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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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2. Der Text gehört überwiegend zur jahwistischen Tradition. Jahwe schlägt<br />

(nach Jesaja 51,9-10) mit einem Hieb das Meer entzwei. Der sonnengöttliche<br />

König benutzt, wie Perseus den Pegasus oder Marduk das Sonnenroß, <strong>die</strong><br />

Wolken- <strong>und</strong> <strong>die</strong> Feuersäule, um sein Werk zu vollbringen. Es ist deshalb nicht<br />

zufällig, daß auch von Perseus eine w<strong>und</strong>erbare Rettung in der Arche erzählt<br />

wird wie von Mose, deren mythologische Urform ja <strong>die</strong> ägyptische Geschichte<br />

von Isis <strong>und</strong> Osiris <strong>und</strong> dem Kinde Horus ist. Der Mythos reflektiert eindeutig in<br />

der Auflehnung der „Kinder gegen ihren Vater" <strong>die</strong> Erhebung der Hebräer<br />

gegen <strong>die</strong> Ägypter, mit denen sie einstmals friedlich zusammen lebten. Die<br />

eindringenden Hellenen kämpften mit den prähellenischen Thessaliern, bis sie<br />

<strong>die</strong>se (im Mythos dargestellt durch <strong>die</strong> Überwindung des Kronos) überwanden.<br />

c. Als Mose einstmals <strong>die</strong> Schafe seines Schwiegervaters hütete,<br />

sah er am Berg Horeb einen Dornbusch in Flammen stehen, ohne<br />

daß <strong>die</strong>ser verbrannte. Neugierig näherte er sich dem Ort, um zu<br />

erk<strong>und</strong>en, warum der Busch nicht verbrannte. Im Näherkommen<br />

aber hörte er, wie eine Stimme aus dem brennenden Dornbusch<br />

ertönte: Tritt nicht näher, sondern ziehe deine Schuhe aus, denn du<br />

stehst auf heiligem Boden. Das tat Mose <strong>und</strong> verhüllte dazu sein<br />

Gesicht mit seinem Mantel, weil er sich fürchtete, Jahwe<br />

anzuschauen. Jahwe aber berief ihn dazu, sein Volk, <strong>die</strong> Israeliten,<br />

aus der Sklaverei zu befreien.<br />

II. Mose 3.<br />

1. Die jahwistische Erzählung von der Erwählung des Mose am Horeb ist<br />

gleichbedeutend mit dem Auftrag der Eltern Marduks an ihren Sohn, <strong>die</strong><br />

Tiamat zu töten, oder dem Beistand, den <strong>die</strong> Göttin Athena dem Perseus<br />

leistet. Es geht um <strong>die</strong> politisch-religiöse Motivierung der Auflehnung gegen<br />

den Unterdrücker. Der Kriegsgott erscheint als Wettergott.<br />

2. Jahwes Erscheinung am Horeb ist der Versuch, <strong>die</strong> erste „Offenbarung"<br />

Jahwes auf dem Horeb zu verankern. Der Erzähler ergreift in dem Streit um<br />

<strong>die</strong> heiligen Stätten, der wie in den anderen Religionen notwendige<br />

Begleiterscheinung priesterlicher Kultorganisation <strong>und</strong> ihres Machtanspruches<br />

ist, Partei für <strong>die</strong> alten Lokalkulte. Die Mythen von dem Wettergott Jahwe sind<br />

keine biblische Besonderheit. Der jahwistische Autor benutzt <strong>die</strong><br />

allgemeingültigen Mythologeme der alten Kanaanäer, <strong>die</strong> der<br />

Landbevölkerung noch geläufig sind. Darin liegt <strong>die</strong> Stärke der<br />

Prophetensprüche, wie etwa Micha 1,3: Wenn Jahwe von seiner Wohnung<br />

aufbricht, um auf <strong>die</strong> Erde zu gehen, zerschmelzen Berge unter seinem Tritt,<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Täler spalten sich. Oder Nahum 1,3-4: In Sturm <strong>und</strong> Wetter fährt er<br />

einher, das Gewölk ist wie der Staub unter seinen Füßen. Er trocknet Meere<br />

aus <strong>und</strong><br />

beendet Flutkatastrophen. Oder Ezechiel 1,4: Als Jahwe sich dem Propheten<br />

offenbarte, trieben Sturmwinde von Norden eine große Wolke heran, <strong>die</strong> von<br />

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