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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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von Ajalon! Da stand <strong>die</strong> Sonne still, <strong>und</strong> der Mond blieb stehen, bis<br />

das Volk an seinen Feinden Rache genommen hatte.<br />

Josua 10.<br />

1. Der Mythos von der Schlacht des Josua bei Gibeon ist ein typischer<br />

Beweis für <strong>die</strong> Tatsache, daß <strong>die</strong> Jerusalemer Zentralgewalt von Priester <strong>und</strong><br />

König <strong>die</strong> Geschichtsschreibung manipuliert hat. Das Heldenbuch, das<br />

verschollen ist, aber vermutlich <strong>die</strong> großen Sagen der mythischen Urhelden<br />

aus den Nordstämmen ohne jede theologische Bearbeitung wiedergegeben<br />

hat, wird zwar noch II. Samuel 1,18-27 erwähnt, ist aber sonst unterdrückt. Für<br />

den alten Orientalen ist es durchaus glaubhaft, daß Sonne <strong>und</strong> Mond<br />

stillestehn. Aber der im Interesse der Jerusalemer Priesterkaste handelnde<br />

Erzähler schränkt <strong>die</strong> Phantasie des Hörers sofort ein: Niemals wieder wird<br />

Jahwe so auf einen Menschen hören. Wenn <strong>die</strong> alte Geschichte schon nicht<br />

totzuschweigen war, konnte man sie nur durch <strong>die</strong> priesterliche theologische<br />

Zensur um ihre Pointe bringen. Der Mythos geht noch davon aus, daß heiliger<br />

König-Sonnengott <strong>und</strong> heilige Königin-Mondgöttin dem Befehl ihres Sohnes,<br />

dem König Jahwe, folgen, um ihm zu helfen.<br />

e. Alle Kriegsbeute beanspruchte Jahwe für sich. Ungestraft durfte<br />

niemand sich daran vergreifen. Als sich einstmals Achan ben<br />

Charmis aus dem Geschlechte des Serah, zugehörig zum Stamm<br />

Juda, aus der Kriegsbeute einen babylonischen Mantel, etwas<br />

Silber <strong>und</strong> Gold genommen hatte, verlor Israel <strong>die</strong> erste Schlacht<br />

um Ai. Durch das Los wurde Achans Schuld bestätigt. Das ganze<br />

Volk steinigte ihn <strong>und</strong> seine Habe, einschließlich des Viehs <strong>und</strong> der<br />

Kinder. Damit war der Zorn Jahwes befriedigt, <strong>und</strong> er gab ihnen <strong>die</strong><br />

Stadt Ai am nächsten Tage. Und als König Ahab von Israel dem von<br />

ihm besiegten Benhadad von Syrien das Leben schenkte, mußte er<br />

ein anderes Leben Jahwe dafür wiedergeben. Sein eigener Sohn<br />

war das Sühneopfer.<br />

Josua 1; 1. Könige 20.<br />

1. Die Geschichten von Achan <strong>und</strong> Ahab entstammen dem nordhebräischen<br />

Sagengut. Sie <strong>die</strong>nen zur Illustration des Mythos von dem einen <strong>und</strong> einzigen<br />

Herrn <strong>und</strong> <strong>Gott</strong>, der Jahwe ist. Darin kommt <strong>die</strong> Opposition des Nordens<br />

gegen <strong>die</strong> Zentralgewalt von König <strong>und</strong> Tempel im Süden zum Ausdruck, der<br />

man <strong>die</strong> eigene Stammesmacht <strong>und</strong> das Prophetentum vorzieht. Deshalb<br />

erzählt man im Norden gerne Geschichten von frevelnden Königen <strong>und</strong><br />

<strong>Gott</strong>esfrevlern aus Juda. Die Bedeutung der Propheten entspringt der<br />

objektiven historischen Situation. Durch <strong>die</strong> Errichtung des Zentralheiligtums in<br />

Jerusalem sind viele Vertreter der mittleren <strong>und</strong> kleinen Priesterklassen, vor<br />

allem im Norden, in Israel, entmachtet worden. Aus ihrer Mitte gehen <strong>die</strong><br />

Propheten hervor, <strong>die</strong> wie Amos <strong>und</strong> Jeremia leidenschaftliche Kämpfer für <strong>die</strong><br />

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