Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
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I. Mose 25,19-20.26b; 26,34-35; 28,1-9; 35,27-29.<br />
1. Der priesterliche Text nimmt eigentlich nur an der Eheschließung Isaaks<br />
Interesse. Er hält fest, daß Jakob kultisch rein bleibt. Er heiratet in der Familie.<br />
Jakob ist das Beispiel aus der Heroenzeit für den priesterlichen Eingriff in <strong>die</strong><br />
nachexilischen Ehen, wie ihn das Buch Nehemia berichtet, als man alle<br />
nichtjüdischen Frauen verstößt.<br />
Ebenso wichtig ist für <strong>die</strong> priesterliche Tradition das Ritual beim Tode Isaaks,<br />
das fehlerlos zelebriert werden muß. Ein anderes Interesse hat <strong>die</strong><br />
Priesterschaft in Jerusalem im 5. Jahrh<strong>und</strong>ert v. u. Z. an den Heroen der<br />
Frühzeit nicht gezeigt. Ihr Interesse ist orientiert an der persischen<br />
Kabinettsorder, <strong>die</strong> der Priesterschaft nur <strong>die</strong> Wiederbelebung einer<br />
Kultgemeinde erlaubt. Deshalb legt sie wenig Wert auf detaillierte<br />
Darstellungen aus der heldenhaften Vergangenheit der Väter. Isaak befolgt<br />
treulich alle Kultgesetze. Von einer regen Selbständigkeit Isaaks weiß der<br />
priesterliche Text nichts.<br />
4.3 Die Jakobsgeschichten<br />
a. Nachdem Jakob sich den Erstgeburtssegen erschlichen hatte,<br />
floh er auf Anraten seiner Mutter Rebekka nach Haran zu seinem<br />
Onkel Laban, um vor den Nachstellungen Esaus sicher zu sein.<br />
Unterwegs erschien ihm Jahwe <strong>und</strong> versprach ihm: Das Land, auf<br />
dem du bist, das werde ich dir <strong>und</strong> deinen Nachkommen geben,<br />
<strong>und</strong> ich werde immer mit dir <strong>und</strong> mit ihnen sein.<br />
Als Jakob schon in der Nähe von Labans Wohnsitz war, erblickte<br />
er in der Steppe einen Brunnen. Er ging auf ihn zu <strong>und</strong> traf dort bei<br />
den Herden Rahel, <strong>die</strong> gerade <strong>die</strong> Herde ihres Vaters Laban<br />
tränken wollte. Jakob nahm ihr <strong>die</strong>se Arbeit ab, küßte dann Rahel,<br />
begann laut zu weinen <strong>und</strong> sagte, er sei der Verwandte ihres<br />
Vaters, der Sohn Rebekkas. Laban nahm ihn herzlich auf <strong>und</strong> gab<br />
ihm Rahel zur Frau, dazu jedoch auch ihre ältere Schwester Lea,<br />
denn es war nicht Brauch, <strong>die</strong> jüngere Tochter vor der älteren zu<br />
verheiraten. Als aber Jahwe sah, daß Jakob Rahel der Lea vorzog,<br />
machte er Lea fruchtbar, während Rahel unfruchtbar blieb. Lea<br />
gebar vier Söhne: Rüben, Simeon, Levi <strong>und</strong> Juda. Und als Lea<br />
dann sah, daß sie aufgehört hatte zu gebären, gab sie Jakob ihre<br />
Leibmagd Silpha zur Nebenfrau, <strong>die</strong> ihm Gad <strong>und</strong> Asser gebar. Nun<br />
brachte einstmals Leas Sohn Rüben Liebesäpfel vom Felde heim,<br />
<strong>und</strong> <strong>die</strong> kinderlose Rahel erbat davon einige für sich. Zum Lohn für<br />
<strong>die</strong> Früchte erhielt Lea von Rahel <strong>die</strong> nächsten Nächte mit Jakob<br />
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