Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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30.12.2012 Aufrufe

Isaak ist eine mythische Person ohne eindeutige historische Unterlage. Sein Name ist nicht undeutbar, sondern heißt: „er lacht". Sein Lachen ist das Lachen des Siegers. Seine Mutter lacht, sein Vater lacht. Sie triumphieren, die fluchwürdige Kinderlosigkeit überwunden zu haben. Seine mythologische Bedeutung liegt in der ihm zugewiesenen Rolle, Vater des Jakob-Israel und Esau-Edom zu sein. Die detaillierte Darstellung der nomadischen Verhältnisse in der Brautwerbungsgeschichte und in der Geschichte mit Abimelech von Gerar ist Eigenart des jahwistischen Erzählers. 2. Genealogien gehören zu den Urformen des Mythos. Die mythologische Funktion solcher genealogischen Konstruktionen Abraham - Isaak - Jakob - Edom besteht darin, politische Abhängigkeitsverhältnisse zu erklären: Jakob- Israel und Esau-Edom, zwei feindliche Völker, sollen ein gemeinsames Elternpaar haben, das bestimmt, der kleinere Jakob soll über den größeren Esau herrschen. Der Segen Isaaks und die Prophezeiung Jahwes sind identisch. Sie sind von den Erfordernissen der frühen Königszeit diktiert und zeigen an, daß das ursprüngliche Doppelkönigtum von Beerseba beendet ist. Esau-Edom und Jakob-Israel teilten sich einstmals in dieses Königtum der alten Lokalgottheit Isaaks, der noch der eine Mann der großen einflußreichen Mutter Rebekka war. Darin glich die Funktion des biblischen Zwillingsmythos von Jakob-Esau dem griechischen Zwillingsmythos von Akrisios und Proitos von Argos. Die Zwillinge Proitos und Akrisios erbten nach dem Tode ihres Vaters das Reich gemeinsam. Abwechselnd sollten sie regieren, aber Akrisios weigerte sich, nach Ablauf seiner Frist die Herrschaft an Proitos abzutreten, der auch mit Danae, der Tochter des Akrisios, ein Liebesverhältnis angefangen hatte. Darüber kam es zwischen den Brüdern zum Streit. Er wurde mit der Teilung des Reiches beendet. b. Isaak wurde geboren, wie Elohim es Abraham vorausgesagt hatte, und Abraham zog ihn auf und war bereit, ihn auf Befehl Elohims zu opfern, bis ein Engel dieses verhinderte (siehe 2,5,b). Isaak heiratete Rebekka, die ihm die beiden Söhne Jakob und Esau gebar. Und Isaak segnete Jakob, der ihn dadurch getäuscht hatte, Esau zu sein, daß er sich die Felle von Ziegenlämmern um Hals und Arme gelegt hatte, mit dem Erstgeburtssegen: Es gebe dir Elohim Tau vom Himmel und fetten Boden und Überfluß an Getreide und Wein. - Und Esau segnete er mit diesem Wort: Deine Wohnung wird fern von dem fetten Boden sein, und der Tau des Himmels oben wird ihn nicht netzen. I. Mose 21,6-22,19; 27,11-12.27-29.39. 1. Der elohistische Textbeitrag zur Isaaküberlieferung ist geringer als der jahwistische. Der wesentliche Unterschied liegt nur in den Segensformeln, die Isaak gebraucht. Der alte kanaanäische Gott, wie ihn die kanaanäische Restbevölkerung im 10. Jahrhundert nach der israelischen Eroberung noch als 94

Traumbild in Erinnerung hat, ist ein Gärtner und kein kriegerischer Feldherr mit Machtgelüsten, wie ihn der jahwistische Erzähler beschreibt. Die kanaanäische Restbevölkerung auf dem Lande lehnt die Jerusalemer Machtund Kriegspolitik, die im Namen Jahwes betrieben wird, ab. Isaak kann in dem Jakobel, wie der Name sicher gelautet hat (siehe etwa den akkadischen Namen Ja'qub-ilu: Gott überlistet, übervorteilt oder belohnt), nur diesen, einen kanaanäischen Bauern, segnen. Man wird an Hesiod erinnert: Du, o Perses, bewahre in deinem Herzen dir dieses: Nie von der Arbeit ziehe dich übergierige Streitsucht, Um nach Hader zu spähen und Händeln des Marktes zu lauschen. Wenig Zeit hab übrig für Zank und des Marktes Getümmel, Wenn für das Jahr daheim nicht reife genügende Gabe Daliegt, wie sie die Erde getragen, Korn der Demeter. Hast du davon die Fülle, dann magst du zanken und hadern Um die Güter von anderen, doch nicht zum zweitenmal wird dir Solches gelingen, hier aber entscheiden wir unseren Hader Nur nach Recht und Gesetz, wie Zeus sie am besten gegeben. Teilten wir unseren Besitz doch schon, du aber entrissest Vieles und schlepptest es fort und priesest die gabengefräßigen Herrscher noch hoch, die gern bereit zu dieser Entscheidung. 95 („Werke und Tage", Vers 27-39.) c. Das ist die Geschichte Isaaks, des Sohnes Abrahams. Isaak war vierzig Jahre alt, als er sich Rebekka, die Tochter des Aramäers Bethuel aus Mesopotamien, die Schwester des Aramäers Laban, zum Weibe nahm. Isaak war sechzig Jahre alt, als Jakob und Esau geboren wurden. Als Esau vierzig Jahre alt war, heiratete er Judith und Basemath, die Töchter der Hethiter Beeri und Elon. Das war ein schwerer Kummer für Isaak und Rebekka. Da rief Isaak den Jakob und segnete ihn und sagte: Nimm nicht eine von den Töchtern Kanaans zur Frau, sondern gehe nach Mesopotamien in das Haus deiner Väter und hole dir von dort eine Frau. Und Jakob gehorchte Isaak. Als aber Esau merkte, daß seine Frauen Isaak mißfielen, nahm er noch eine Frau dazu, nämlich Machalath, die Tochter Ismaels, der ja ein Sohn Abrahams war wie Isaak. Und Jakob gelangte mit seinen Frauen zu seinem Vater Isaak nach Mamre bei Hebron, wo auch Abraham geweilt hatte. Isaak war 180 Jahre alt, als er starb und sich zu seihen Stammesgenossen versammelte, alt und lebenssatt, und seine Söhne Esau und Jakob bestatteten ihn.

