Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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30.12.2012 Aufrufe

die Stimme Jahwes, bis der Mensch kultisch-rituell vorbereitet ist, ihn zu hören. (Siehe auch 8,4.) h. Jahwe schwebte nicht nur auf den Fittichen des Windes, des Ruach, sondern ritt auch auf Cheruben. So sah Ezechiel in einer Vision, daß vier vierflüglige Cheruben über ihren Häuptern etwas wie eine Platte trugen, schimmernd wie Kristall, auf der Jahwes Thron aus Saphiren stand. Unter den Flügeln der Cheruben, deren Rauschen der Stimme Jahwes vergleichbar war, hatten die Cheruben Menschenhände. Es sah so aus, als wären alle vier Cheruben von gleicher Gestalt. Neben ihnen waren noch Räder zu sehen, die Fahren und Fliegen des Thrones nach allen Seiten möglich machten. Außerdem waren die Cheruben überall mit Augen bedeckt, auf ihren Rücken, ihren Flügeln, ihren Händen und auch auf den Rädern neben ihnen sah Ezechiel sie. Jeder Cherub hatte noch die Augen auf seinen vier Gesichtern, von denen je eins ein Stiergesicht, ein Menschengesicht, ein Löwengesicht und ein Adlergesicht war. Ezechiel 1; 10. 1. Die Vision Ezechiels ist undurchsichtig. Jeder Versuch, der durch die Textverderbnis noch erschwert wird, aus der detaillierten Beschreibung auf eine eindeutige babylonische Vorlage zu schließen, scheitert. Es ist nur denkbar, daß der Prophet in seiner Gefangenschaft in Babylon von den babylonischen Fabelwesen inspiriert war. Istar reitet auf einem Löwen, der Stier ist Adads heiliges Tier, und der Stadtgott Babylons reitet auf dem schuppenleibigen Drachenwesen, das einen Schlangenkopf besitzt. Ebenfalls bekannt sind aus Assur geflügelte Fabelwesen mit Menschenköpfen. Einstmals waren diese Wesen selbständige Götter, Vertreter von unabhängigen Königtümern. Im babylonischen Pantheon sind sie schon zu Vasallen der größeren Könige Marduk, Adad, Istar und Assur geworden. Nun aber thront Jahwe über ihnen. Sie sind seine Untertanen. Das alles aber wird unwirklich dargestellt. Das Dominierende, das Feuer in ihrer Mitte, ist Jahwe selber. Die Religiosität der Perser wirft ihre Schatten voraus. Der Prophet benutzt die Chiffren der zukünftigen Landesherren. Dieser Jahwe ist von solcher Unerreichbarkeit, daß seine Anhänger sich erst nach ausführlichen Reinigungsritualen in seine Nähe wagen dürfen. Ezechiel ist der prophetische Begründer der exklusiven Kultgemeinde von Jerusalem. (Siehe auch 8.6.) 68

3 Über den Menschen 3.1 Die Erschaffung des Menschen Als Jahwe Elohim Erde und Himmel gemacht hatte, bildete er, noch bevor es Feldsträucher auf der Erde gab und Kräuter auf dem Felde wuchsen, denn Jahwe Elohim hatte es auf Erden noch nicht regnen lassen, und es waren keine Menschen da, den Ackerboden zu bearbeiten, und nur Quellen sprudelten aus der Erde und bewässerten das Land - vor den Feldsträuchern und Kräutern also bildete Jahwe Elohim den Adam, das ist: Erde vom Ackerboden, und blies ihm Lebensodem in die Nase, so wurde der Adam ein lebendiges Wesen. Dann pflanzte Jahwe Elohim einen Garten in Eden gegen Osten. In ihn setzte er den Adam, den er gebildet hatte. Und aus der Erde ließ Jahwe Elohim Bäume wachsen, die schön anzusehen waren und von denen gut zu essen war. Jahwe Elohim aber nahm den Adam in den Garten, damit er ihn bearbeiten und pflegen sollte. Dabei befahl Jahwe Elohim dem Adam: Von allen Bäumen im Garten kannst du essen, nur von dem Baum mitten im Garten sollst du nicht essen. Sobald du von ihm essen wirst, sollst du sterben. Und Jahwe Elohim dachte: Es ist nicht zweckmäßig, den Adam allein zu lassen; ich will ihm eine passende Hilfe schaffen. Und Jahwe Elohim bildete aus Ackerboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und brachte sie dem Adam, um zu sehen, wie er sie rufen würde. Alle sollten so heißen, wie Adam sie rufen würde. Adam benannte alles Vieh, die Vögel des Himmels und die Lebewesen. Für Adam war keine passende Hilfe zu finden. Da ließ Jahwe Elohim über Adam einen tiefen Schlaf kommen, so daß er einschlief, und nahm eine seiner Rippen und verschloß die Stelle mit Fleisch. Und Jahwe Elohim veränderte die Rippe, die er dem Adam genommen hatte, zu einer Frau, die er dem Adam brachte. Da sagte Adam: Diese ist Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch. Man soll sie Männin (Ischah) rufen, denn sie ist vom Manne (Isch) genommen. Und beide, Adam und seine Frau, waren nackt, ohne sich zu schämen. Die Schlange aber, sie war das klügste aller Tiere des Feldes, die Jahwe Elohim gemacht hatte, sprach zu der Frau: Hat Elohim eigentlich gesagt, ihr dürft von keinem Baume des Gartens essen? 69

