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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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möglich, weil es in Israel <strong>und</strong> Juda keine allgemeinverbindliche Lehre vom<br />

Anfange der Welt gab. Die Rechtfertigung für <strong>die</strong> Tatsache, den priesterlichen<br />

Bericht über <strong>die</strong> Einsetzung des Sabbats - als Kennzeichen des wahren<br />

<strong>Gott</strong>esvolkes von Anfang an - doch unter <strong>die</strong> Berichte über <strong>die</strong> Erschaffung<br />

der Welt zu zählen, liegt allein in der nicht zu leugnenden Verbindung zu den<br />

Weltentstehungsmythen des Alten Orients, <strong>die</strong> der priesterliche Bericht aber<br />

bewußt umformuliert.<br />

4. In der Einteilung der Schöpfung nach dem Wochenschema, <strong>die</strong> den<br />

Sabbat als Ziel der Schöpfung darstellt, liegt aber das eigentliche Interesse<br />

des Autors. Die starke Zentralgewalt des Königtums, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Macht der<br />

Priester sicherte, ist endgültig gebrochen. Die Priester können ihren Einfluß<br />

nur retten, wenn es ihnen gelingt, <strong>die</strong> Leute bei sich zu haben. Deshalb ist <strong>die</strong><br />

Einführung des Sabbatgebotes in <strong>die</strong>sen Mythos von Bedeutung. Der Mensch<br />

soll von der Sklavenarbeit ruhen <strong>und</strong> sich mit dem Worte <strong>Gott</strong>es beschäftigen,<br />

das <strong>die</strong> Schöpfung ja bewirkt hat. Das Wort <strong>Gott</strong>es aber bewahren sie, <strong>die</strong><br />

Priester. Von ihnen <strong>und</strong> den Gelehrten ihrer Schulen allein kann man es<br />

lernen. Die vorliegende Gestalt des Mythos von der Entstehung der Welt, wie<br />

sie der Priester geformt hat, verlangt, daß der Mensch einen Tag der Woche<br />

den Priestern widmet. Darin offenbart sich einmal der Machtanspruch der<br />

Jerusalemer Tempelpriesterschaft. Zugleich opponiert sie mit <strong>die</strong>sem Mythos<br />

gegen <strong>die</strong> politische Abhängigkeit von Babylon <strong>und</strong> Persien.<br />

5. Herkömmlicherweise nennt man auch I. Mose 2-3 einen<br />

Schöpfungsbericht, obwohl er eigentlich ein Mythos über <strong>die</strong> Entstehung des<br />

Menschen ist. Deshalb muß von <strong>die</strong>sem Mythos an anderer Stelle (siehe 3,1)<br />

gehandelt werden. Dieser Text stammt aus einer ganz anderen Quelle,<br />

nämlich dem jahwistischen Traditionskomplex, der sicher keine<br />

Schöpfungsgeschichte gehabt hat, <strong>die</strong> von der Entstehung der Welt handelt.<br />

Jahwe ist dort ein Volksgott, dem es in erster Linie um Menschen geht <strong>und</strong><br />

erst in zweiter Linie um <strong>die</strong> Welt, das Universum.<br />

1.2 Der prophetische Bericht<br />

Jahwe ist der Herr, der <strong>die</strong> Erde durch seine Kraft erschaffen hat.<br />

Er hat den Weltkreis durch seine Weisheit gegründet. Er hat den<br />

Himmel durch seine Einsicht ausgespannt wie ein Zelt. Die Wasser<br />

des Himmels brausen auf, wenn sein Donner grollt. Er ist der Herr<br />

<strong>und</strong> keiner sonst. Außer ihm ist kein <strong>Gott</strong>. Er schafft das Licht <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Finsternis, er bewirkt alles. Wenn <strong>die</strong> Himmel von oben träufeln<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Wolken strömen, wenn <strong>die</strong> Erde sich auf tut, so hat Jahwe<br />

allein es geschaffen. Er hat <strong>die</strong> Erde gemacht <strong>und</strong> Menschen auf ihr<br />

erschaffen, seine Hände haben den Himmel ausgespannt <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Heere des Himmels bestellt.<br />

Jeremia 10,12-13; Jesaja 45,5-8.12.<br />

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