer wesentlich durch die<br />
zwischen den Speichern ablaufenden Energiependelungen bestimmt wird.<br />
Der Schwing- oder Kennwiderstand Zk in Gl. (<strong>2.</strong>3.1/5a) und (<strong>2.</strong>3.1/5b) ist der Blindwiderstand der<br />
Speicher L bzw. C bei der Eigenkreisfrequenz ω0.<br />
Im Resonanzpunkt ω = ω0 gibt der Gütefaktor das Verhältnis der in den Energiespeichern L bzw. C<br />
auftretenden Blindleistung zur aufgenommenen Wirkleistung an und damit für den Serienschwingkreis<br />
(Gl.(<strong>2.</strong>3.1/6a)) das Verhältnis Kondensatorspannung bzw. Induktivitätsspannung zu Klemmenspannung<br />
(Spannungsüberhöhung) und für den Parallelschwingkreis (Gl.(<strong>2.</strong>3.1/6b)) das Verhältnis Kondensatorstrom<br />
bzw. Induktivitätsstrom zu Klemmenstrom (Stromerhöhung). Der Kehrwert des Gütefaktors<br />
wird als Verlustfaktor bezeichnet.<br />
- 26 - © Christian Hallmann
Für |I|=const.<br />
Für |U|=const.<br />
Für |U|=const.<br />
Für |I|=const.<br />
Übung <strong>2.</strong>3.1/1:<br />
Folgende Werte wurden an einem RLC-Serienschwingkreis bei eingeprägter Gesamtspannung |U| =<br />
120mV gemessen:<br />
f / MHz 0,7 0,8 0,9 0,95 1,0 1,05 1,1 1,2 1,3 1,4<br />
I / mA 3,2 4,9 8,2 10,7 12 10,8 8,7 5,8 4,2 3,4<br />
Gesucht sind die Schwingkreisgrößen ZK, L, C, R und Q.<br />
- 27 - © Christian Hallmann
Übung <strong>2.</strong>3.1/2:<br />
Berechnen Sie die Resonanzfrequenz f0, die Bandbreite Δf und die Spannung |U(f0)|.<br />
Bild <strong>2.</strong>3.1-6<br />
Für f0 gelten folgende Werte:<br />
L = 10mH, QL = 125, C = 250pF, tan(δC) = 10 -3 , |I| = 10μA, Rin = 500kΩ<br />
Im Resonanzfall erreicht der Strom |I| für |U| = const. in der Serienschaltung sein Maximum (Bild<br />
<strong>2.</strong>3.1-5a), bei der Parallelschaltung die Spannung |U| für |I| = const. (Bild <strong>2.</strong>3.1-5b). |I| bzw. |U| werden<br />
nur noch durch den Widerstand RS bzw. RP nach oben hin begrenzt. Aus den Bildern <strong>2.</strong>3.1-5a und<br />
<strong>2.</strong>3.1-5b erkennt man, dass man zwei Kreisfrequenzen ωg1 und ωg2 definieren kann, bei denen sich |I|<br />
bzw. |U| auf den Wert ( ω ) 2<br />
I bzw. U ( ω ) 2 , also um -3dB auf den 0,707-fachen Wert vermin-<br />
0<br />
0<br />
dert hat. An den Bandgrenzen ω g und ω 1<br />
g erreicht der Phasenwinkel die Werte φZ = ±45° bzw. φY =<br />
2<br />
±45° (Bild <strong>2.</strong>3.1-7a bzw. <strong>2.</strong>3.1-7b). Man nennt deshalb auch die Frequenzen der Bandgrenzen die<br />
"45°-Frequenzen".<br />
Bei den bisher angestellten Überlegungen und den grafisch dargestellten Frequenzabhängigkeiten<br />
wurde von einer idealen Spannungs- bzw. Stromquelle (|U| = const. bzw. |I| = const.) ausgegangen.<br />
Einen Serienschwingkreis kann man bei |U| = const. dazu benutzen, ein bestimmtes Frequenzband aus<br />
einem Schwingungsgemisch besonders hervorzuheben. In Abhängigkeit von der Güte QS, also der<br />
Selektivität des Kreises, werden Frequenzen außerhalb der Bandbreite mehr oder weniger stark unterdrückt<br />
