Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
. Als Abraham einst mit seinen Herden in das Gebiet des Königs<br />
Abimelech von Gerar geriet, nahm <strong>die</strong>ser ihm seine Frau<br />
weg. Abraham hatte sie nämlich als seine Schwester ausgegeben.<br />
Nachts erschien aber Elohim bei Abimelech <strong>und</strong> sagte ihm, daß er<br />
<strong>die</strong> Frau Abrahams genommen habe. Daraufhin zog Abimelech den<br />
Abraham zur Verantwortung, <strong>und</strong> der rechtfertigte sich: Als <strong>die</strong><br />
Elohim mich aus meines Vaters Hause fortgehen hießen, habe ich<br />
ihr geraten, so zu reden, denn ich fürchtete, daß man mich wegen<br />
meiner Frau ums Leben bringen könnte. Abimelech glaubte der im<br />
Traum an ihn ergangenen Verwarnung <strong>und</strong> gab Sara dem Abraham<br />
zurück mit einer reichen Entschädigung. (Siehe 4,1,b.)<br />
I. Mose 20.<br />
1. Diese Geschichte Abrahams wird seit dem 10. Jahrh<strong>und</strong>ert v. u. Z. aus der<br />
Elohistenquelle tra<strong>die</strong>rt. Der ursprüngliche Erzähler weiß noch von den<br />
kanaanäischen Vätern im Lande, daß es einstmals viele <strong>Götter</strong> gab, <strong>die</strong> den<br />
Menschen in seinem Leben umgeben. Es ist bezeichnend für <strong>die</strong><br />
Unmittelbarkeit des Erzählers, wenn er Abraham, der von anderen als<br />
Kronzeuge für den wahren Glauben an den einen <strong>und</strong> einzigen <strong>Gott</strong> Jahwe<br />
angerufen wird, auf Geheiß der <strong>Götter</strong> handeln läßt. Für den Erzähler war es<br />
klar, daß es so viele <strong>Götter</strong> wie Städte gab (Jeremia 11,13). Sein Elohim ist<br />
ein gütiger <strong>Gott</strong>. Er sorgt sich um Abraham <strong>und</strong> dessen Frau, damit ihnen kein<br />
Unheil geschieht. Die erlittene Unbill muß Abimelech dem Abraham reichlich<br />
vergüten, erhält dafür aber von Elohim einen reichen Kindersegen, denn<br />
Elohim schätzt <strong>die</strong> Zeugungsfreudigkeit des Menschen.<br />
2. Die Geschichte zeigt, daß der unmittelbaren Volksfrömmigkeit in Judäa-<br />
Israel der monotheistische Gedanke fremd ist. Abraham lebt mit vielen<br />
<strong>Götter</strong>n. Die Übersetzer haben hier allerdings, wie auch in anderen Stellen,<br />
den vorhandenen Polytheismus ausgemerzt. So muß der Fromme in den<br />
„lebendigen Elohim" (den lebendigen <strong>Götter</strong>n wie etwa V. Mose 5,26; I.<br />
Samuel 17,26; Jeremia 10,10 <strong>und</strong> 23,36) nur „den lebendigen <strong>Gott</strong>" <strong>und</strong> in den<br />
„heiligen Elohim" (den heiligen <strong>Götter</strong>n wie etwa Josua 24,19; I. Samuel 2,25;<br />
II. Samuel 7,23; I. Mose 35,7 <strong>und</strong> I. Samuel 4,8) nur den „einen heiligen <strong>Gott</strong>"<br />
Israels sehen, wie es das Dogma der Jerusalemer Jahwepriester vorschreibt.<br />
Geschichten wie <strong>die</strong>se aber zeigen, daß in den von Jerusalem weiter entfernt<br />
liegenden Gebieten <strong>die</strong> alte kanaanäische Religiosität weiterlebt. Es ist den<br />
Jerusalemer Priestern eigentlich nie ganz gelungen, <strong>die</strong>se alte kanaanäische<br />
Religiosität auszurotten, <strong>die</strong> vor allem von der politisch motivierten Opposition<br />
der alten Bevölkerung getragen wurde.<br />
c. Eines Tages begab es sich, daß wie gewöhnlich <strong>die</strong> Söhne der<br />
Elohim sich vor Jahwe versammelten. Unter ihnen war auch Satan.<br />
Ihn fragte Jahwe: Woher kommst du? Satan antwortete ihm: Ich bin<br />
von der Erde gekommen, wo ich hin <strong>und</strong> her zu wandern pflege, um<br />
48