Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
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Jungen werden zusammen spielen. Die Löwen werden Stroh<br />
fressen wie <strong>die</strong> Zugochsen, <strong>die</strong> Kinder werden mit Giftottern spielen,<br />
ohne gebissen zu werden. Und <strong>die</strong> Fruchtbarkeit des Landes wird<br />
zunehmen, weil der Geist aus der Höhe über das Land kommt.<br />
Das alles weissagte Jesaja dem Rest, der sich bekehren wird <strong>und</strong><br />
umkehrt zu Jahwe; <strong>und</strong> Jahwe wird den Rest vom fremden Joch<br />
befreien <strong>und</strong> ihm gute, ruhige Wohnstatt geben, zuvorderst aber<br />
den Armen <strong>und</strong> Bedürftigen, für <strong>die</strong> der Sproß aus dem Hause Isai<br />
auf dem Throne Davids kommt, dessen Herrschaft ewig währt.<br />
Jahwe Zebaoth wird dann selbst auf dem Berge Zion ein großes<br />
Gastmahl für alle Völker veranstalten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Decken <strong>und</strong> Hüllen<br />
von ihnen nehmen. Er wird den Tod aufheben. Er wird von allen<br />
Gesichtern <strong>die</strong> Tränen abwischen, <strong>und</strong> sein Volk wird in Ehren<br />
dastehen.<br />
Jesaja 2,2-4; 11,1-8; 32,15-20; 7,3; 9,2-5; 14,30; 9,6; 11,4; 25,6-9.<br />
1. Die neue Welt ist <strong>die</strong> Heilszeit, <strong>die</strong> Jahwe auf sein Gericht am Tage<br />
Jahwes folgen läßt. Auch wo <strong>die</strong> Propheten den Begriff „Tag Jahwes" nicht<br />
verwenden, schildern sie <strong>die</strong> Vorstellung dessen, was hinter dem Begriff steht<br />
(Jesaja 3,7.18; 7,17-23; Micha 2,4; Zephania 1,7-18; Jeremia 46,10 u.ö.). Es<br />
ist Gr<strong>und</strong>überzeugung aller Propheten, daß Gericht <strong>und</strong> Heil<br />
zusammengehören. (Zu den Propheten siehe Kapitel 8.)<br />
Das Gericht Jahwes ist das Hauptthema aller Propheten. Der Mythos von<br />
dem gewalttätigen Eingreifen Jahwes in <strong>die</strong> Geschichte wird genährt durch <strong>die</strong><br />
leidensvolle Erfahrung der Propheten. Die alten Sozialgefüge <strong>und</strong><br />
Rechtssatzungen sind zerbrochen, <strong>und</strong> das neuentstandene Königtum erweist<br />
sich als unfähig, <strong>die</strong> sozialen Nöte zu lindern, <strong>die</strong> im Gefolge der<br />
theokratischen Despotie aufbrechen. Unter den Bannfluch des Großkönigs<br />
Jahwe fallen alle Völker, einschließlich Israel. An ihm vollzieht Jahwe sein<br />
Gericht besonders hart.<br />
2. Das Gericht mit nachfolgender Heilszeit ist dabei für <strong>die</strong> vorexilische<br />
Prophetie nie von universaler oder kosmischer Bedeutung, sondern wird als<br />
zeitliches Gericht verstanden. Es hat keine eschatologische Bedeutung, auch<br />
wenn <strong>die</strong> Bilder aus Naturkatastrophen (Jesaja 30,30; Zephania 1,15-16)<br />
entlehnt sind. Die prophetische Predigt ist politische Predigt.<br />
Ezechiel, während des babylonischen Exils, ist der erste, der seiner<br />
Botschaft eschatologische Bedeutung zumißt. Das Gericht Jahwes beginnt,<br />
wenn „<strong>die</strong> Zeit der Völker" herangekommen ist (Kapitel 30,3). Ezechiel endet<br />
nicht mit der Wiederbesiedlung Jerusalems, sondern läßt noch Gog <strong>und</strong><br />
Magog zum letzten Sturm auf das neue Jerusalem anrennen <strong>und</strong> daran<br />
verbluten (Kapitel 38-39). Der Kampf ist entsetzlich, <strong>und</strong> <strong>die</strong> ganze Welt <strong>und</strong><br />
<strong>die</strong> ganze Natur wird in ihn verstrickt. Dabei werden <strong>die</strong> Völker erkennen, „daß<br />
ich Jahwe bin" (Kapitel 38,23). Darin nimmt Ezechiel <strong>die</strong> Apokalyptik Daniels<br />
vorweg (siehe 14,3).<br />
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