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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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Die Einwanderung der nomadischen Israeliten nach Kanaan, in<br />

das heutige Palästina, beginnt um 1300 v. u. Z., als sowohl das<br />

Neue Reich in Ägypten wie <strong>die</strong> beiden Rivalen Assur <strong>und</strong> Babylon<br />

in Mesopotamien eine innere Krise durchmachen.<br />

Naturgemäß ist der Zeitraum der nomadischen Existenz der<br />

Stämme nicht genau festzulegen, sein Anfang sowenig wie das<br />

Ende. Feststellbar ist nur der ungefähre Zeitpunkt zwischen 1300<br />

<strong>und</strong> 1000 v. u. Z., zu dem sie in <strong>die</strong> Gebiete Kanaans eingedrungen<br />

sind, in lockerer Folge, in größeren Abständen, an verschiedenen<br />

Orten, aus verschiedenen Richtungen. Die Besonderheit der<br />

nomadischen Stämme, ein clangeb<strong>und</strong>enes Selbstbewußtsein,<br />

haben sich <strong>die</strong>se einzelnen Stämme erhalten. Auch später, nach<br />

der ersten Zerstörung des Tempels zu Jerusalem 586 v. u. Z. durch<br />

Nebukadnezar von Babylon, glaubt der priesterlich geschulte<br />

Erzähler der biblischen Chronikbücher noch an <strong>die</strong>se Besonderheit,<br />

wenn er <strong>die</strong> Rückkehrer aus der fünfzigjährigen babylonischen<br />

Gefangenschaft <strong>und</strong> <strong>die</strong> Aufbauwilligen nach den alten<br />

Stammesordnungen zählt, <strong>die</strong>, wenn es sie überhaupt jemals<br />

gegeben haben sollte, nun schon längst nicht mehr vorhanden sind.<br />

Aber ein halbes Jahrtausend hat <strong>die</strong>ses Selbstbewußtsein biblische<br />

Geschichtsschreibung geprägt. Dabei spielt <strong>die</strong> ägyptische Fron<br />

eine entscheidende Rolle. Nach der Überlieferung soll nämlich<br />

Mose <strong>die</strong> Israeliten aus der Knechtschaft in Ägypten befreit haben,<br />

in <strong>die</strong> sie unschuldigerweise geraten sind. Die w<strong>und</strong>erbare<br />

Befreiung aus Ägypten <strong>und</strong> <strong>die</strong> ihr vorangehenden<br />

Josephsgeschichten haben vermutlich <strong>die</strong> Geschichte eines<br />

Stammes zum Vorbild gehabt, der in Ägypten, wie viele andere<br />

Nomadenvölker aus der Wüste auch, Weiderecht <strong>und</strong> Obdach<br />

empfangen hatte, wofür er Dienste zu verrichten hatte. Und Mose<br />

hat solche Israeliten vermutlich von der Ausbeutung durch <strong>die</strong><br />

Ägypter befreit.<br />

Kulturgeschichtlich fällt das Eindringen der Stämme nach Kanaan<br />

mit dem Beginn der Eisenzeit zusammen. Die Städte, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Stämme vorfinden, weisen in ihrem Kulturschutt zu <strong>die</strong>ser Zeit <strong>die</strong><br />

typischen Kennzeichen der Spätbronzezeit auf. Töpfe <strong>und</strong><br />

Scherben verschiedenen Ursprungs bezeugen den ausgedehnten<br />

Handelsverkehr auf der Landbrücke zwischen Asien <strong>und</strong> Afrika <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Anwesenheit verschiedener, heute längst vergessener<br />

Völkerschaften unterschiedlicher Sprachen.<br />

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