Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
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verfolgte <strong>die</strong> Raubkönige bis in den Norden Kanaans nach Dan.<br />
Dort überfiel er sie nächtens <strong>und</strong> jagte sie auseinander, bis hinter<br />
Damaskus. Alle Beute führte er zurück. Als er mit den Gefangenen<br />
<strong>und</strong> der Beute zurückkehrte, kamen ihm der König von Sodom <strong>und</strong><br />
Malkisedek, der König von Salem, entgegen. Malkisedek brachte<br />
Abraham Brot <strong>und</strong> Wein. Er war ein Priester des El Eljon, des<br />
höchsten <strong>Gott</strong>es, <strong>und</strong> segnete ihn: Gesegnet seiest du, Abraham,<br />
von dem höchsten <strong>Gott</strong>, der Himmel <strong>und</strong> Erde geschaffen hat. - Und<br />
Abraham gab ihm den Zehnten des Beutegutes, <strong>und</strong> den gesamten<br />
Rest gab er dem König von Sodom zurück. Nur <strong>die</strong> Kosten des<br />
Feldzuges ließ er sich von dem König erstatten.<br />
l. Mose 12,5; 13,11-12; 16,15; 17; 21,3-5; 23; 25,7-10; 14.<br />
1. Der priesterliche Bericht kennt <strong>die</strong> Vertreibungsgeschichte von Hagar <strong>und</strong><br />
Ismael nicht. Ismael <strong>und</strong> Isaak bestatten gemeinsam ihren Vater.<br />
Wichtig ist dem priesterlichen Erzähler <strong>die</strong> Einsetzung der Beschneidung, <strong>die</strong><br />
mit der Land Verheißung verb<strong>und</strong>en wird. Dabei interessiert ihn aber <strong>die</strong><br />
Beschneidung mehr als <strong>die</strong> Landverheißung. Denn nach dem Exil hatte das<br />
Priestertum mehr Interesse an der Aufrechterhaltung der alten religiösen<br />
Bräuche als an den Landverheißungsberichten.<br />
Wichtig war der priesterlichen Tradition auch <strong>die</strong> Bestattung Abrahams. In<br />
der wiederholten Betonung, daß Abraham das Gr<strong>und</strong>stück käuflich erworben<br />
hat, wird deutlich gemacht, daß Abraham in eigener Erde, also kultisch rein,<br />
bestattet wurde. Zum kultischen Ritus gehört auch <strong>die</strong> Totenklage <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />
Bestattung durch <strong>die</strong> Söhne.<br />
Die Beschneidung ist in Mesopotamien nicht üblich gewesen, wohl aber in<br />
Ägypten. In Israel wurde sie in der geschichtlichen Frühzeit während der<br />
Pubertät vollzogen, erst <strong>die</strong> priesterliche Tradition von Jerusalem führte sie<br />
beim Kleinkind ein. Die Beschneidung, d. h. <strong>die</strong> operative Entfernung der<br />
Vorhaut, war einstmals Bestandteil der Aufnahmezeremonie in den Clan. Sie<br />
bedeutete Unterwerfung des Mannes unter <strong>die</strong> Herrschaft der großen Mutter.<br />
In der geschichtlichen Spätzeit tritt an <strong>die</strong> Stelle der großen Mutter <strong>und</strong><br />
heiligen Königin der Stammesgott, in der israelitischen Religion ist es Jahwe.<br />
Nun bewirkt <strong>die</strong> Beschneidung nur noch Zugehörigkeit zum Kultverein des<br />
<strong>Gott</strong>es, bildlich gesprochen, bezeichnet sie den B<strong>und</strong>, der zwischen <strong>Gott</strong> <strong>und</strong><br />
Mensch besteht.<br />
2. Dem priesterlichen Interesse ist auch <strong>die</strong> Aufnahme der archaisch<br />
wirkenden Raubzugepisode des Kapitels I. Mose 14 zuzuschreiben. Die<br />
Geschichte ist nämlich wegen der Botmäßigkeit Abrams unter dem<br />
Priesterkönig von Jerusalem (Salem) wichtig. Nach dem Exil waren ja <strong>die</strong><br />
Hohenpriester von Jerusalem <strong>die</strong> eigentlichen Machthaber im Lande.<br />
Malkisedek von Salem war ihr Leitbild. Wenn schon Abram, der große<br />
Feldherr <strong>und</strong> Stammesvater, sich freiwillig dem Malkisedek unterwarf, mußten<br />
es <strong>die</strong> einzelnen Stammesväter nach dem Exil rechtens doch auch tun.<br />
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