(Bild <strong>2.</strong>3.1-5a). Zur Erreichung dieses Zieles hat man in der Praxis also den Serienkreis aus<br />
einer Wechselspannungsquelle mit möglichst niedrigem Innenwiderstand zu speisen, denn nur dann<br />
kann man näherungsweise erreichen, dass die Quelle bei der auftretenden Strombelastung mit einem<br />
vernachlässigbaren Spannungsabfall am Innenwiderstand und damit auch einer unwesentlichen Verringerung<br />
der Quellspannungsamplitude reagiert.<br />
Umgekehrt unterdrückt der Serienschwingkreis einen Frequenzbereich, wenn man die Konstantspannungsquelle<br />
durch eine Konstantstromquelle ersetzt, das Signalgemisch also hochohmig einspeist.<br />
Bleibt der angelegte Quellenstrom in einem realen Aufbau näherungsweise konstant und erreicht die<br />
Frequenz der Quelle die Resonanzfrequenz des Kreises, dann nimmt die Impedanz |Z| ein Minimum an<br />
(vgl. Bild <strong>2.</strong>3.1-4a) und man erkennt aus Bild <strong>2.</strong>3.1-4a, dass dann die Spannung |U| am Serienkreis im<br />
gleichen Maße wie die Impedanz |Z| abnimmt, der Serienkreis also mit einer ausgeprägten Schwächung<br />
der Spannungsamplitude innerhalb der Bandbreite reagiert.<br />
Mit der in Bild <strong>2.</strong>3.1-5b skizzierten Spannungsüberhöhung bei hochohmiger Einspeisung (|I| = const.)<br />
ist der Parallelschwingkreis geeignet, den Frequenzbereich innerhalb seiner Bandbreite besonders hervorzuheben,<br />
während alle anderen Frequenzen eine Abschwächung erfahren. Speist man den Parallelkreis<br />
dagegen aus einer Konstantspannungsquelle, folgt aus Bild <strong>2.</strong>3.1-4b, dass der Strom |I| innerhalb<br />
der Bandbreite minimal wird und damit auch die Spannung |UL| an einem Lastwiderstand RL den<br />
kleinsten Wert annimmt. Ist RL z.B. der Eingangswiderstand eines nachgeschalteten Verstärkers,<br />
können alle Frequenzen außerhalb der Bandbreite weiterverstärkt werden, der Frequenzbereich innerhalb<br />
der Bandgrenzen gelangt nur stark gedämpft zum Ausgang. In diesem Betriebsfall wirkt der<br />
Parallelschwingkreis somit als Sperrfilter.<br />
- 28 - © Christian Hallmann
Beispiel <strong>2.</strong>3.1/1:<br />
Wie groß ist |UL|max?<br />
Bild <strong>2.</strong>3.1-10<br />
Beispiel <strong>2.</strong>3.1/2:<br />
a) Berechnen Sie die Resonanzkreisfrequenz ωr als Funktion der Kennfrequenz f0.<br />
b) Wie groß ist der Parallelersatzschaltungswiderstand RP?<br />
c) Skizzieren Sie die Ortskurven Z(ω) und Y(ω).<br />
Bild <strong>2.</strong>3.1-11<br />
Beispiel <strong>2.</strong>3.1/3:<br />
a) Skizzieren Sie die Ortskurven I(ω) und U(ω).<br />
b) Berechnen Sie den Gesamtgütefaktor QPges als Funktion des Schwingkreisgütefaktors QP.<br />
c) Ermitteln Sie die Gesamtbandbreite ∆fges = f(∆f).<br />
d) Wie groß ist die Spannung U als Funktion von QPges?<br />
Bild <strong>2.</strong>3.1-15<br />
Beispiel <strong>2.</strong>3.1/4:<br />
Mit Hilfe der skizzierten Schaltung soll ein frequenzunabhängiger Eingangswiderstand der Größe R1<br />
hergestellt werden.<br />
