Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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30.12.2012 Aufrufe

Er wurde getötet und bei den Verbrechern begraben. Aber dadurch wird er vielen Gerechtigkeit schaffen, unter den Großen wird er sitzen, und mit Mächtigen wird er die Beute teilen. Jesaja 42,1-9; 52,13-53,12. d. Nachdem dann viel später Johannes der Täufer schon zum Tode bestimmt war, kam Jesus aus Nazareth nach Galiläa und verkündete: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes, seine Königsherrschaft, die Königsherrschaft des Himmels nahe, kehrt um, verändert euch, und glaubet dem Evangelium. Und er hörte nicht auf, das zu lehren. Er meinte aber, das Reich Gottes sei inwendig in den Menschen, weshalb er sie beten lehrte: Unser Vater, der du in den Himmeln bist, dein Name soll geheiligt werden, deine Herrschaft soll kommen, dein Wille soll geschehen, dort und hier. Unser tägliches Brot gib uns heute. Vergib uns unsere Verfehlungen, wie wir auch denen vergeben, die sich an uns verfehlt haben. Lasse uns nicht in den Tag der Versuchung geraten, sondern befreie uns von dem Bösen. Und weiter sagte er: Ihr braucht euch keine Sorgen um die Zukunft zu machen, sondern trachtet ihr nur nach der Herrschaft Gottes und ihrer Gerechtigkeit, denn dann wird euch alles andere zufallen. Den Nikodemus, der unter den pharisäischen Juden hohes Ansehen genoß, belehrte Jesus, daß ein Mensch nur in das Reich Gottes gehen könne, wenn er aus Wasser und Geist neu geboren wäre. Markus 1,15; Matthäus 4,17; Lukas 17,20-21; Matthäus 6,9-13.33; Johannes 3,1-11. e. Als der Apostel Paulus der Gemeinde nach Rom einen Brief schrieb, lehrte er sie, daß der Christ durch die Taufe mit in den Tod Jesu Christi getauft ist, um nach der Taufe mit ihm auch wieder aufzuerstehen und zu leben, nun aber als ein neues Geschöpf ohne 262

Sünde, in Wahrheit, Liebe, Treue und Gerechtigkeit. Denn wenn jemand mit Christus lebt, so ist er eine neue Schöpfung. Denn das Alte ist vergangen, und es ist alles neu geworden. Römer 6,1-11; 8,1-13; II. Korinther 5,17. 1. Die Propheten Jeremia und Ezechiel haben Gedanken von dem neuen Menschen als sichtbares Zeichen der Gottesherrschaft in die biblische Mythologie gebracht. Jahwe schafft den Menschen um, er wechselt sein Herz und seinen Geist aus. Das ist nach alttestamentlicher Vorstellung gleichbedeutend mit einer Neuschöpfung. Beide Propheten schaffen mit diesem Mythos die Grundlage für die neutestamentliche Typologie des Gottesreiches. Ihre Aussagen sind dabei aber nicht eschatologisch festgelegt, sondern für eine zeitliche Deutung offen. Das Mythologem vom „neuen Menschen" ist zugleich auch das Mythologem vom neuen Gott. Der neue Mensch und der neue Gott brauchen keinen Kult, kein heiliges Gesetz, keine Ordnung, kein Priester- und kein heiliges Königtum. Gott und Mensch kennen sich und achten einander. Sie haben einen neuen Vertrag abgeschlossen. 2. Über den Zeitpunkt dieses Vertrages geben beide keine Auskunft. Es ist aber zu vermuten, daß die Propheten diese neuen Menschen noch zu ihren Lebzeiten zu sehen hofften. Der prophetische Spruch von dem Neuanfang ist die radikale und endgültige Absage an den Jerusalemer Tempel und dessen Lehre. Zugleich verwirft er das Königtum als mögliche Leitungsfunktion; Jeremia und mehr noch Ezechiel lösten dabei auch die gesellschaftlichen Bindungen auf. Ezechiel individualisiert nicht nur Schuld und Sünde, sondern auch das Heil, den Frieden. Der einzelne Mensch erhält einen neuen Geist und ein neues Herz. Sein Dasein im Lande gleicht dem Dasein des Menschen im Garten Eden. 3. Die Lösung der Probleme, die die Exilzeit stellt, wird bei Jeremia und Ezechiel in die Gestalt des Traumes gehüllt. Die Vision von dem neuen Menschen ist der aus dem Zustand der Unvollkommenheit geborene Wunsch nach Vollkommenheit. Der neue Mensch soll wie der erste Mensch im Paradiese sein. Dabei geht jedoch die prophetische Dialektik nicht auf. Der neue Mensch wird nicht in den engelgleichen Status des ersten Menschen zurückversetzt, sondern bleibt in der Welt, arbeitet weiter in ihr, lebt, zeugt und stirbt in ihr. Die prophetische Hoffnung ist nur darauf gerichtet, daß die gesamte bisherige gesellschaftliche Ordnung aufgehoben wird und daß es zukünftig keine Herren, Priester, Könige und Knechte, Laien und Soldaten mehr gibt und der Mensch sein von Jahwe gewolltes Wesen wiedererlangt. 4. Der Prophet Jesaja verkündet dagegen ein Mythologem ganz anderer Art. Der „Knecht" meint jeweils das gesamte Gottesvolk. Jesaja entwirft ein Bild des neuen Gottesvolkes, das sich aus der Unterdrückung und Verfolgung ganz anders erhebt, als man erwartet hat. Die Völker haben das kleine Volk kaum noch angesehen, gespürt oder gehört. Und dennoch prophezeit der Prophet diesem Volke eine große Zukunft; noch bevor sie zu ahnen ist, läßt er sie hören: das Volk Jahwes soll Blinde sehend machen, Gefangene befreien und Tote auferstehen lassen. 263

