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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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Sie unternimmt nicht den Versuch, eine schöne mythologische<br />

Welt der Bibel zu erfinden, wie Herder sie erstmals zu schaffen sich<br />

nicht scheute oder wie Kerenyi sie für <strong>die</strong> griechische <strong>Mythologie</strong><br />

konstruierte; denn außerhalb der Dichtung hat es eine solche<br />

<strong>Mythologie</strong> nie gegeben.<br />

Der Kommentar hat <strong>die</strong> Aufgabe, <strong>die</strong> ursprüngliche Form <strong>und</strong><br />

Bedeutung der Mythen zu bestimmen <strong>und</strong> zu erläutern, soweit es<br />

mit den Mitteln der Literaturwissenschaft <strong>und</strong> Religionsgeschichte<br />

möglich ist. Dabei werden naturgemäß <strong>die</strong> Beziehungen zur<br />

altorientalischen <strong>Mythologie</strong> eine besondere Rolle spielen. Die<br />

jeweilige biblische Deutung <strong>und</strong> Interpretation wird nur angemerkt,<br />

um zu zeigen, welchem Bedeutungswandel biblische Mythen<br />

unterliegen. Selbstverständlich kann in einem solchen Kommentar<br />

nicht <strong>die</strong> gesamte textkritische <strong>und</strong> exegetische Problematik erörtert<br />

werden. In den „Literaturhinweisen" des Anhangs findet der<br />

interessierte Leser dann jene Werke angeführt, mit deren Hilfe er<br />

weiter in <strong>die</strong> einzelnen Bereiche eindringen kann.<br />

Das Verzeichnis wichtiger Begriffe hat <strong>die</strong> Aufgabe,<br />

unvermeidbare Fachausdrücke <strong>und</strong> zentrale mythologische <strong>und</strong><br />

kultisch-rituelle Begriffe kurz zu erläutern.<br />

Die biblische <strong>Mythologie</strong> hat wie <strong>die</strong> Bibel jene „waldursprüngliche<br />

Zeit" (Engels), in der alle Religionen entstanden, weit hinter sich<br />

gelassen. In ihren <strong>Götter</strong>n - Jahwe, Elohim oder Jesus Christus -<br />

verkörpert sie eine Summe menschlicher Möglichkeiten, zu lieben<br />

<strong>und</strong> zu hassen, zu arbeiten <strong>und</strong> zu ruhen, zu bauen <strong>und</strong> zu<br />

zerstören, zu versklaven <strong>und</strong> zu befreien. Wie <strong>die</strong><br />

griechischrömische <strong>Mythologie</strong> verkörpert biblische <strong>Mythologie</strong> in<br />

den <strong>Götter</strong>n einen vollkommenen Menschen, sie läßt ausdrücklich<br />

„<strong>Gott</strong> einen Menschen werden" (Philipperbrief, Kapitel 2, Vers 7)<br />

<strong>und</strong> gesteht zu, daß Paulus <strong>und</strong> Barnabas für Hermes <strong>und</strong> Zeus<br />

gehalten werden können (Apostelgeschichte, Kapitel 14, Vers 8-15).<br />

Aristoteles nannte in seiner Poetik <strong>die</strong> dichterische Fabel Mythos,<br />

weshalb Herder sagen konnte, „daß Dichter <strong>und</strong> kein anderer <strong>die</strong><br />

<strong>Mythologie</strong> erf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> bestimmt haben". <strong>Biblische</strong> Mythen sind<br />

solche dichterischen Fabeln.<br />

Die bleibende Bedeutung biblischer <strong>Mythologie</strong> liegt nicht zuletzt in<br />

ihrer Dialektik <strong>Gott</strong>-Mensch, <strong>die</strong> sie mit anderen <strong>Mythologie</strong>n teilt,<br />

indem sie mit ihr ein Bild des vollkommenen Menschen schafft.<br />

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