Gegeben sind: f0 = 70MHz, R1 = 60Ω, CS = 40pF, QS = 60, QP = 60.<br />
- 29 - © Christian Hallmann
Gesucht sind: LS, RS, RP, CP, LP, R2<br />
Bild <strong>2.</strong>3.1-19<br />
Beispiel <strong>2.</strong>3.1/5:<br />
Der skizzierte Bandpass hat die Aufgabe, ein relativ breites Frequenzband durchzulassen.<br />
U 0<br />
a) Ermitteln Sie die Ortskurve ( ω)<br />
.<br />
U<br />
b) Berechnen Sie die Bandbreite ∆ω.<br />
Bild <strong>2.</strong>3.1-23<br />
- 30 - © Christian Hallmann
Übung <strong>2.</strong>3.1/3:<br />
Die <strong>Schwingkreise</strong> besitzen eine Resonanzfrequenz von f0 = 35MHz und einen Verlustwiderstand R =<br />
60Ω.<br />
a) Bestimmen Sie den Eingangsleitwert I1/U1 der Schaltung.<br />
b) Welche Werte müssen L und C annehmen, damit der Eingangsleitwert unabhängig von der<br />
Frequenz rein reell wird?<br />
c) Wie groß ist dann der Realteil des Eingangsleitwertes?<br />
d) Welche Spannungsübersetzung tritt dann bei f0 auf?<br />
Übung <strong>2.</strong>3.1/4:<br />
Bild <strong>2.</strong>3.1-26<br />
Bild <strong>2.</strong>3.1-25<br />
Berechnen Sie für die skizzierte Schaltung:<br />
a) ωr<br />
b) R1 und R2 für ωr = ω0 = 1 LC .<br />
c) ωr für:<br />
c1) R1 = ZK = L C , R2 ≠ ZK<br />
c2) R2 = ZK, R1 ≠ ZK<br />
c3) R1 = R2 = ZK<br />
d) Qges unter der Bedingung von a).<br />
e) Die Größen RP und CP·LP eines äquivalenten idealen Parallelschwingkreises bei ωr.<br />
- 31 - © Christian Hallmann
Übung <strong>2.</strong>3.1/5:<br />
Der skizzierte Schwingkreis soll bei einer Resonanzfrequenz von fr = 160kHz eine Bandbreite von ∆f =<br />
7kHz aufweisen.<br />
L = 400μH, QL = 30, R = 1kΩ<br />
a) Ermitteln Sie die Kapazitäten C1 und C2 für ωr ≈ ω0.<br />
b) Berechnen Sie näherungsweise die Spannungsübersetzung U1/U2 für R >> 1/ωC1<br />
Übung <strong>2.</strong>3.1/6:<br />
Bild <strong>2.</strong>3.1-28<br />
Bild <strong>2.</strong>3.1-27<br />
Bild <strong>2.</strong>3.1-29<br />
L = 10mH, C = 200pF, QL = 100, QC=400, |U0| = 10V, |I0| = 0,1mA<br />
Skizzieren Sie für den dargestellten Serien- bzw. Parallelschwingkreis jeweils das vollständige<br />
qualitative Zeigerdiagramm für<br />
a) f < fr<br />
b) f = fr<br />
c) f > fr<br />
d) Berechnen Sie die Größen Q, fr, Z(ωr) bzw. Y(ωr), ∆f, |UC| bzw. |IL| für die Näherung ωr ≈ ω0.<br />
<strong>2.</strong>3.2 Stabilität der Resonanzfrequenz<br />
Wenn sich in einer Schaltung die Kapazität C um ∂C ändert (z.B. durch Transistorwechsel, Schaltkapazitäten<br />
usw.) bzw. die Induktivität L sich um ∂L verändert, dann lässt sich mit Gl.(<strong>2.</strong>3.2/1) die<br />
Änderung der Resonanzfrequenz berechnen. In praktischen Schaltungen kann meistens die Induktivitätsänderung<br />
vernachlässigt werden (∂L ≈ 0), so dass nur noch die Kapazitätsänderung in Gl.(<strong>2.</strong>3.2/1)<br />
eingeht. Je größer die Kapazität C gewählt wird, desto geringeren Einfluss haben Schwankungen ∂C<br />
auf die Resonanzfrequenz.<br />
Beispiel <strong>2.</strong>3.2/1:<br />
