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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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In <strong>die</strong> Tradition fließt also Erlebtes mit ein aus den großen Kulturen<br />

der Umwelt am Euphrat, Tigris, Nil <strong>und</strong> Mittelmeer, wobei <strong>die</strong><br />

Sagen, Legenden <strong>und</strong> Mythen oft nur durch Auswechslung von<br />

Namen <strong>und</strong> Begriffen verbindlich gemacht werden. In ihrer<br />

vorliegenden schriftlichen Form nach der priesterlich-kirchlichen<br />

Redaktionsarbeit verlieren sie deshalb oft ihre ursprüngliche Kraft<br />

<strong>und</strong> Frische. Lieder <strong>und</strong> Hymnen nehmen breit angelegte<br />

theologische Reflexionen auf, <strong>die</strong> <strong>die</strong> standardisierten Mythologeme<br />

verdrängen. In den Vertragsurk<strong>und</strong>en, in den geographischen,<br />

historischen <strong>und</strong> ökonomischen Listen <strong>und</strong> Briefen fehlen sie<br />

ohnehin, ebenso wie in den Gesetzessammlungen, weshalb von<br />

solchen Texten im nachfolgenden auch nicht gehandelt wird.<br />

Mythos, Fabel <strong>und</strong> Gleichnis, einstmals für freie Erzählung <strong>und</strong><br />

Veränderung offen, werden zu tabuisierten Berichten von der<br />

Allmacht <strong>Gott</strong>es <strong>und</strong> der Ohnmacht des Menschen. Sie werden zur<br />

„Heiligen Schrift", von der <strong>die</strong> Buchstaben gezählt sind <strong>und</strong> nicht<br />

verändert werden dürfen.<br />

Die biblische Tradition ist durch <strong>die</strong> kirchliche <strong>und</strong> synagogale<br />

Kanonisierung von den mythologischen Quellen der Völker<br />

abgeschnitten worden. Ihre mythische Weiterentwicklung erfolgt in<br />

den frommen Schriften der Kirche <strong>und</strong> der Synagoge, in Dogmen<br />

<strong>und</strong> Lehre, <strong>die</strong> in den einzelnen Ländern als Folge der Begegnung<br />

mit anderen <strong>und</strong> neuen Situationen <strong>und</strong> Kulturen entstehen. Die<br />

kanonisierte Form aber ist unverändert bis heute erhalten<br />

geblieben. Die Handschriftenf<strong>und</strong>e von Qumran (1946), zeitlich<br />

etwa um <strong>die</strong> Zeitenwende anzusetzen, haben für das Alte<br />

Testament gezeigt, daß <strong>die</strong> bis dahin bekannten ältesten<br />

hebräischen Handschriften aus dem 8. <strong>und</strong> 9. Jahrh<strong>und</strong>ert u.Z. mit<br />

ihnen einerseits stellenweise fast wörtlich übereinstimmten,<br />

während andererseits Abweichungen feststellbar sind, <strong>die</strong> nur den<br />

Schluß zulassen, daß es von den einzelnen biblischen Büchern<br />

mehrere schriftliche Versionen gegeben hat. Das gilt ebenso für <strong>die</strong><br />

neutestamentlichen Schriften.<br />

Für das Alte Testament ist als verbindliche wissenschaftliche<br />

Ausgabe des hebräischen Textes seit 1937 der Kodex B 19 A der<br />

Öffentlichen Bibliothek in Leningrad im Gebrauch, eine aus dem<br />

fahre 1008 u. Z. stammende Handschrift. Diese Handschrift ist r<strong>und</strong><br />

drei bis vier Jahrh<strong>und</strong>erte älter als <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> Luther <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Reformatoren benutzten, denen damals andere, weniger gut<br />

überlieferte Ausgaben zur Verfügung standen.<br />

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