Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
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<strong>die</strong> Stimme Jahwes, bis der Mensch kultisch-rituell vorbereitet ist, ihn zu<br />
hören. (Siehe auch 8,4.)<br />
h. Jahwe schwebte nicht nur auf den Fittichen des Windes, des<br />
Ruach, sondern ritt auch auf Cheruben. So sah Ezechiel in einer<br />
Vision, daß vier vierflüglige Cheruben über ihren Häuptern etwas<br />
wie eine Platte trugen, schimmernd wie Kristall, auf der Jahwes<br />
Thron aus Saphiren stand. Unter den Flügeln der Cheruben, deren<br />
Rauschen der Stimme Jahwes vergleichbar war, hatten <strong>die</strong><br />
Cheruben Menschenhände. Es sah so aus, als wären alle vier<br />
Cheruben von gleicher Gestalt. Neben ihnen waren noch Räder zu<br />
sehen, <strong>die</strong> Fahren <strong>und</strong> Fliegen des Thrones nach allen Seiten<br />
möglich machten. Außerdem waren <strong>die</strong> Cheruben überall mit Augen<br />
bedeckt, auf ihren Rücken, ihren Flügeln, ihren Händen <strong>und</strong> auch<br />
auf den Rädern neben ihnen sah Ezechiel sie. Jeder Cherub hatte<br />
noch <strong>die</strong> Augen auf seinen vier Gesichtern, von denen je eins ein<br />
Stiergesicht, ein Menschengesicht, ein Löwengesicht <strong>und</strong> ein<br />
Adlergesicht war.<br />
Ezechiel 1; 10.<br />
1. Die Vision Ezechiels ist <strong>und</strong>urchsichtig. Jeder Versuch, der durch <strong>die</strong><br />
Textverderbnis noch erschwert wird, aus der detaillierten Beschreibung auf<br />
eine eindeutige babylonische Vorlage zu schließen, scheitert. Es ist nur<br />
denkbar, daß der Prophet in seiner Gefangenschaft in Babylon von den<br />
babylonischen Fabelwesen inspiriert war. Istar reitet auf einem Löwen, der<br />
Stier ist Adads heiliges Tier, <strong>und</strong> der Stadtgott Babylons reitet auf dem<br />
schuppenleibigen Drachenwesen, das einen Schlangenkopf besitzt. Ebenfalls<br />
bekannt sind aus Assur geflügelte Fabelwesen mit Menschenköpfen.<br />
Einstmals waren <strong>die</strong>se Wesen selbständige <strong>Götter</strong>, Vertreter von<br />
unabhängigen Königtümern. Im babylonischen Pantheon sind sie schon zu<br />
Vasallen der größeren Könige Marduk, Adad, Istar <strong>und</strong> Assur geworden. Nun<br />
aber thront Jahwe über ihnen. Sie sind seine Untertanen. Das alles aber wird<br />
unwirklich dargestellt. Das Dominierende, das Feuer in ihrer Mitte, ist Jahwe<br />
selber. Die Religiosität der Perser wirft ihre Schatten voraus. Der Prophet<br />
benutzt <strong>die</strong> Chiffren der zukünftigen Landesherren. Dieser Jahwe ist von<br />
solcher Unerreichbarkeit, daß seine Anhänger sich erst nach ausführlichen<br />
Reinigungsritualen in seine Nähe wagen dürfen. Ezechiel ist der prophetische<br />
Begründer der exklusiven Kultgemeinde von Jerusalem. (Siehe auch 8.6.)<br />
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