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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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Todes nicht <strong>die</strong> Bedeutung beizumessen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Theologie ihr gibt, <strong>die</strong> hier<br />

wie an dem Mythos in I. Mose l (siehe 1,1) Überlegungen über Gehorsam <strong>und</strong><br />

Ungehorsam, über Sünde <strong>und</strong> Seligkeit <strong>und</strong> anderes mehr angestellt hat. Das<br />

große Vorbild für solche Mythendeutung hat Paulus im fünften Kapitel des<br />

Römerbriefes geliefert. Dazu läßt sich <strong>die</strong>ser Mythos in I. Mose 2-3 zwar<br />

gebrauchen, aber Sinn <strong>und</strong> Unsinn all solcher Spekulationen werden unter<br />

anderem sich prüfen lassen müssen an der gesicherten ursprünglichen<br />

Funktion des Mythos, der in seiner biblischen Gestalt keine konkreten<br />

Verbindungen zu anderen Mythen außer den angedeuteten zu Kanaans<br />

Küstenstädten aufweist. In der vorliegenden Form ist er ein vollgültiges Glied<br />

in der Kette altorientalischer Schöpfungsmythen, ein Zeugnis der<br />

schöpferischen Leistungen biblischer <strong>Mythologie</strong>.<br />

3.2 Die Anfänge der menschlichen Kultur<br />

Das erste Kind, das Adam <strong>und</strong> Eva geboren wurde, war Kain. Und<br />

Kain zeugte mit seiner Frau den Henoch, für den er eine Stadt<br />

baute, <strong>die</strong> er nach dem Namen seines Sohnes benannte. Dem<br />

Henoch wurde Irad geboren, <strong>und</strong> Irad zeugte Mechujael, den Vater<br />

des Methusael. Methusael aber war der Vater Lamechs, der zwei<br />

Frauen hatte, Adah <strong>und</strong> Zilla.<br />

Adah gebar ihm den Jabal, der zum Stammvater der Zeltbewohner<br />

<strong>und</strong> Viehzüchter wurde. Sein Bruder Jubal wurde der Stammvater<br />

aller, <strong>die</strong> Zither <strong>und</strong> Schalmei spielen.<br />

Zilla gebar dem Lamech den Tubal-Kain, der Erz <strong>und</strong> Eisen<br />

bearbeiten konnte. Tubal-Kain hatte noch eine Schwester Naama.<br />

I. Mose 4,1.17-22.<br />

1. Die zweite Hälfte des Verses l <strong>und</strong> der folgende Abschnitt gehören zu dem<br />

Mythos von der Ermordung Abels durch Kain (siehe 2,5,d), der wesentlich<br />

jünger als <strong>die</strong> Geschichte vom Stammbaum Kains ist, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Mordepisode<br />

nicht kennt, sondern in Kain einen verehrungswürdigen Heros sieht. Der Text<br />

gehört zur alten Laienquelle, <strong>die</strong> <strong>die</strong> kenitischen Traditionen der südjudäischen<br />

Nomadenstämme wiedergibt. Diese Stämme, insbesondere <strong>die</strong> Kalebiter,<br />

standen zu Juda in einem Schutzvertragsverhältnis. Sie waren militärische<br />

Hilfstruppen Judas. Für ihren Hilfs<strong>die</strong>nst erhielten sie das Weiderecht. Sie<br />

gehörten aber nicht zum Reich, sondern waren souverän.<br />

2. Wie in allen orientalischen Mythen wird <strong>die</strong> Entstehung der Kultur<br />

merkwürdig kurz <strong>und</strong> knapp erzählt. Darin unterscheidet sich orientalische von<br />

griechischer <strong>Mythologie</strong>. Der biblische Mythos von der Entstehung der<br />

menschlichen Kultur ist den Königslisten von Kis vergleichbar, <strong>die</strong> auch in<br />

Listenform mythologische Könige vor der Flut aufzählen, deren Namen<br />

deutlich <strong>die</strong> verschiedenen Berufe angeben: „Gaur" (der <strong>die</strong> Balken legt),<br />

„Gulla-Ni-da-ba-anna...-sikal" (der das göttliche Getreide zerreibt), „Pala-kina-<br />

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