Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
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Menschen habe Jahwe erschaffen. Er ist der heilige König, der in seinem<br />
Garten lustwandelt, während <strong>die</strong> Menschen fronen müssen. Das Goldene<br />
Zeitalter des El ist vorüber, in dem <strong>die</strong> Menschen nach der Vorstellung des<br />
Mythos ohne Sorge <strong>und</strong> Furcht lebten <strong>und</strong> arbeiten. Für sie war der Tod noch<br />
ebensowenig ein Schrecken wie der Schlaf. Das ist unwiderruflich vorbei.<br />
Jahwe verlangt Gehorsam <strong>und</strong> Arbeit.<br />
8. Der jahwistische Mythos handelt nur von der Erschaffung des ersten<br />
Menschenpaares. Die summarische Einleitung soll anzeigen, daß der Mensch<br />
da war, bevor noch irgend etwas auf der Welt war.<br />
Der erste Mensch heißt Adam, weil er aus der Ackererde, dem<br />
Schwemmland in den Flußniederungen des Orients (hebr. „adamah"), geformt<br />
wurde. Auch <strong>die</strong> Frau ist Mensch, denn sie stammt aus dem Adam, der fortan<br />
Begriff für Mann bleibt. Jahwe erschafft beide. Der ursprüngliche Mythos war<br />
positiv aufgebaut. Adam <strong>und</strong> Eva sollen den Para<strong>die</strong>sgarten stellvertretend<br />
leiten. Adam erhält das göttliche Recht, den Tieren ihre Namen zu geben. Er<br />
ist ein Herr, <strong>und</strong> Hawa, seine Frau, eine Herrin. Sie trägt den Namen der<br />
phönizischen Schlangengöttin, <strong>die</strong> auch sonst in der <strong>Mythologie</strong> als Mutter der<br />
Menschen bezeugt ist. Im Aramäischen <strong>und</strong> Syrischen heißt <strong>die</strong> Schlange z.<br />
B. häwja. Diese Koinzidenz ist wichtig für das Verständnis des Mythos. Denn<br />
der ursprüngliche Mythos beurteilt das Verlangen der Frau, klug zu werden,<br />
positiv. Und Elohim sieht ohne Gram ein, daß der Mensch gottgleich geworden<br />
ist. Er überträgt ihm fortan nicht mehr <strong>die</strong> Verwaltung des <strong>Gott</strong>esgartens,<br />
sondern <strong>die</strong> Erde. Der Mensch verliert aber <strong>die</strong> Unsterblichkeit, <strong>die</strong> er durch<br />
den Genuß der Früchte der Bäume im Para<strong>die</strong>s besessen hatte, denn alle<br />
Bäume im Para<strong>die</strong>s verleihen <strong>die</strong> Unsterblichkeit; <strong>die</strong>se Vorstellung ist heute<br />
noch im Islam lebendig.<br />
9. Adam <strong>und</strong> seine Frau waren zur Arbeit geschaffen. Die Arbeit hat in der<br />
mythischen Form negative Bedeutung. Ihren fatalistischen Akzent erhält sie<br />
aber erst durch <strong>die</strong> theologischen Sätze, <strong>die</strong> als Sprüche Jahwes über Frau<br />
<strong>und</strong> Mann angegeben werden. Nur <strong>die</strong> Schlange wird verflucht, „weil sie das<br />
getan hat". Der Spruch über sie wird mit der Fluchformel (hebr. „Arur")<br />
eingeleitet. Die jahwistischen Bestimmungsformeln über Mann <strong>und</strong> Frau<br />
machen den alten Mythos von der Erschaffung des ersten göttlichen<br />
Menschenpaares nun zu einer ätiologischen Sage, <strong>die</strong> erklären soll, warum<br />
das Tagewerk des Bauern <strong>und</strong> <strong>die</strong> Schwangerschaft der Frauen anstrengende<br />
Arbeit sind. Sie markieren den religiösen Stand der jahwistischen Tradition, <strong>die</strong><br />
unter der Regierung Salomos das Los der fronenden Bauern erklären will <strong>und</strong><br />
dem biblischen Mythos <strong>die</strong>se Form gibt. Der Fluch über <strong>die</strong> Schlange hat<br />
zudem noch einen realen Sinn. Der tra<strong>die</strong>rte Mythos, in dem der vorurteilsfreie<br />
Leser <strong>die</strong> positive Rolle der Schlange bei der Menschwerdung des Menschen<br />
entdecken konnte, lebt im 10. Jahrh<strong>und</strong>ert v. u. Z. noch, <strong>und</strong> <strong>die</strong> alten<br />
orientalischen Schlangenkulte sind noch lebendig. Die Erzählung von der<br />
„ehernen Schlange" in IV. Mose 21 spiegelt den Brauch in Kanaan wider,<br />
Schlangen zu verehren. Auch Athena war ursprünglich eine kretischmykenische<br />
Schlangengöttin <strong>und</strong> galt in Kreta als Mutter des Lebens. Durch<br />
<strong>die</strong>se politische Bezugnahme erhält der Mythos eine doppelbödige Funktion,<br />
seinen politisch-religiösen Doppelsinn: zugestanden wird der Schlange,<br />
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