Isaak ist eine mythische Person ohne eindeutige historische Unterlage. Sein<br />

Name ist nicht <strong>und</strong>eutbar, sondern heißt: „er lacht". Sein Lachen ist das<br />

Lachen des Siegers. Seine Mutter lacht, sein Vater lacht. Sie triumphieren, <strong>die</strong><br />

fluchwürdige Kinderlosigkeit überw<strong>und</strong>en zu haben. Seine mythologische<br />

Bedeutung liegt in der ihm zugewiesenen Rolle, Vater des Jakob-Israel <strong>und</strong><br />

Esau-Edom zu sein.<br />

Die detaillierte Darstellung der nomadischen Verhältnisse in der<br />

Brautwerbungsgeschichte <strong>und</strong> in der Geschichte mit Abimelech von Gerar ist<br />

Eigenart des jahwistischen Erzählers.<br />

2. Genealogien gehören zu den Urformen des Mythos. Die mythologische<br />

Funktion solcher genealogischen Konstruktionen Abraham - Isaak - Jakob -<br />

Edom besteht darin, politische Abhängigkeitsverhältnisse zu erklären: Jakob-<br />

Israel <strong>und</strong> Esau-Edom, zwei feindliche Völker, sollen ein gemeinsames<br />

Elternpaar haben, das bestimmt, der kleinere Jakob soll über den größeren<br />

Esau herrschen. Der Segen Isaaks <strong>und</strong> <strong>die</strong> Prophezeiung Jahwes sind<br />

identisch. Sie sind von den Erfordernissen der frühen Königszeit diktiert <strong>und</strong><br />

zeigen an, daß das ursprüngliche Doppelkönigtum von Beerseba beendet ist.<br />

Esau-Edom <strong>und</strong> Jakob-Israel teilten sich einstmals in <strong>die</strong>ses Königtum der<br />

alten Lokalgottheit Isaaks, der noch der eine Mann der großen einflußreichen<br />

Mutter Rebekka war. Darin glich <strong>die</strong> Funktion des biblischen Zwillingsmythos<br />

von Jakob-Esau dem griechischen Zwillingsmythos von Akrisios <strong>und</strong> Proitos<br />

von Argos. Die Zwillinge Proitos <strong>und</strong> Akrisios erbten nach dem Tode ihres<br />

Vaters das Reich gemeinsam. Abwechselnd sollten sie regieren, aber Akrisios<br />

weigerte sich, nach Ablauf seiner Frist <strong>die</strong> Herrschaft an Proitos abzutreten,<br />

der auch mit Danae, der Tochter des Akrisios, ein Liebesverhältnis<br />

angefangen hatte. Darüber kam es zwischen den Brüdern zum Streit. Er<br />

wurde mit der Teilung des Reiches beendet.<br />

b. Isaak wurde geboren, wie Elohim es Abraham vorausgesagt<br />

hatte, <strong>und</strong> Abraham zog ihn auf <strong>und</strong> war bereit, ihn auf Befehl<br />

Elohims zu opfern, bis ein Engel <strong>die</strong>ses verhinderte (siehe 2,5,b).<br />

Isaak heiratete Rebekka, <strong>die</strong> ihm <strong>die</strong> beiden Söhne Jakob <strong>und</strong> Esau<br />

gebar. Und Isaak segnete Jakob, der ihn dadurch getäuscht hatte,<br />

Esau zu sein, daß er sich <strong>die</strong> Felle von Ziegenlämmern um Hals<br />

<strong>und</strong> Arme gelegt hatte, mit dem Erstgeburtssegen: Es gebe dir<br />

Elohim Tau vom Himmel <strong>und</strong> fetten Boden <strong>und</strong> Überfluß an<br />

Getreide <strong>und</strong> Wein. - Und Esau segnete er mit <strong>die</strong>sem Wort: Deine<br />

Wohnung wird fern von dem fetten Boden sein, <strong>und</strong> der Tau des<br />

Himmels oben wird ihn nicht netzen.<br />

I. Mose 21,6-22,19; 27,11-12.27-29.39.<br />

1. Der elohistische Textbeitrag zur Isaaküberlieferung ist geringer als der<br />

jahwistische. Der wesentliche Unterschied liegt nur in den Segensformeln, <strong>die</strong><br />

Isaak gebraucht. Der alte kanaanäische <strong>Gott</strong>, wie ihn <strong>die</strong> kanaanäische<br />

Restbevölkerung im 10. Jahrh<strong>und</strong>ert nach der israelischen Eroberung noch als<br />

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