Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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30.12.2012 Aufrufe

Troja, Abraham seine Heimat Ur. Der Sieg des großen Heros aus der Fremde bezeichnet mythologisch den Anfang einer neuen geschichtlichen Epoche. Mit der Äneassage begründeten die Julier ihre Herrschaftsansprüche über das Imperium Romanum. Mit der jahwistischen Abrahamsage begründete die jerusalemische Theokratie der frühen Königszeit ihren Anspruch auf die Oberherrschaft über alle Stämme im Lande Kanaan. b. Abraham wohnte in Gerar im Lande der Philister, dessen König Abimelech war. Abimelech fand Gefallen an Sara und ließ sie in seinen Harem holen. Er wußte nicht, daß Sara die Ehefrau Abrahams war, denn dieser hatte Sara aus Furcht vor den Philistern als seine Schwester ausgegeben. Abimelech aber wurde zeugungsunfähig wie auch alle seine Frauen und konnte mit Sara den Beischlaf nicht ausführen. In der Nacht erschien Elohim dem König und bedrohte ihn mit dem Tod, weil er Abraham die Ehefrau weggenommen hatte. Elohim befahl dem König, Sara zurückzugeben, denn Abraham sei ein Prophet. Abimelech gehorchte und gab Abraham außerdem tausend Silberstücke. Er beschenkte ihn reich und erlaubte ihm, nach Belieben in seinem Lande das Weiderecht wahrzunehmen. Abraham bat daraufhin Elohim, und dieser heilte Abimelech und seinen Harem, daß sie wieder zeugungsfähig wurden. In Gerar gebar Sara den Isaak. Als sie dann Isaak mit Ismael, dem Sohn der ägyptischen Nebenfrau Hagar, spielen sah, verlangte sie von Abraham, daß er Hagar und Ismael vertreibe. Sie wollte ihren Sohn allein erben lassen. Abraham gehorchte ihr, denn Elohim sagte ihm, auch Ismael wolle er zu einem großen Volk machen, doch nur Isaak solle als der rechtmäßige Sohn Abrahams gelten. Hagar wurde mit dem Kind in die Steppe von Beerseba verstoßen. Dort wollte sie sich das Leben nehmen. Aber Elohim rettete sie und das Kind vor dem Verdursten. Ismael wuchs auf, nahm eine Ägypterin zur Frau und wurde der Stammvater eines großen Volkes. Abraham aber blieb lange Zeit im Philisterland. In Beerseba schloß er mit Abimelech einen förmlichen Bund, wonach ihm Beerseba als Lehen gehören sollte. Danach stellte Elohim dem Abraham nach und sagte zu ihm: Abraham, nimm deinen einzigen Sohn Isaak und bringe ihn als Brandopfer auf einem Berge dar, den ich dir zeigen werde. Abraham gehorchte und zog mit dem Knaben und zwei Knechten nach der Kultstätte, die Elohim ihm zeigte. Das letzte Ende legten Vater und Sohn allein zurück. Als sie an der Kultstätte angekommen waren, die Elohim ihm gezeigt hatte, errichtete 88

Abraham dort einen Altar und legte die Holzscheite zurecht. Dann band er seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar oben auf die Holzscheite und ergriff das Messer, um seinen Sohn zu schlachten. Hierauf trat er zu den Knechten zurück und kehrte nach Beerseba heim, wo er wohnte. I. Mose 20; 21,6-30; 22,19. 1. Die elohistische Abrahamsgeschichte weist die typischen Merkmale der elohistischen Tradition auf. Abraham wird als Mann angesehen, der im Lande wohnt. Von seiner fernen Herkunft weiß der Erzähler nichts. Abraham kennt noch viele Götter und gehorcht dem Elohim. Er verträgt sich mit den landesansässigen Philistern und schließt mit ihnen Verträge ab. Kein böses Wort wird über die Philister gesagt, sondern der König Abimelech von Gerar wird sogar gewürdigt. 2. Die Ägypterin Hagar ist die Nebenfrau Abrahams, die unter dem offenkundigen Schütze Elohims steht. Ihr Sohn Ismael heiratet ebenfalls eine Ägypterin und wird Stammvater eines stattlichen Volkes, das ebenfalls unter dem Schütze Elohims steht. 3. Isaak aber wird geopfert. Das muß bei dem elohistischen Text gestanden haben. Denn in I. Mose 22,19 heißt es ausdrücklich: Hierauf kehrte Abraham zurück zu seinen Dienern, und sie brachen auf und zogen miteinander nach Beerseba, und Abraham blieb in Beerseba wohnen. Von Isaak wird im weiteren elohistischen Text auch nicht mehr gehandelt, denn die elohistische Tradition setzt ihre Erzählung mit Jakob fort. Die alte Lokaltradition der vorisraelitischen Zeit wird in der antijerusalemischen Haltung der verschiedenen alten Bevölkerungsteile lebendig geblieben sein, die sich ein ungetrübtes Verhältnis zu den Philistern und Ägyptern erhalten haben. Für sie ist Abraham der Kronzeuge für ein gutes, friedliches Zusammenleben von Nomaden und Kulturlandbewohnern. Elohim regiert den Abraham und den Abimelech, den Juden und den Philister. Er ist kein Eiferer, sondern ein freundlicher Herr. Das Opfer Isaaks, das er von Abraham fordert, ist eine Selbstverständlichkeit im alten matriarchalischen Kanaan. Und es ist auch selbstverständlich, daß die große Mutter Sarah („die Fürstin") die Rivalin Hagar mit ihrem Sproß aus dem Clanfrieden ausschließt und in die Wüste verbannt, denn Elohim vertritt das Mutterrecht. Aus dem altbabylonischen Codex Hammurapi wissen wir, daß die Nebenfrau rechtlich von ihren Kindern getrennt ist. Sie hat darüber nicht zu bestimmen, sondern die Herrin des Hauses. Elohim unterliegt aber Jahwe, wie die jahwistische Gestalt des alten elohistischen Mythos von der Opferung Isaaks es belegt, denn der Engel Jahwes verhindert das Opfer (siehe 2,5,b). 89

