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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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arabischen Halbinsel begehrter Anziehungspunkt. Die Kassiten<br />

setzen um 1550 v. u. Z. den mesopotamischen Reichen ein Ende,<br />

tausend Jahre später stürzen Elamiter <strong>und</strong> Perser das<br />

neubabylonische Reich. Im Gegensatz zu <strong>die</strong>sen Nordvölkern sind<br />

<strong>die</strong> aus der arabischen Halbinsel immer wieder in <strong>die</strong><br />

Kulturlandzonen am Rande der Wüste einsickernden Nomaden<br />

weniger aggressiv. Sie unterwandern <strong>die</strong> Gebiete, indem sie <strong>die</strong><br />

nicht von den Kulturlandbewohnern beanspruchten Gebiete<br />

zwischen den einzelnen Stadtkönigtümern besetzen, wobei sie<br />

häufig mit letzteren Schutzverträge abschließen. Dabei nehmen sie<br />

dann als <strong>die</strong> kulturell Unterentwickelteren <strong>die</strong> Sitten <strong>und</strong> Gebräuche<br />

des Kulturlandes an, bis sie schließlich den bestimmenden Einfluß<br />

auf Sprache, Kultur <strong>und</strong> Ökonomie ausüben. Sie sind wesentlich an<br />

der Durchsetzung des Patriarchats beteiligt. Solche Nomaden sind<br />

gemeint, wenn <strong>die</strong> Bibel von Israel als einem Namen für einen<br />

Interessenverband von zwölf Nomadenstämmen redet, ohne daß<br />

sie einen realen Erklärungsgr<strong>und</strong> für <strong>die</strong>se Namen angibt. Es sind<br />

solche Nomadenstämme aus der arabischen Halbinsel, <strong>die</strong><br />

einstmals in das Land eingewandert sind. Sie gelten dem späteren<br />

Erzähler als Kinder eines Vaters Jakob, genannt Israel. Der Name<br />

bleibt in seiner heutigen Bedeutung aber ebenso im dunkeln wie <strong>die</strong><br />

ganze Frühgeschichte selbst. Die ganze Vorgeschichte, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Bibel der Inthronisation des ersten Königs Saul um 1000 v. u. Z.<br />

vorhergehen läßt, ist Mythos, ätiologische Sage <strong>und</strong> Legende. Die<br />

kurzen Notizen in Ägyptens <strong>und</strong> Mesopotamiens Urk<strong>und</strong>en über<br />

<strong>die</strong>ses Gebiet <strong>und</strong> seine Einwohner bleiben noch unklar. Denn wir<br />

wissen z. B. nicht, was <strong>die</strong> Erwähnung des „Fremdvolkes Israel" auf<br />

der Mernephtahstele in Theben ca. um 1200 v. u. Z. bedeutet, ob<br />

sie z. B. einen einzelnen Nomadenstamm oder schon den Verband<br />

mehrerer Stämme meint.<br />

Es ist <strong>und</strong> bleibt zu vermuten, daß <strong>die</strong>se Nomadenstämme<br />

patriarchalisch geordnet gewesen sind. Wie <strong>die</strong> Hellenen über <strong>die</strong><br />

matriarchalischen Einwohner Attikas herfielen <strong>und</strong> aus dem<br />

Zusammenprall <strong>die</strong>ser beiden Gesellschaftsformen <strong>die</strong> griechische<br />

<strong>Mythologie</strong> <strong>die</strong> kräftigsten Impulse erhielt, so hat auch <strong>die</strong><br />

altorientalische <strong>Mythologie</strong> ihre wesentlichsten Anstöße aus der<br />

Begegnung der verschiedenen Gesellschaftsformationen erhalten.<br />

Das schlägt sich auch in der Bibel nieder, <strong>die</strong> voll von Mythen über<br />

<strong>die</strong> Begegnung der Nomadenstämme Israels mit den<br />

kanaanäischen Kulturlandbewohnern ist.<br />

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