Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
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1. Der jahwistische Erzähler beschreibt Jakob als Heros, dem alle Dinge<br />
gelingen. Nichts hält ihn auf. <strong>Gott</strong> Jahwe unterstützt ihn, der wider alles Recht<br />
sich durchsetzt. Er ist mit Kindern, Frauen <strong>und</strong> Reichtümern gesegnet. Ihm<br />
<strong>und</strong> seinen Nachkommen (siehe auch 4,3,c) wird von Jahwe das ganze Land<br />
zugesprochen.<br />
Zwischen Jakob <strong>und</strong> den Nachbarvölkern sind klare Abgrenzungen<br />
vorgenommen. Die Familie der Frauen Jakobs ist entrechtet. Das Matriarchat<br />
ist vorbei. Die letzten Erinnerungen an das Mutterrecht leben in dem Privileg<br />
der Mutter fort, den Kindern Namen zu geben. Jakob opfert noch selber. Er ist<br />
Stammeskönig <strong>und</strong> Priester. Darin gleicht er seinen orientalischen Kollegen.<br />
2. Für den jahwistischen Tradenten ist er deshalb ein Vorbild für <strong>die</strong> Könige<br />
Judas. Seine Taten sind Tugenden der königlichen Despoten auf dem<br />
Jerusalemer Thron. List, Betrug, Diebstahl <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> Mordtat an der<br />
Bevölkerung von Sichern (siehe 4,3,f) sind nicht ohne sein Wissen <strong>und</strong> Wollen<br />
geschehen. Der Mythos urteilt auch hier nicht moralisch. Er hat <strong>die</strong><br />
Rechtfertigung des davidischen Großreiches zum Ziel. Deshalb erhält Jakob,<br />
als Vater von zwölf Stämmen hat er zwölf Söhne, seine jetzige biblische<br />
Bedeutung als Erzvater, als großer bedeutender Urvater.<br />
3. Seine ursprüngliche Bedeutung liegt in der mythischen Vorgeschichte, als<br />
nämlich der Sechsstämmeb<strong>und</strong> der Lea-Söhne sich zusammenschloß <strong>und</strong><br />
<strong>die</strong>se große Mutter, <strong>die</strong> heilige Königin, im Zuge des Übergangs vom<br />
Matriarchat zum Patriarchat, einen Mann erhielt. Der Stamm Rüben hat sicher<br />
<strong>die</strong> führende Rolle gespielt, als der Sechsstämmeb<strong>und</strong> aus dem<br />
steppenhaften Ostjordanland in <strong>die</strong> westjordanische Kulturlandzone eindrang<br />
<strong>und</strong> <strong>die</strong> alten kanaanäischen Heiligtümer Bethel <strong>und</strong> Sichern eroberte, <strong>die</strong><br />
sicher von zwei Dreiergruppen als gemeinsame Kultstätten unterhalten<br />
wurden. Lea bedeutet „Steinbock" <strong>und</strong> Silpha „<strong>die</strong> Zornige"; Rahel bedeutet<br />
„das Lamm" <strong>und</strong> Bilha „<strong>die</strong> Schreckliche" (vgl. 4,3,c); Jakob war Stammesvater<br />
der Rubeniten, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Heiligtümer usurpierten <strong>und</strong> ihren Vatergott mit den<br />
einheimischen Traditionen vermischten. Der jahwistische Erzähler hat aber<br />
dadurch, daß er Jakob in Hebron, der ersten Königstadt Davids, beisetzen<br />
läßt, versucht, <strong>die</strong> alten Traditionen zu zerstören <strong>und</strong> Jakob zu einem Sohne<br />
Isaaks zu machen. Mythologisch ist <strong>die</strong> Funktion des Jakob der des Herakles<br />
vergleichbar. Herakles <strong>und</strong> sein Zwillingsbruder Iphikles erlitten das gleiche<br />
Schicksal wie Jakob <strong>und</strong> Esau. Die älteren Brüder Iphikles <strong>und</strong> Esau, <strong>die</strong><br />
heiligen Könige, müssen ihren Stellvertretern, den jüngeren Brüdern, weichen.<br />
Wie Herakles übernimmt Jakob <strong>die</strong> Funktionen <strong>und</strong> Rechte seines<br />
Zwillingsbruders, der in <strong>die</strong> Steppe verdrängt wird.<br />
b. Jakob kam einstmals nach Lus. Dort blieb er über Nacht. Er<br />
nahm einen Stein <strong>und</strong> legte ihn sich zu Häupten, um in dessen<br />
Schutz zu schlafen. Da träumte ihm, eine Leiter sei auf <strong>die</strong> Erde<br />
gestellt, <strong>die</strong> in den Himmel reichte, <strong>und</strong> auf ihr stiegen <strong>die</strong> Boten<br />
Elohims auf <strong>und</strong> nieder. Jakob fürchtete sich, denn er dachte: Wie<br />
gefährlich ist <strong>die</strong>ser Ort! Sicher ist hier der Wohnsitz Elohims <strong>und</strong><br />
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