In einer Schaltung schwankt die Kapazität eines <strong>Schwingkreise</strong>s aufgrund von Schaltungskapazitäten<br />
um ∂C = ±0,2pF. Die Resonanzfrequenz soll f0 = 470kHz betragen.<br />
Welche minimale Schwingkreiskapazität Cmin müsste man mindestens verwenden, damit die Resonanzfrequenz<br />
sich nicht mehr als ±100Hz ändert?<br />
- 32 - © Christian Hallmann
<strong>2.</strong>3.3 Messverfahren<br />
<strong>2.</strong>3.3.1 Parallelschwingkreis<br />
In der Messschaltung des Bildes <strong>2.</strong>3.3.1-1 werden LP und CP als Parallelkreis hochohmig, z.B. durch<br />
einen kleinen Koppelkondensator CK, an einen Generator mit einstellbarer Frequenz angeschaltet<br />
(Konstantstromquelle). Für verschiedene Größen von CP misst man die jeweilige Resonanzfrequenz<br />
(Spannungsresonanz) und trägt den Ausdruck 1/f0 2 als Funktion von CP auf. Unter Berücksichtigung<br />
der parallel zu CP liegenden Zusatzkapazitäten (Schaltkapazität, Spulenkapazität und Voltmeterkapazität)<br />
CZus. ergibt sich die Beziehung (<strong>2.</strong>3.3.1/1) bzw. (<strong>2.</strong>3.3.1/2).<br />
Der berechnete Wert LP ist der Wert für das Parallelersatzschaltbild der Spule. Die Spulenverluste<br />
werden in RP charakterisiert.<br />
In Bild <strong>2.</strong>3.3.1-2 ist CP die als Abszissenwert aufzutragende unabhängige Variable und 1/f0 2 die abhängige<br />
Variable (Ordinatengröße). Die Gleichung (<strong>2.</strong>3.3.1/2) ist die einer Geraden, aus der nun CZus. und<br />
LP ermittelt werden können (siehe Bild <strong>2.</strong>3.3.1-2 und Gl.(<strong>2.</strong>3.3.1/3) bzw. (<strong>2.</strong>3.3.1/4)). Durch anschließende<br />
Messung der Teilkapazitäten CT mit Hilfe eines Kapazitätsmessers kann man die Eigenkapazität<br />
CL der Spule berechnen (Gl.(<strong>2.</strong>3.3.1/5)). Die Eigenresonanzfrequenz der Spule berechnet sich dann mit<br />
Gl.(<strong>2.</strong>3.3.1/6).<br />
Die Frequenz wird für CP auf Resonanz eingestellt und bleibt dann konstant. Die fiktiven Grenzfre-<br />
ω und ω g (in Wirklichkeit ω0) entsteht durch Variation von CP auf C 1<br />
P bzw. C 2<br />
P . 1<br />
quenzen g2<br />
Für den Fall, dass die 45°-Verstimmung bei Resonanzfrequenz f0 durch Verstimmen der Kapazität CP<br />
C P erreicht wird, ergibt sich die Größe QP aus Gl.(<strong>2.</strong>3.3.1/7).<br />
auf die Werte P2<br />
C und 1<br />
Schaltet man in die Messschaltung (Bild <strong>2.</strong>3.3.1-8) einen Stellwiderstand R' parallel zu CP und LP in<br />
den Parallelkreis ein und stellt ihn auf einen Wert ein, bei dem die Resonanzspannung auf die Hälfte<br />
des vorher gemessenen Maximalwertes abgesunken ist, dann ist dieser Widerstandswert R' = RP, d.h.<br />
gleich dem Parallelersatzwiderstand des Kreises; es wurde nämlich die Güte halbiert.<br />
<strong>2.</strong>3.3.2 Serienschwingkreis<br />
Schaltet man in der Schaltung des Bildes <strong>2.</strong>3.3.2-1 einen bekannten veränderlichen Zusatzwiderstand<br />
RZus. in Reihe mit RS, so gilt bei Resonanz die Gl.(<strong>2.</strong>3.3.2/1). Dies ist aber die Gleichung einer<br />
