Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

thule.italia.net
von thule.italia.net Mehr von diesem Publisher
30.12.2012 Aufrufe

2.3 Der Kriegsgott a. Jahwe ist ein Kriegsmann, Jahwe ist sein Name! Die Wagen des Pharao warf er in das Meer, dazu seine ganze Streitmacht. Im Schilfmeer ertranken Pharaos auserlesene Helden, die Fluten bedeckten sie, während Jahwe seine Leute sicher durch die Wasser geleitete. II. Mose 14-15. 1. Der jahwistische Erzähler betont, daß Jahwe ein Kriegsgott gewesen ist. Als Vertreter der alten Stammestraditionen opponiert er gegen die Kriegsadelskaste von Jerusalem und ihre Machtposition, die diese unter Salomo erhalten hatte. Das Preislied auf die Stärke Jahwes, II. Mose 15,1-18, ist ein Siegeslied, das allerdings in der späten Königszeit entstanden ist, denn Israel wohnt schon im Lande, und der Tempel ist schon errichtet. Das Lied ist mit der Person des Mose nur autorisiert, um ihm einen gebührenden Platz, hier nach der großen Ägypterertränkung, zu verschaffen. Inhaltlich erfüllt es zwei wichtige Aufgaben: Es bestätigt, daß Jahwe der Sieger ist und nicht Mose, Josua oder gar David oder Salomo und daß das Ziel der Einwanderung in das Kulturland am Mittelmeer nicht die Errichtung des erblichen Königtums, sondern die Theokratie, die Herrschaft des Tempels, sein soll. Es gehört in die Tradition der vorexilischen Jerusalemer Priester, die angesichts der drohenden babylonischen Gefahr einen Bund mit den alten Stammesfürsten zu schließen versuchten. Es ist ein ideologischer Kompromiß, der zugleich den babylonischen Interventen dokumentieren soll, daß Israel keine politische Größe, sondern eine Kultgemeinde ist. Ähnliche Gedanken finden sich in den Psalmen wieder, etwa Psalm 24,8 und Psalm 44. b. Jahwe Zebaoth (das ist der Jahwe der Heerscharen) rüstet ein Heer zum Kampf. Seine Streiter kommen aus allen fernen Ländern, vom Ende des Himmels. Jahwe rüstet sich selbst, zusammen mit den Werkzeugen seines Zornes, um ganz Babylon zu verderben. Jesaja 13,2-5. 1. Das Lied stammt aus der Mitte des 6. Jahrhunderts v. u. Z. Der Untergang Babylons, den der Verfasser miterlebt hat, wird hier als prophetische Weissagung ausgegeben. Jahwe soll als Urheber des Untergangs von Babylon und als Bündnispartner des Königs von Persien ausgewiesen werden. Der Dichter webt ein Stück Mythos von dem unbesiegten Jahwe neu, der ja sein Volk und Land an Babylon verloren hatte. Diese Geschichtsinterpretation soll Israel bei den Persern gut einführen. Das Lied hat seinen Platz in der religiösen Hymnenliteratur der Nichtexulierten gehabt. 54

c. Jahwe hielt seinem Volke in den Schlachten stets die Treue, wenn sein Volk ihm gehorchte. Als die Israeliten vor der Festung Jericho standen, die ihnen uneinnehmbar schien, nachdem ausgesandte Kundschafter zurückgekehrt waren und berichtet hatten, gab Jahwe ihnen den Rat, an sechs Tagen jeweils einmal schweigend um die Stadt zu ziehen, am siebenten Tage aber in die Posaunen zu stoßen und das Widderhorn zu blasen. Dann würden die Mauern einfallen und die Stadt erobert werden. Und als sie dann am siebenten Tage in den Schlachtruf ausbrachen, als Hörner und Posaunen ertönten, stürzten die Mauern ein, und die Stadt wurde zerstört, ihre Bewohner ausgerottet bis auf die Hure Rahab und ihre Familie, die sich den Kundschaftern erkenntlich erwiesen hatte. Die Reichtümer der Stadt wurden in den Priesterschatz getan. Josua 6. 1. Die Geschichte von der Eroberung Jerichos ist ein Konglomerat aus mindestens zwei verschiedenen Textgruppen. Die eine Tradition zielt auf die Darstellung einer militärischen Glanzleistung Josuas und seiner Mannen hin, während die andere deutlich die führende Rolle der Priester und der Lade herausstreichen möchte. Letztere gehört zur antiroyalistischen elohistischen, erstere zur jahwistischen Überlieferung, die die kulturland- und königsfreundliche neue gesellschaftliche Oberschicht der Königszeit repräsentiert. Archäologische Untersuchungen haben ergeben, daß Jericho zur fraglichen Zeit bereits eine Ruine war. Die Geschichte gehört also eigentlich zur Gattung der ätiologischen Sagen, sofern sie das Vorhandensein der Trümmer im 10. Jahrhundert erklären soll, die bei Lebensstrafe niemand wiederaufbauen darf. Aus dieser ätiologischen Sage hat der Erzähler einen Beweis für die Gültigkeit seines Mythos von dem alleinigen und unbesiegbaren Kriegsgott Jahwe gemacht, obwohl sie ursprünglich eine Heldensage über Josua ist. d. In der Schlacht bei Gibeon ließ Jahwe solche Hagelmassen auf die Feinde Israels fallen, daß davon sechsmal mehr Menschen erschlagen wurden, als durch die Waffen fielen. Zudem war die Schlacht schon mörderisch genug, denn die Sonne stand in der Höhe des Tages still und ging nicht unter. Sie verzögerte ihren Untergang um fast einen ganzen Tag. Josua hatte nämlich die Sonne beschworen, in ihrem Laufe einzuhalten, und auch den Mond bedroht, zurückzubleiben, bis er das Gemetzel vollendet hatte. Und Jahwe, der Herr über Sonne und Mond, hörte auf Josua, denn er kämpfte selber für Israel, wie es in dem alten Heldenbuch beschrieben war: Sonne, stehe still zu Gibeon, und Mond im Tale 55