Abraham dort einen Altar <strong>und</strong> legte <strong>die</strong> Holzscheite zurecht. Dann<br />

band er seinen Sohn Isaak <strong>und</strong> legte ihn auf den Altar oben auf <strong>die</strong><br />

Holzscheite <strong>und</strong> ergriff das Messer, um seinen Sohn zu schlachten.<br />

Hierauf trat er zu den Knechten zurück <strong>und</strong> kehrte nach Beerseba<br />

heim, wo er wohnte.<br />

I. Mose 20; 21,6-30; 22,19.<br />

1. Die elohistische Abrahamsgeschichte weist <strong>die</strong> typischen Merkmale der<br />

elohistischen Tradition auf. Abraham wird als Mann angesehen, der im Lande<br />

wohnt. Von seiner fernen Herkunft weiß der Erzähler nichts. Abraham kennt<br />

noch viele <strong>Götter</strong> <strong>und</strong> gehorcht dem Elohim. Er verträgt sich mit den<br />

landesansässigen Philistern <strong>und</strong> schließt mit ihnen Verträge ab. Kein böses<br />

Wort wird über <strong>die</strong> Philister gesagt, sondern der König Abimelech von Gerar<br />

wird sogar gewürdigt.<br />

2. Die Ägypterin Hagar ist <strong>die</strong> Nebenfrau Abrahams, <strong>die</strong> unter dem<br />

offenk<strong>und</strong>igen Schütze Elohims steht. Ihr Sohn Ismael heiratet ebenfalls eine<br />

Ägypterin <strong>und</strong> wird Stammvater eines stattlichen Volkes, das ebenfalls unter<br />

dem Schütze Elohims steht.<br />

3. Isaak aber wird geopfert. Das muß bei dem elohistischen Text gestanden<br />

haben. Denn in I. Mose 22,19 heißt es ausdrücklich: Hierauf kehrte Abraham<br />

zurück zu seinen Dienern, <strong>und</strong> sie brachen auf <strong>und</strong> zogen miteinander nach<br />

Beerseba, <strong>und</strong> Abraham blieb in Beerseba wohnen. Von Isaak wird im<br />

weiteren elohistischen Text auch nicht mehr gehandelt, denn <strong>die</strong> elohistische<br />

Tradition setzt ihre Erzählung mit Jakob fort.<br />

Die alte Lokaltradition der vorisraelitischen Zeit wird in der<br />

antijerusalemischen Haltung der verschiedenen alten Bevölkerungsteile<br />

lebendig geblieben sein, <strong>die</strong> sich ein ungetrübtes Verhältnis zu den Philistern<br />

<strong>und</strong> Ägyptern erhalten haben. Für sie ist Abraham der Kronzeuge für ein<br />

gutes, friedliches Zusammenleben von Nomaden <strong>und</strong> Kulturlandbewohnern.<br />

Elohim regiert den Abraham <strong>und</strong> den Abimelech, den Juden <strong>und</strong> den Philister.<br />

Er ist kein Eiferer, sondern ein fre<strong>und</strong>licher Herr. Das Opfer Isaaks, das er von<br />

Abraham fordert, ist eine Selbstverständlichkeit im alten matriarchalischen<br />

Kanaan. Und es ist auch selbstverständlich, daß <strong>die</strong> große Mutter Sarah („<strong>die</strong><br />

Fürstin") <strong>die</strong> Rivalin Hagar mit ihrem Sproß aus dem Clanfrieden ausschließt<br />

<strong>und</strong> in <strong>die</strong> Wüste verbannt, denn Elohim vertritt das Mutterrecht. Aus dem<br />

altbabylonischen Codex Hammurapi wissen wir, daß <strong>die</strong> Nebenfrau rechtlich<br />

von ihren Kindern getrennt ist. Sie hat darüber nicht zu bestimmen, sondern<br />

<strong>die</strong> Herrin des Hauses. Elohim unterliegt aber Jahwe, wie <strong>die</strong> jahwistische<br />

Gestalt des alten elohistischen Mythos von der Opferung Isaaks es belegt,<br />

denn der Engel Jahwes verhindert das Opfer (siehe 2,5,b).<br />

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