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Papierschiff ahoi!

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<strong>Papierschiff</strong> <strong>ahoi</strong>!<br />

Luján, Jorge (Text); Friese, Julia (Bild) , 2009, <strong>Papierschiff</strong> <strong>ahoi</strong>!, Zürich: Bajazzo.<br />

Bilderbuchrezension mit Unterrichtsidee von Mirijam Seitz<br />

Die vom Spiel in der Badewanne ausgehende Seereise ist in<br />

der Kinderliteratur immer wieder anzutreffen. 1 Auf besonders<br />

schöne Weise findet man sie in dem Bilderbuch „<strong>Papierschiff</strong><br />

<strong>ahoi</strong>!“, dessen Text von dem argentinischen Dichter Jorge<br />

Luján und dessen Bilder von der deutschen Illustratorin Julia<br />

Friese stammen.<br />

Das erste Bild zeigt ein in der Badewanne sitzendes Mädchen,<br />

das ein <strong>Papierschiff</strong> faltet. Neben der Wanne liegt ein rotes<br />

Handtuch voller zusammengewürfelter Gegenstände. Auf der nächsten Seite entsteigt die junge Protagonistin<br />

der Badewanne und erklimmt mit Hilfe einer Leiter das nun als riesenhaft erscheinende<br />

<strong>Papierschiff</strong>, mit dem sie sich auf eine turbulente Seereise macht. Die Fahrt „durch Sturm und Flaute“,<br />

„gegen und mit dem Wind“ führt sie schließlich zu einem jungen Mann, dem sie glücklich in die<br />

Arme fällt. Am Ende steht die auf der letzten Doppelseite gezeigte leere Badewanne, gefüllt mit und<br />

umgeben von aufgeweichten <strong>Papierschiff</strong>en. Das rote Handtuch liegt tropfend über dem Rand. Vieles<br />

bleibt offen. Das Bilderbuch kann als „leise Liebesgeschichte“, wie es der Klappentext bezeichnet, gelesen<br />

werden. Zugleich enthält es aber auch eine fantastische Erzählung von Sehnsucht und Abenteuer.<br />

Somit kann es über die Altersgrenzen hinweg genussvoll rezipiert werden.<br />

Der Text des Bilderbuchs umfasst nur wenige Sätze. Diese<br />

bestehen aus der im Futur gehaltenen wörtlichen Rede<br />

des Mädchens, die sie, teils als Selbstgespräch, teils<br />

adressiert an den Menschen, in dessen Hafen sie fährt,<br />

formuliert. Die Schrift wird in die sich über die gesamten<br />

Doppelseiten erstreckenden Illustrationen integriert. Die<br />

Bilder, mit Aquarellfarben kolorierte Zeichnungen, werden,<br />

der Seereise entsprechend, dominiert von verschiedenen<br />

Blau- und Türkistönen. Davon heben sich das<br />

Weiß des <strong>Papierschiff</strong>s, das auch die Farbe der meisten<br />

anderen im Buch gezeigten Gegenstände ist, und der<br />

weinrote Farbton des Badeanzugs des Mädchens sowie<br />

des Handtuchs ab.<br />

Im Rahmen eines Bilderbuchprojekts zum Thema „Schiff <strong>ahoi</strong>!“ in einer dritten Klasse kam das hier<br />

vorgestellte Bilderbuch bereits zweimal jeweils mit einer Gruppe von zehn Schüler(inne)n zum Einsatz.<br />

Es war das erste Buch, das die Kinder innerhalb der Reihe zu Piraten, Abenteurern und Träumern<br />

kennenlernten.<br />

1 Vgl. z.B. das Bilderbuch: Burningham, John, 1980, Komm jetzt endlich raus, Eva!, Aarau u.a.: Sauerländer.; und<br />

das Kinderlied: Schöne, Gerhard, 1982, Der Meeresbezwinger Thomas, Album: Lieder aus dem Kinderland.


Als Einstieg in die Unterrichtsstunde wurden der Buchtitel vorgestellt und Assoziationen dazu gesammelt.<br />

Anschließend wurden zwei Abbildungen der Protagonistin des Buches auf dem OHP betrachtet.<br />

Ausgewählt wurde dazu die Abbildung der ersten Doppelseite, auf der die Ebene der Realität noch<br />

nicht durchbrochen wird, und eine weitere, auf der die junge Protagonistin bereits in ihrem <strong>Papierschiff</strong><br />

sitzt, auf der aber noch immer Hinweise auf das Angesiedeltsein im Badezimmer zu sehen sind.<br />

So wurde die Antizipation hinsichtlich der Geschichte angeregt und bereits ein Hinweis auf die beiden<br />

Ebenen der Geschichte gegeben.<br />

Innerhalb einer interaktiven Vorlesephase wurden ausgehend von dem <strong>Papierschiff</strong>, das als Leitmotiv<br />

in Geschichte und Bildern fungiert, die weiteren Gegenstände in den Blick genommen, die innerhalb<br />

des Buches im Umfeld der Badewanne anzutreffen<br />

sind. Während der Seereise werden auch diese in unterschiedlichen<br />

Kontexten einbezogen, umgedeutet<br />

und verlebendigt. In der konkreten Stunde wurden dazu<br />

Gegenstände, die den auf der ersten Seite auf einem<br />

Handtuch vor der Badewanne liegend abgebildeten<br />

entsprachen, zunächst verdeckt in den Sitzkreis gelegt.<br />

Ab der zweiten Doppelseite und damit dem Beginn<br />

der fantastischen Reise, erhielten die Kinder die<br />

Aufgabe, die Bilder nach den Gegenständen abzusuchen.<br />

Wer einen davon auffand, durfte beschreiben,<br />

wie dieser innerhalb der Geschichte umgedeutet wurde und anschließend das Pendant auf ein die<br />

Meeresfläche symbolisierendes blaues Tuch legen. Auf diese Weise wurden sowohl eine genaue Betrachtung<br />

der Bilder gewährleistet als auch Hinweise auf das Spiel mit Realität und Vorstellung innerhalb<br />

des Buches wahrgenommen. Daneben wurden weitere Auffälligkeiten der Illustrationen (Simultanbild,<br />

Farbgebung, Perspektive) und des Textes (spezifische Wörter aus der Seemannssprache) angesprochen<br />

sowie die Identifikation mit der Protagonistin angeregt.<br />

Ausgehend von dem Bild der leeren Badewanne wurde der Verbleib des Mädchens thematisiert. War<br />

sie im Ausguss der Wanne verschwunden? War die Reise ein Traum oder Spiel? Oder war die Protagonistin<br />

tatsächlich bei dem Jungen angekommen? Die verschiedenen von den Kindern genannten<br />

Möglichkeiten blieben, der Offenheit des Bilderbuches entsprechend, nebeneinander stehen.<br />

Am Schluss stand die Frage, wohin bzw. zu wem die Schüler(innen) selbst gerne reisen würden, wenn<br />

sie sich mit einem <strong>Papierschiff</strong> auf den Weg machen würden. Dazu bekam jedes Kind ein gefaltetes<br />

Schiff. Die Frage wurde bewusst offen gestellt, um eine Fixierung auf die Liebesthematik zu vermeiden.<br />

Die Schüler(innen) nannten zum Teil Urlaubsreiseziele, aber auch Personen, zu denen sie gerne<br />

fahren würden. Dabei wurden Sehnsüchte und Ängste offenbar. So bot das Bilderbuch auch einen<br />

Anlass, ganz persönliche Dinge voneinander zu erfahren.

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