c. Jahwe hielt seinem Volke in den Schlachten stets <strong>die</strong> Treue,<br />

wenn sein Volk ihm gehorchte. Als <strong>die</strong> Israeliten vor der Festung<br />

Jericho standen, <strong>die</strong> ihnen uneinnehmbar schien, nachdem<br />

ausgesandte K<strong>und</strong>schafter zurückgekehrt waren <strong>und</strong> berichtet<br />

hatten, gab Jahwe ihnen den Rat, an sechs Tagen jeweils einmal<br />

schweigend um <strong>die</strong> Stadt zu ziehen, am siebenten Tage aber in <strong>die</strong><br />

Posaunen zu stoßen <strong>und</strong> das Widderhorn zu blasen. Dann würden<br />

<strong>die</strong> Mauern einfallen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Stadt erobert werden. Und als sie dann<br />

am siebenten Tage in den Schlachtruf ausbrachen, als Hörner <strong>und</strong><br />

Posaunen ertönten, stürzten <strong>die</strong> Mauern ein, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Stadt wurde<br />

zerstört, ihre Bewohner ausgerottet bis auf <strong>die</strong> Hure Rahab <strong>und</strong> ihre<br />

Familie, <strong>die</strong> sich den K<strong>und</strong>schaftern erkenntlich erwiesen hatte. Die<br />

Reichtümer der Stadt wurden in den Priesterschatz getan.<br />

Josua 6.<br />

1. Die Geschichte von der Eroberung Jerichos ist ein Konglomerat aus<br />

mindestens zwei verschiedenen Textgruppen. Die eine Tradition zielt auf <strong>die</strong><br />

Darstellung einer militärischen Glanzleistung Josuas <strong>und</strong> seiner Mannen hin,<br />

während <strong>die</strong> andere deutlich <strong>die</strong> führende Rolle der Priester <strong>und</strong> der Lade<br />

herausstreichen möchte. Letztere gehört zur antiroyalistischen elohistischen,<br />

erstere zur jahwistischen Überlieferung, <strong>die</strong> <strong>die</strong> kulturland- <strong>und</strong><br />

königsfre<strong>und</strong>liche neue gesellschaftliche Oberschicht der Königszeit<br />

repräsentiert. Archäologische Untersuchungen haben ergeben, daß Jericho<br />

zur fraglichen Zeit bereits eine Ruine war. Die Geschichte gehört also<br />

eigentlich zur Gattung der ätiologischen Sagen, sofern sie das Vorhandensein<br />

der Trümmer im 10. Jahrh<strong>und</strong>ert erklären soll, <strong>die</strong> bei Lebensstrafe niemand<br />

wiederaufbauen darf. Aus <strong>die</strong>ser ätiologischen Sage hat der Erzähler einen<br />

Beweis für <strong>die</strong> Gültigkeit seines Mythos von dem alleinigen <strong>und</strong> unbesiegbaren<br />

Kriegsgott Jahwe gemacht, obwohl sie ursprünglich eine Heldensage über<br />

Josua ist.<br />

d. In der Schlacht bei Gibeon ließ Jahwe solche Hagelmassen auf<br />

<strong>die</strong> Feinde Israels fallen, daß davon sechsmal mehr Menschen<br />

erschlagen wurden, als durch <strong>die</strong> Waffen fielen. Zudem war <strong>die</strong><br />

Schlacht schon mörderisch genug, denn <strong>die</strong> Sonne stand in der<br />

Höhe des Tages still <strong>und</strong> ging nicht unter. Sie verzögerte ihren<br />

Untergang um fast einen ganzen Tag. Josua hatte nämlich <strong>die</strong><br />

Sonne beschworen, in ihrem Laufe einzuhalten, <strong>und</strong> auch den<br />

Mond bedroht, zurückzubleiben, bis er das Gemetzel vollendet<br />

hatte. Und Jahwe, der Herr über Sonne <strong>und</strong> Mond, hörte auf Josua,<br />

denn er kämpfte selber für Israel, wie es in dem alten Heldenbuch<br />

beschrieben war: Sonne, stehe still zu Gibeon, <strong>und</strong> Mond im Tale<br />

55

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!