Geraden. Trägt man die bei der Resonanzfrequenz f0 gemessenen Werte U U C als Funktion von<br />
ω0<br />
RZus. auf (Bild <strong>2.</strong>3.3.2-2), dann schneidet die verlängerte Gerade den unbekannten Wert RS an der<br />
Abszisse und der Ordinatenabschnitt stellt den Reziprokwert des Gütefaktors 1/QS dar.<br />
Für den Fall, dass die 45°-Verstimmung bei Resonanzfrequenz f0 durch Verstimmen der Kapazität CS<br />
C S erreicht wird, ergibt sich die Güte QS aus Gl.(<strong>2.</strong>3.3.2/4).<br />
auf die Werte S2<br />
C und 1<br />
Schaltet man in die Messschaltung (Bild <strong>2.</strong>3.3.2-7) einen zusätzlichen Stellwiderstand R’ und stellt ihn<br />
auf einen Wert ein, bei dem der Resonanzstrom auf die Hälfte des vorher gemessenen Maximalwertes<br />
abgesunken ist, dann ist R’ = RS, d.h, die Güte hat sich halbiert.<br />
- 33 - © Christian Hallmann
<strong>2.</strong>4 Selektivverstärker<br />
<strong>2.</strong>4.1 Einstufiger Selektivverstärker<br />
Zur Verstärkung eines schmales Frequenzbandes kann man einen Selektivverstärker nach Bild <strong>2.</strong>4.1-<br />
1a verwenden. Durch die geringe Bandbreite des Parallelschwingkreises unterdrückt man<br />
Frequenzanteile, die außerhalb des gewünschten Frequenzbandes liegen und verbessert damit den<br />
Störabstand.<br />
Bild <strong>2.</strong>4.1-1<br />
Einstufiger Selektivverstärker<br />
a) Schaltung<br />
b) Ersatzbild<br />
c) zusammengefasstes Ersatzbild<br />
Y12 ≙ Rückwärtssteilheit<br />
rB’C ≙ Widerstand der Basis-Kollektor-Sperrschicht<br />
CB’C ≙ Kapazität der Basis-Kollektor-Sperrschicht<br />
rBB’ ≙ Basisbahnwiderstand (das ist der Widerstand der grenzschichtfreien Basiszone)<br />
- 34 - © Christian Hallmann
Bei Vernachlässigung der Rückwirkung (Y12 ≈ 0; d.h. rB’C → ∞; CB’C → 0, zusätzlich rBB’<br />
vernachlässigt) erhält man das Ersatzbild des Selektivverstärkers (Bild <strong>2.</strong>4.1-1b).<br />
Hierin bedeuten: rBE1 = Eingangswiderstand von T1; rCE1 = Ausgangswiderstand von T1; S = Steilheit<br />
von T1; CCE1 = Ausgangskapazität von T1; CS = Schaltkapazität (durch Schaltungsaufbau); rBE2 =<br />
Eingangswiderstand von T2 und Ce2 = Eingangskapazität von T2; RP = Verlustwiderstand des<br />
<strong>Schwingkreise</strong>s.<br />
Dieses Ersatzschaltbild lässt sich zusammenfassen zu der in Bild <strong>2.</strong>4.1-1c dargestellten<br />
Ersatzschaltung, wobei gilt<br />
1 1 1 1 1 1<br />
G Pges = = + + + + , (<strong>2.</strong>4.1/1)<br />
R R r R R r<br />
Pges<br />
P<br />
CE1<br />
3<br />
4<br />
BE 2<br />
C ges = C + CCE1<br />
+ Cs<br />
+ Ce2<br />
.<br />
Zum Verlustwiderstand RP des <strong>Schwingkreise</strong>s liegen also rCE, R3, R4 und rBE2 parallel. Durch diese<br />
zusätzliche Bedämpfung wird die Kreisgüte QK auf die Betriebsgüte QB verringert.<br />
Die wirksame Schwingkreiskapazität Cges setzt sich aus der Kapazität des Schwingkreiskondensators C<br />
sowie den zusätzlichen Kapazitäten CCE1, CS und Ce2 zusammen.<br />