Sünde, in Wahrheit, Liebe, Treue <strong>und</strong> Gerechtigkeit. Denn wenn<br />

jemand mit Christus lebt, so ist er eine neue Schöpfung. Denn das<br />

Alte ist vergangen, <strong>und</strong> es ist alles neu geworden.<br />

Römer 6,1-11; 8,1-13; II. Korinther 5,17.<br />

1. Die Propheten Jeremia <strong>und</strong> Ezechiel haben Gedanken von dem neuen<br />

Menschen als sichtbares Zeichen der <strong>Gott</strong>esherrschaft in <strong>die</strong> biblische<br />

<strong>Mythologie</strong> gebracht. Jahwe schafft den Menschen um, er wechselt sein Herz<br />

<strong>und</strong> seinen Geist aus. Das ist nach alttestamentlicher Vorstellung<br />

gleichbedeutend mit einer Neuschöpfung. Beide Propheten schaffen mit<br />

<strong>die</strong>sem Mythos <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>lage für <strong>die</strong> neutestamentliche Typologie des<br />

<strong>Gott</strong>esreiches. Ihre Aussagen sind dabei aber nicht eschatologisch festgelegt,<br />

sondern für eine zeitliche Deutung offen. Das Mythologem vom „neuen<br />

Menschen" ist zugleich auch das Mythologem vom neuen <strong>Gott</strong>. Der neue<br />

Mensch <strong>und</strong> der neue <strong>Gott</strong> brauchen keinen Kult, kein heiliges Gesetz, keine<br />

Ordnung, kein Priester- <strong>und</strong> kein heiliges Königtum. <strong>Gott</strong> <strong>und</strong> Mensch kennen<br />

sich <strong>und</strong> achten einander. Sie haben einen neuen Vertrag abgeschlossen.<br />

2. Über den Zeitpunkt <strong>die</strong>ses Vertrages geben beide keine Auskunft. Es ist<br />

aber zu vermuten, daß <strong>die</strong> Propheten <strong>die</strong>se neuen Menschen noch zu ihren<br />

Lebzeiten zu sehen hofften. Der prophetische Spruch von dem Neuanfang ist<br />

<strong>die</strong> radikale <strong>und</strong> endgültige Absage an den Jerusalemer Tempel <strong>und</strong> dessen<br />

Lehre. Zugleich verwirft er das Königtum als mögliche Leitungsfunktion;<br />

Jeremia <strong>und</strong> mehr noch Ezechiel lösten dabei auch <strong>die</strong> gesellschaftlichen<br />

Bindungen auf. Ezechiel individualisiert nicht nur Schuld <strong>und</strong> Sünde, sondern<br />

auch das Heil, den Frieden. Der einzelne Mensch erhält einen neuen Geist<br />

<strong>und</strong> ein neues Herz. Sein Dasein im Lande gleicht dem Dasein des Menschen<br />

im Garten Eden.<br />

3. Die Lösung der Probleme, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Exilzeit stellt, wird bei Jeremia <strong>und</strong><br />

Ezechiel in <strong>die</strong> Gestalt des Traumes gehüllt. Die Vision von dem neuen<br />

Menschen ist der aus dem Zustand der Unvollkommenheit geborene Wunsch<br />

nach Vollkommenheit. Der neue Mensch soll wie der erste Mensch im<br />

Para<strong>die</strong>se sein. Dabei geht jedoch <strong>die</strong> prophetische Dialektik nicht auf. Der<br />

neue Mensch wird nicht in den engelgleichen Status des ersten Menschen<br />

zurückversetzt, sondern bleibt in der Welt, arbeitet weiter in ihr, lebt, zeugt <strong>und</strong><br />

stirbt in ihr. Die prophetische Hoffnung ist nur darauf gerichtet, daß <strong>die</strong><br />

gesamte bisherige gesellschaftliche Ordnung aufgehoben wird <strong>und</strong> daß es<br />

zukünftig keine Herren, Priester, Könige <strong>und</strong> Knechte, Laien <strong>und</strong> Soldaten<br />

mehr gibt <strong>und</strong> der Mensch sein von Jahwe gewolltes Wesen wiedererlangt.<br />

4. Der Prophet Jesaja verkündet dagegen ein Mythologem ganz anderer Art.<br />

Der „Knecht" meint jeweils das gesamte <strong>Gott</strong>esvolk. Jesaja entwirft ein Bild<br />

des neuen <strong>Gott</strong>esvolkes, das sich aus der Unterdrückung <strong>und</strong> Verfolgung<br />

ganz anders erhebt, als man erwartet hat. Die Völker haben das kleine Volk<br />

kaum noch angesehen, gespürt oder gehört. Und dennoch prophezeit der<br />

Prophet <strong>die</strong>sem Volke eine große Zukunft; noch bevor sie zu ahnen ist, läßt er<br />

sie hören: das Volk Jahwes soll Blinde sehend machen, Gefangene befreien<br />

<strong>und</strong> Tote auferstehen lassen.<br />

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