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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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. Nach dem Tode des Königs Salomo trennte sich das Nordreich<br />

Israel von dem Südreich Juda. Jerobeam, der neue König des<br />

Nordreiches, wollte aber für seinen Staat eigene Kultstätten haben<br />

<strong>und</strong> ließ in Dan <strong>und</strong> Bethel, zwei alten Kultstätten in seinem Reiche,<br />

goldene Stierbilder aufstellen <strong>und</strong> verkünden: „Da ist deine <strong>Gott</strong>heit,<br />

Israel, <strong>die</strong> dich aus Ägypten hergeführt hat." Die Kultbilder wurden<br />

verehrt, bis nach der Niederlage des Landes 722 v. u. Z. <strong>die</strong> Sieger<br />

sie nach Assur als Geschenk für den Großkönig mitnahmen.<br />

Darüber herrschte im Lande unter den Priestern <strong>und</strong> dem Volke<br />

großes Klagen <strong>und</strong> Jammern.<br />

I. Könige 12; Hosea 10,5-6.<br />

1. Beide Geschichten sind Zeugen für <strong>die</strong> Tatsache, daß <strong>die</strong> Zentralgewalt<br />

von Jerusalem <strong>die</strong> alten kanaanäischen Stämme unterwirft. Der elohistische<br />

Text geht i In von aus, daß Jahwes Symbol ein Stier ist, wie beim <strong>Gott</strong> El von<br />

Ugarit. Aber der jahwistische Text dominiert in allen Berichten <strong>und</strong> soll lehren,<br />

daß Jahwe kein Stier, sondern gestaltlos ist.<br />

Beide Geschichten gehen aber davon aus, daß es noch bis in das 8.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert v. u. Z., wie aus der prophetischen Polemik des Hosea<br />

hervorgeht, in Israel Leute gegeben hat, <strong>die</strong> einen Stier als Verkörperung<br />

Jahwes ansehen. Damit befinden sie sich in völliger Übereinstimmung mit<br />

ihren unmittelbaren Nachbarn. In Ägypten wird der Mond als „brünstiger Stier"<br />

angerufen, in den Mythen von Ugarit wird der <strong>Götter</strong>patriarch El „<strong>Gott</strong>stier"<br />

genannt: „Es möge ausrufen der Stier, El, sein Vater, der König, der ihn<br />

gezeugt!" Eis Sohn, Alijan Baal, erscheint ebenfalls als Stier der Göttin Anat<br />

<strong>und</strong> begattet sie, <strong>die</strong> ihm dann voll Freude mitteilt: „Ach! ein Stier wurde Baal<br />

geboren, ein Rind dem, der auf Wolken einherfährt! Es freute sich darüber<br />

Alijan Baal." Die Fülle der gef<strong>und</strong>enen Stierbilder auch in Mesopotamien läßt<br />

darum wie <strong>die</strong>se außerbiblischen mythologischen Texte nur den Schluß /u,<br />

daß <strong>die</strong> biblische Polemik gegen den Stier<strong>die</strong>nst auch im eigenen Lande<br />

begründet ist.<br />

Der Kampf gegen den Stiergott Jahwe für den gestaltlosen <strong>Gott</strong> Jahwe, wie<br />

ihn König <strong>und</strong> Priester von Jerusalem <strong>und</strong> ihre Gefolgsleute führen, gilt vor<br />

allem der in <strong>die</strong>sem Stierkult zutage tretenden Selbständigkeit von Stämmen<br />

<strong>und</strong> Volksteilen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> eigenen Pläne durchkreuzt. Diejenigen, <strong>die</strong> Jahwe als<br />

Stier anbeten, dürfen keine wahren Fre<strong>und</strong>e Jahwes sein, der sich nur in<br />

seinem Gesetze, wie es <strong>die</strong> Priester von Mose übernommen haben <strong>und</strong> hüten,<br />

offenbaren will. Jahwe soll nicht mehr unkontrolliert mit sexuell bestimmten<br />

orgiastischen Reigen verehrt werden, sondern im streng geregelten Opferkult,<br />

dessen Rituale von den Priestern in Jerusalem zelebriert werden müssen. Alle<br />

Texte belegen sehr anschaulich <strong>die</strong> Auseinandersetzung zwischen den<br />

ehemaligen Landbewohnern, den Kanaanitern, <strong>und</strong> den eingedrungenen<br />

Jahweverehrern.<br />

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