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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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nur zehn Gerechte dort geben sollte, wollte er <strong>die</strong>se Orte<br />

verschonen. Aber es fanden sich keine zehn. Denn <strong>die</strong> Städte<br />

waren ganz verderbt. Die Knabenliebe nämlich war dort üblich, <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Begleiter Jahwes hatten große Mühe, sich den Nachstellungen<br />

der Männer von Sodom zu entziehen. Jahwe zerstörte Sodom <strong>und</strong><br />

Gomorra <strong>und</strong> das Gebiet umher durch Feuer- <strong>und</strong> Schwefelregen.<br />

Übrig blieben nur Lot <strong>und</strong> seine beiden Töchter; Lots Frau wurde<br />

zur Salzsäule, als sie sich auf der Flucht noch einmal nach der alten<br />

Heimat umwandte. Die Töchter Lots wurden von ihrem Vater<br />

schwanger <strong>und</strong> wurden <strong>die</strong> Stammesmütter der Moabiter <strong>und</strong><br />

Ammoniter.<br />

Viel später, nachdem Sara schon gestorben war, heiratete Abram<br />

noch <strong>die</strong> Ketura <strong>und</strong> hatte mit ihr viele Söhne, bevor er starb.<br />

I. Mose 12,1-4.6-19; 13; 14; 16; 18; 19; 22,20-21; 25,1-5.<br />

1. Die jahwistische Tradition überliefert, daß Abraham, der Urahn Israels, das<br />

Nomadendasein aufgibt <strong>und</strong> sich im Lande niederläßt, das Jahwe ihm gibt.<br />

Zum Zeichen der Besitznahme richtet er <strong>die</strong> Jahwealtäre auf. Jahwe ist der<br />

Herr des Landes. Ihm gilt der Gehorsam.<br />

Die jetzige Gestalt hat der Mythos im 10. Jahrh<strong>und</strong>ert erhalten. Die<br />

Zentralgewalt in Jerusalem ist etabliert. König <strong>und</strong> Priester regieren das Land<br />

im Namen Jahwes, dem es seit alters gehören muß. Die Grenzen zu den<br />

Nachbarstaaten sind geschlossen. Denn Jahwe hat schon befohlen, daß<br />

Abraham <strong>die</strong> Brücken zu seiner Verwandtschaft abbrechen soll. Die<br />

anliegenden Wüstenstämme, <strong>die</strong> Söhne der Ketura, werden zu Halbbrüdern<br />

gemacht. Hinter <strong>die</strong>sem Begriff verbindet sich eine sozialökonomische<br />

Abhängigkeit. Die Wüstenbewohner stehen zu den Kulturlandbewohnern in<br />

einem Schutzb<strong>und</strong>verhältnis. Für <strong>die</strong> Gewährung des Weiderechtes <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Beteiligung am Wirtschaftsleben übernehmen <strong>die</strong> Nomaden <strong>die</strong> militärische<br />

Verteidigung der kleinen Stadtkönigtümer. Die Genealogie des Jahwisten<br />

beschreibt den Zustand im Süden des Landes etwa um <strong>die</strong> Mitte des 10.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

2. Abraham ist eine mythische Person wie Isaak <strong>und</strong> Jakob, auch wenn <strong>die</strong>s<br />

Gentilnamen sind. Ihre Geschichten sind Stammesgeschichten. Die Gestalt<br />

Abrahams ist eine mythische Schöpfung. Sie verbindet den Anfang der alten<br />

Stammesgeschichten mit der sogenannten „Urgeschichte". Abram ist der<br />

„erhabene Vater", der Äneas der biblischen <strong>Mythologie</strong>. Wie <strong>die</strong>ser gründet er<br />

Heiligtümer, d. h. er usurpiert alte heilige Stätten. Äneas reitet auf der<br />

Aphroditenkultreihe in <strong>die</strong> Arena römischer <strong>Mythologie</strong> ein. Abraham nimmt <strong>die</strong><br />

heiligen Bäume, einstmals sicher Kultstätten von Fruchtbarkeitsgöttinnen, für<br />

sich in Anspruch. Der Name von Abrahams Frau, Sara'i, ist noch ein deutlicher<br />

Hinweis darauf, daß <strong>die</strong> Mythen von Äneas <strong>und</strong> Abraham <strong>die</strong>selbe Funktion<br />

haben. Sara'i ist der aus nabatäischen Inschriften überlieferte Name einer<br />

großen Göttin. Erst <strong>die</strong> Priesterschrift des 5. Jahrh<strong>und</strong>erts verändert den<br />

Namen in Sarah, Fürstin. Äneas verließ auf göttlichen Rat das brennende<br />

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