Aus Bild <strong>2.</strong>4.1-1c ist für die Spannungsverstärkung Vu entnehmbar<br />
1 U 2 − S<br />
U 2 = −SU<br />
1 Z Pges = −SU<br />
1 ⋅ , V u = =<br />
(<strong>2.</strong>4.1/2)<br />
Y Pges U 1 Y Pges<br />
mit<br />
⎛ 1 ⎞<br />
Y Pges = GPges<br />
+ j⎜ωCges<br />
− ⎟ (<strong>2.</strong>4.1/3)<br />
⎝ ωL<br />
⎠<br />
Der Kennwiderstand ZK berechnet sich mit der Gl.(<strong>2.</strong>4.1/4)<br />
L<br />
analog zu (<strong>2.</strong>3.1/5b) Z K = (<strong>2.</strong>4.1/4)<br />
C ges<br />
Die Betriebsgüte QB lässt sich mit der Gl.(<strong>2.</strong>4.1/5) ermitteln.<br />
RPges<br />
analog zu (<strong>2.</strong>3.1/6b) Q B = (<strong>2.</strong>4.1/5)<br />
Z K<br />
Die Resonanzkreisfrequenz ergibt sich aus Gl.(<strong>2.</strong>4.1/6).<br />
1<br />
analog zu (<strong>2.</strong>3.1/4b) ω 0 =<br />
(<strong>2.</strong>4.1/6)<br />
L ⋅ C ges<br />
Die Betriebsbandbreite B definiert man ebenfalls wieder über einen 3db-Abfall gegenüber der<br />
Maximal-Verstärkung bei Resonanz. Analog zu (<strong>2.</strong>3.1/9b) berechnet sich die Betriebsbandbreite mit<br />
(<strong>2.</strong>4.1/7).<br />
f 0<br />
analog zu (<strong>2.</strong>3.1/9b) B = (<strong>2.</strong>4.1/7)<br />
QB<br />
Die Unterdrückung eines "fernen"“ Senders (außerhalb der gewünschten Bandbreite B) ist sehr gering.<br />
D.h. die sog. Fernabselektion eines Einzelkreis-Verstärkers ist für viele Fälle zur guten Trennung von<br />
Frequenzbändern nicht ausreichend.<br />
Verbesserungen ergeben sich durch steilere Flankenverläufe. Diese lassen sich z.B. durch mehrstufige<br />
Selektivverstärker, Bandfilter-Verstärker, keramische Filter, Quarz-Filter u.a. erreichen.<br />
- 35 - © Christian Hallmann
<strong>2.</strong>4.2 Mehrkreisverstärker<br />
Verbesserte Trenneigenschaften z.B. benachbarter Rundfunkkanäle erhält man u.a. durch zweikreisige<br />
Bandfilter Diese bestehen aus zwei Parallelschwingkreisen und einer Koppelreaktanz.<br />
Bild <strong>2.</strong>4.2-1a zeigt ein kapazitiv spannungsgekoppeltes Bandfilter. Hier ist die Koppelreaktanz eine<br />
kleine Kapazität C1<strong>2.</strong> Das Ersatzschaltbild hierfür ist in Bild <strong>2.</strong>4.1-1b angegeben. Dieses wiederum<br />
lässt sich umwandeln in Bild <strong>2.</strong>4.2-1c.<br />
Für Bild <strong>2.</strong>4.2-1c lässt sich dann nach [51] als Übertragungsfaktor herleiten<br />
U 2 jk n<br />
A = =<br />
. (<strong>2.</strong>4.2/1)<br />
2 2<br />
U 0 1+<br />
kn<br />
−V<br />
+ 2 jV<br />
Hierbei sind folgende Annahmen getroffen: L1 = L2 = L; C1 = C2 = C; gleiche<br />
Kurzschlussresonanzfrequenzen ω K = ω 1 K = ωm (bei jeweiligem Kurzschluss des zweiten Kreises);<br />
2<br />
Q1 = Q2 = Q (d.h. gleiche Betriebsgüten); R1 = R2 = R (d.h. gleiche Gesamtverluste der Kreise).<br />
In (<strong>2.</strong>4.2/1) bedeutet kn die "normierte" Kopplung<br />
kn = B12<br />
R1R<br />
2 = B12<br />
R (<strong>2.</strong>4.2/2)<br />
und V die normierte Verstimmung<br />
⎛ ω ωm<br />
⎞<br />
V = Qv = Q<br />
⎜ −<br />
⎟ . (<strong>2.</strong>4.2/3)<br />
