Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
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tim" (Regierung des Rechtes), „Nangisch-lischma" (fröhlich möge er hören;<br />
meint also <strong>die</strong> Musik); <strong>die</strong> Lesung des fünften <strong>und</strong> sechsten Namens ist unklar,<br />
während der siebente König „Kali-bum" (H<strong>und</strong>) heißt, was auf <strong>die</strong> Jagd zielt,<br />
<strong>und</strong> der achte König „Kalumum" (Lamm) auf <strong>die</strong> Viehzucht zu beziehen ist.<br />
Für den biblischen Mythos sind <strong>die</strong> erwähnten Stammväter auch Könige,<br />
denn sie stammen aus königlichem Geschlecht. Kain erbaut nämlich seinem<br />
Sohne Henoch eine Stadt, im alten Orient ein sichtbares Symbol des<br />
Königtums. Die Sage über <strong>die</strong> Entstehung der Kultur wird in der Form eines<br />
Stammbaumes wiedergegeben, wie in den babylonischen Königslisten, weil<br />
der Stammbaum Ausdruck einer ungebrochenen gesellschaftlichen<br />
Entwicklung ist, <strong>die</strong> dem Königtum eine positive soziale Funktion zumißt.<br />
3. Kain <strong>und</strong> Lamech müssen berühmte Wüstenbewohner gewesen sein. Auf<br />
sie wird <strong>die</strong> Sitte der Blutrache zurückgeführt, wenn der Erzähler an <strong>die</strong>ser<br />
Stelle das alte Lied anführt:<br />
Einen Mann erschlage ich für meine W<strong>und</strong>e,<br />
einen Knaben für meine Strieme.<br />
Kain fordert siebenfache Rache,<br />
Lamech aber fordert sieben<strong>und</strong>siebzigfache Rache.<br />
Der Spruch, den <strong>die</strong> Frauen lernen müssen, damit sie ihn den Kindern<br />
weitergeben, ist in der Nomadensituation verankert. Er fällt deutlich aus der<br />
Rahmenhandlung heraus, weil er <strong>die</strong> Rache des Mannes für erlittenes Unrecht<br />
voraussetzt. Die Sitte der Blutrache wird vom Erzähler für wichtig gehalten. Sie<br />
zu pflegen bedeutet aber Opposition gegen das vom König erlassene Gesetz.<br />
4. Der Name Kain, der auch Lanze bedeutet, wird nicht erklärt. Sicher ist,<br />
daß <strong>die</strong>ser Teil des Mythos von Kain zu den Kenitertraditionen gehört, von<br />
denen auch sonst im Alten Testament berichtet wird. Die Keniter waren<br />
selbständige Beduinenstämme mit eigenen Städten <strong>und</strong> Königen. Ihre Städte<br />
waren aber wie fast alle palästinensischen Städte nur Fliehburgen <strong>und</strong><br />
Vorratsstätten. Die Rechabiten von Jeremia 35 <strong>und</strong> II. Könige 10,15-16.23<br />
stehen in der Tradition der Keniter.<br />
3.3 Der Ursprung des <strong>Götter</strong>kultes<br />
a. Und Adam wohnte seiner Frau zum zweiten Male bei, da gebar<br />
sie einen Sohn <strong>und</strong> nannte ihn Seth; denn Elohim hat mir einen<br />
anderen Nachkommen für Abel gegeben, den Kain erschlug. Und<br />
auch <strong>die</strong>sem Seth wurde ein Sohn geboren, den er Enos nannte.<br />
Von da an wurde der Name Jahwes angerufen.<br />
I. Mose 4,25-26.<br />
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