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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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zurückkehrst, denn davon bist du genommen. Denn du bist<br />

Ackererde, <strong>und</strong> zu Ackererde sollst du wieder werden.<br />

Dann machte Jahwe Elohim dem Adam <strong>und</strong> seiner Frau Röcke<br />

von Fell <strong>und</strong> bekleidete sie. Und Jahwe Elohim sagte: Nun ist Adam<br />

wie einer von uns geworden, denn er weiß, was sinnvoll <strong>und</strong> sinnlos<br />

ist. Nun aber soll er nicht mehr seine Hand ausstrecken <strong>und</strong> von<br />

dem Baume des Lebens nehmen, essen <strong>und</strong> ewig leben. Und<br />

Jahwe Elohim schickte ihn fort aus dem Garten Eden, damit er den<br />

Ackerboden bearbeite, woher er genommen war. Er vertrieb ihn,<br />

<strong>und</strong> östlich vom Garten Eden ließ er <strong>die</strong> Cheruben sich lagern <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Flamme des lohenden Schwertes, um den Weg zum Baume des<br />

Lebens zu bewachen. Da nannte Adam seine Frau Hawa (Eva),<br />

denn sie wurde <strong>die</strong> Mutter aller Lebenden.<br />

I. Mose 2,4-3,24.<br />

1. Hier stehen einmalig in der Bibel zwei <strong>Gott</strong>esnamen nebeneinander.<br />

Ursprünglich war der <strong>Gott</strong>esname sicher Elohim, wie noch aus der<br />

Unterhaltung zwischen Schlange <strong>und</strong> Frau hervorgeht. Spätere Fromme<br />

haben dann gemeint, den Namen in den Gattungsbegriff umdeuten zu können,<br />

indem sie den <strong>Gott</strong>esnamen Jahwe dazusetzten. Gemeinhin nimmt <strong>die</strong><br />

Forschung zwar an, daß der Text ursprünglich jahwistisch sei, sie kann aber<br />

bis heute nur mit Hilfskonstruktionen erklären, warum der Jahwenamen an den<br />

vorgenannten Stellen fehlt. Wir haben <strong>die</strong> beiden <strong>Gott</strong>esnamen nebeneinander<br />

stehengelassen, um zu zeigen, welche Entwicklungsphasen ein Mythos<br />

durchlaufen kann, der sicher ursprünglich einmal ein elohistischer Mythos war.<br />

2. Der hier aus dem Bibeltext weggelassene Nachsatz im Mythos (nach „Und<br />

aus der Erde ließ Jahwe Elohim alle Bäume wachsen ..."): „<strong>und</strong> den Baum des<br />

Lebens mitten im Garten <strong>und</strong> den Baum der Erkenntnis des Sinnvollen <strong>und</strong><br />

Sinnlosen", ist eine redaktionelle Glosse, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Pointe des Mythos<br />

vorwegnimmt. Ebenso ist <strong>die</strong> geographische Beschreibung des Para<strong>die</strong>ses<br />

zwischen den Flüssen Pison, Gihon, Hiddekel <strong>und</strong> Phrat (I. Mose 2,10-14, es<br />

sollen damit <strong>die</strong> Flüsse Indus, Nil, Tigris <strong>und</strong> Euphrat gemeint sein) eine<br />

redaktionelle Erweiterung, weshalb sie hier ausgelassen ist. Diese mythische<br />

Geographie, von der noch einige Namen in der mythischen Völkertafel von I.<br />

Mose 10 wieder auftauchen, hat starke Berührungspunkte mit der Anschauung<br />

der Babylonier, <strong>die</strong> glaubten, daß <strong>die</strong> Welt eine oblonge Scheibe sei, umgeben<br />

von vier Strömen, <strong>die</strong> allen erträumbaren Reichtum <strong>und</strong> alles Wünschenswerte<br />

an Natur umschließen. Innerhalb des Mythos stören sie nur den Fortgang der<br />

Erzählung.<br />

3. „Der Baum mitten im Garten" ist richtiger als herkömmlich „Baum der<br />

Erkenntnis des Guten <strong>und</strong> Bösen". Der theologische Redaktor hat das<br />

Geheimnis des Baumes schon hier enthüllen wollen, um zu verhindern, daß<br />

erst <strong>die</strong> Schlange dem Menschen <strong>die</strong> wahren Eigenschaften des Baumes<br />

offenbart. Im übrigen sind „gut <strong>und</strong> böse" nur schwache Deutungsversuche der<br />

Kenntnisse Jahwe Elohims über <strong>die</strong> ganze Welt, weshalb <strong>die</strong> Übersetzung<br />

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