Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
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1. Hier muß das hebräische Wort Elohim den Gattungsbegriff Elohim = <strong>Gott</strong><br />
meinen.<br />
Es ist zu vermuten, daß Seth ein heros eponymos gewesen ist, dessen<br />
Nachkommen gleichbedeutend mit den Suti-Leuten gewesen sein können, <strong>die</strong><br />
aus den Amarna-Briefen bekannt sind. Danach waren sie Nomaden. Dem<br />
Mythos hier darf nur entnommen werden, daß der Jahwekult schon uralt<br />
gewesen sein soll. Das bedeutet der Schlußsatz <strong>die</strong>ser Geschichte des<br />
Jahwisten, für den es <strong>und</strong>enkbar war, daß der Mörder Kain den wahren<br />
<strong>Gott</strong>es<strong>die</strong>nst stiftet; <strong>die</strong> Opferpraxis Kains soll nicht der Ausgangspunkt der<br />
Überlieferung über <strong>die</strong> Entstehung des <strong>Gott</strong>es<strong>die</strong>nstes sein, sondern Stifter<br />
soll das neue Geschlecht der Sethianer, zu denen sich Israel zählt, sein. Der<br />
Jahwist als Vertreter der judäischen Königs- <strong>und</strong> Militärpartei ist interessiert,<br />
gerade gegenüber den angestammten Lokalheiligtümern in Kanaan, den<br />
Jerusalemer Machtanspruch möglichst in der Urzeit zu verankern. In Kanaan<br />
leben ja bekanntlich <strong>die</strong> alten <strong>Götter</strong>, <strong>die</strong> eine große Geschichte haben, mit der<br />
verglichen <strong>die</strong> Geschichte Israels <strong>und</strong> seines Jahwe gering erscheint. Darum<br />
wird der Jahwekult auf den zweiten Sohn Seth zurückgeführt. Im übrigen weiß<br />
der Mythos genau, daß Eva <strong>und</strong> Adam nur zwei Söhne hatten, Kain <strong>und</strong> Seth,<br />
während Abel ein Sohn von Jahwe <strong>und</strong> Eva ist (siehe 2,5d).<br />
b. Als Jahwe sah, daß <strong>die</strong> Bosheit der Menschen auf der Erde<br />
größer wurde <strong>und</strong> alles Dichten <strong>und</strong> Denken ihres Herzens immer<br />
nur schlimme Folgen hatte, bereute er, daß er den Menschen auf<br />
der Erde gemacht hatte, <strong>und</strong> nun zürnte er auch in seinem eigenen<br />
Herzen. Und Jahwe sprach: Ich werde <strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong> ich<br />
geschaffen habe, von der Erde wegwischen, denn ich bereue es,<br />
sie geschaffen zu haben. Nur Noah gefiel ihm.<br />
Und Jahwe sprach zu Noah: Du bist in meinen Augen der einzige<br />
Rechtschaffene in <strong>die</strong>ser Generation. Darum gehe mit deiner<br />
Familie in <strong>die</strong>sen Kasten <strong>und</strong> nimm von allen reinen Tieren sieben<br />
Paare, von den anderen nur zwei Paare mit. Denn ich will in sieben<br />
Tagen alles Bestehende von der Erde wegwischen, indem ich es<br />
vierzig Tage <strong>und</strong> vierzig Nächte ununterbrochen regnen lasse. Und<br />
Noah ging mit den Seinen in den Kasten, wie Jahwe befohlen hatte.<br />
Und vierzig Tage lang kam <strong>die</strong> Flut über <strong>die</strong> Erde, daß der Kasten<br />
schwamm, aber alles, was auf der Erde lebte, kam um. Nach vierzig<br />
Tagen ließ Noah zuerst einen Raben aus dem Kasten, der flog so<br />
lange umher, bis das Wasser abgelaufen war.<br />
Dann ließ er auch eine Taube ausfliegen, um zu prüfen, ob es<br />
schon einen trockenen Ort gäbe. Aber sie kehrte wieder zurück, weil<br />
der Erdboden noch nicht trocken war. Nach sieben Tagen ließ er <strong>die</strong><br />
Taube noch einmal ausfliegen. Da kam sie am Abend zurück <strong>und</strong><br />
trug ein frisches Ölblatt im Schnabel. Nun wußte Noah, daß <strong>die</strong><br />
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