3 Über den Menschen<br />

3.1 Die Erschaffung des Menschen<br />

Als Jahwe Elohim Erde <strong>und</strong> Himmel gemacht hatte, bildete er,<br />

noch bevor es Feldsträucher auf der Erde gab <strong>und</strong> Kräuter auf dem<br />

Felde wuchsen, denn Jahwe Elohim hatte es auf Erden noch nicht<br />

regnen lassen, <strong>und</strong> es waren keine Menschen da, den Ackerboden<br />

zu bearbeiten, <strong>und</strong> nur Quellen sprudelten aus der Erde <strong>und</strong><br />

bewässerten das Land - vor den Feldsträuchern <strong>und</strong> Kräutern also<br />

bildete Jahwe Elohim den Adam, das ist: Erde vom Ackerboden,<br />

<strong>und</strong> blies ihm Lebensodem in <strong>die</strong> Nase, so wurde der Adam ein<br />

lebendiges Wesen.<br />

Dann pflanzte Jahwe Elohim einen Garten in Eden gegen Osten.<br />

In ihn setzte er den Adam, den er gebildet hatte. Und aus der Erde<br />

ließ Jahwe Elohim Bäume wachsen, <strong>die</strong> schön anzusehen waren<br />

<strong>und</strong> von denen gut zu essen war. Jahwe Elohim aber nahm den<br />

Adam in den Garten, damit er ihn bearbeiten <strong>und</strong> pflegen sollte.<br />

Dabei befahl Jahwe Elohim dem Adam: Von allen Bäumen im<br />

Garten kannst du essen, nur von dem Baum mitten im Garten sollst<br />

du nicht essen. Sobald du von ihm essen wirst, sollst du sterben.<br />

Und Jahwe Elohim dachte: Es ist nicht zweckmäßig, den Adam<br />

allein zu lassen; ich will ihm eine passende Hilfe schaffen. Und<br />

Jahwe Elohim bildete aus Ackerboden alle Tiere des Feldes <strong>und</strong><br />

alle Vögel des Himmels <strong>und</strong> brachte sie dem Adam, um zu sehen,<br />

wie er sie rufen würde. Alle sollten so heißen, wie Adam sie rufen<br />

würde. Adam benannte alles Vieh, <strong>die</strong> Vögel des Himmels <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Lebewesen. Für Adam war keine passende Hilfe zu finden.<br />

Da ließ Jahwe Elohim über Adam einen tiefen Schlaf kommen, so<br />

daß er einschlief, <strong>und</strong> nahm eine seiner Rippen <strong>und</strong> verschloß <strong>die</strong><br />

Stelle mit Fleisch. Und Jahwe Elohim veränderte <strong>die</strong> Rippe, <strong>die</strong> er<br />

dem Adam genommen hatte, zu einer Frau, <strong>die</strong> er dem Adam<br />

brachte. Da sagte Adam: Diese ist Gebein von meinem Gebein <strong>und</strong><br />

Fleisch von meinem Fleisch. Man soll sie Männin (Ischah) rufen,<br />

denn sie ist vom Manne (Isch) genommen. Und beide, Adam <strong>und</strong><br />

seine Frau, waren nackt, ohne sich zu schämen.<br />

Die Schlange aber, sie war das klügste aller Tiere des Feldes, <strong>die</strong><br />

Jahwe Elohim gemacht hatte, sprach zu der Frau: Hat Elohim<br />

eigentlich gesagt, ihr dürft von keinem Baume des Gartens essen?<br />

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