⎝ ωm<br />
ω ⎠<br />
Der Betrag des Übertragungsfaktors aus (<strong>2.</strong>4.2/1) ist<br />
U 2<br />
kn<br />
A = =<br />
. (<strong>2.</strong>4.2/4)<br />
U<br />
2 2 2<br />
0 1+ k −V<br />
+ 4V<br />
( ) 2<br />
n<br />
Die normierte Kopplung kn wird näherungsweise innerhalb des Durchlassbereiches des Bandfilters als<br />
konstant (also frequenzunabhängig) angenommen, da sich f gegenüber des Mittenfrequenz fm nur<br />
relativ wenig ändert.<br />
- 36 - © Christian Hallmann
Bild <strong>2.</strong>4.2-1<br />
Zweikreisiges Koppelfilter<br />
a) Grundanordnung (C12
Aus (<strong>2.</strong>4.2/6) lassen sich 3 Fälle für kn unterscheiden:<br />
kn < 1 → "unterkritische Kopplung", d.h. keine Lösung für vH (dieser Fall interessiert nicht)<br />
kn = 1 → "kritische Kopplung", d.h. vH = 0; keine Höckerausbildung (Durchlasskurve mit<br />
flachem Dach)<br />
kn > 1 → "überkritische Kopplung": hier ergibt sich eine Bandfilter-Durchlasskurve mit<br />
Höckern.<br />
Der Verlauf des Übertragungsfaktors |A| in Abhängigkeit vom normierten Koppelfaktor kn ist in Bild<br />
<strong>2.</strong>4.2-1d dargestellt. Bei überkritischer Kopplung sind nach [51] noch zwei Kennwerte definierbar. Die<br />
sog. "mathematische Grenzverstimmung"<br />
∗<br />
Vg = ± 2VH<br />
, (<strong>2.</strong>4.2/7)<br />
bei welcher der Übertragungsfaktor |A| den gleichen Wert hat wie bei V = 0 und die sog. "praktische<br />
Grenzverstimmung"<br />
V = ± 2k<br />
, (<strong>2.</strong>4.2/8)<br />
g<br />
n<br />
bei welcher der Übertragungsfaktor um 3dB (d.h um den Faktor 1 / 2 ) gegenüber dem Mittelwert<br />
|Am| des Übertragungsfaktors abgefallen ist. |Am| wird aus dem Kurvenverlauf zwischen Höcker und<br />
Sattel gebildet (Bild <strong>2.</strong>4.2-1d).<br />
Die Bandbreite das Bandfilters lässt sich mit der Gl.(<strong>2.</strong>4.2/9) berechnen.<br />
f m<br />
aus [51] B = f g − f g = Δf<br />
g = 2 ⋅ kn<br />
⋅ (<strong>2.</strong>4.2/9)<br />
2 1<br />
Q<br />
Die Vorteile des Bandfilter-Verstärkers liegen in einer besseren Fernabselektion (Grenzkurvenverlauf<br />
hier z.B. mit 1/ω² statt mit 1/ω wie beim Einzelkreis-Verstärker) sowie einer größeren Bandbreite.<br />
Die normierte Kopplung kn wählt man i.a. nicht sehr groß (ca. 1….2,5; vgl. Bild <strong>2.</strong>4.2-1d), da bei<br />
großer Einsattlung zu starke Laufzeitverzerrungen auftreten [51].<br />
Bild <strong>2.</strong>4.2-2a zeigt ein symmetrisches, kapazitiv gekoppeltes Bandfilter, dessen Schaltungsausführung<br />
in Bild <strong>2.</strong>4.2-2b skizziert ist. Für ein transformatorisch gekoppeltes Bandfilter gilt Bild <strong>2.</strong>4.2-2c<br />
(Ersatzschaltbild <strong>2.</strong>4.2-2d).<br />
- 38 - © Christian Hallmann
Bild <strong>2.</strong>4.2-2<br />
Häufigste Bandfilter Arten<br />
a) kapazitiv spannungsgekoppeltes Filter (Ersatzbild)<br />
b) kapazitiv spannungsgekoppeltes Filter (Schaltungsausführung)<br />
c) transformatorisch gekoppeltes Filter<br />
d) Ersatzschaltbild für c)<br />
- 39 - © Christian Hallmann