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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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wollen, <strong>die</strong>, ursprünglich als Delegierte der Stämme am Tempel in<br />

Jerusalem, nach ihrer Verdrängung durch <strong>die</strong> ortsansässigen<br />

Jerusalemer Priester unzufrieden auf dem Lande saßen. Zeitlich<br />

fällt <strong>die</strong> Entstehung in <strong>die</strong> Mitte des 7. Jahrh<strong>und</strong>erts v. u. Z. Die in<br />

ihm vertretenen Ansichten weisen starke Ähnlichkeiten mit den<br />

Propheten wie Jeremia <strong>und</strong> Nahum auf. Es ist fast sicher, daß <strong>die</strong><br />

Reformen des Königs Josia (638-608) von Juda auf ihr Betreiben<br />

durchgeführt wurden. Zu <strong>die</strong>sem Zwecke haben sie vermutlich eine<br />

Denkschrift verfaßt <strong>und</strong> als das ursprünglische Gesetz Jahwes<br />

bezeichnet. Ihre Intrige hatte auch den gewünschten Erfolg. Josia<br />

zerstörte <strong>die</strong> ganze gut organisierte Tempelhierarchie von<br />

Jerusalem einschließlich ihrer Filialen auf dem Lande. Damit<br />

zerstörte er aber auch zugleich das Rückgrat seiner Macht <strong>und</strong> fiel<br />

bald. Die Intention der „Deuteronomisten" ist darauf gerichtet, das<br />

Zentralheiligtum in Jerusalem zum Hort sozialer Gerechtigkeit zu<br />

machen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Ausbeutungspraxis der königlichen Priester zu<br />

beenden. Ihre politische Opposition ist erfolglos gewesen, weil sie<br />

an vergangenen sozialen Leitbildern orientiert war.<br />

Diese fünf großen Traditionsgruppen lassen sich innerhalb der fünf<br />

Bücher Mose <strong>und</strong> des Buchs Josua sicher feststellen. Auf das Buch<br />

der Richter, <strong>die</strong> zwei Bücher Samuel <strong>und</strong> <strong>die</strong> zwei Bücher der<br />

Könige haben sie auch eingewirkt, nicht mehr so direkt auf <strong>die</strong><br />

übrigen alttestamentlichen Bücher. Sie sind im Laufe eines langen<br />

Prozesses ineinandergeschoben <strong>und</strong> zusammengewachsen. Das<br />

Zusammenwachsen erfolgte analog der territorialen<br />

Gruppenbildung. So sind vermutlich <strong>die</strong> „Laienquelle" <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

jahwistische Tradition zusammengewachsen gewesen, bevor <strong>die</strong><br />

„Elohistenquelle" dazukam. Gelehrsamkeit <strong>und</strong> Eifer der Priester in<br />

Jerusalem haben dann <strong>die</strong> Redaktionsarbeit beendet. Sie haben<br />

dabei Widersprüche bestehen lassen <strong>und</strong> Parallelen geduldet. Das<br />

Erbe der vielen zerstreuten Stämme <strong>und</strong> sich auflösenden<br />

Interessengruppen haben sie gesammelt <strong>und</strong> vereinigt <strong>und</strong> bewahrt.<br />

Es war ihr letzter Versuch, ideologisch den Gr<strong>und</strong>stein für eine neue<br />

Einheit zu legen, nachdem <strong>die</strong> alte zerbrochen war.<br />

Diese Entstehungsgeschichte ist zwar hypothetisch, denn<br />

Genaueres wissen wir über <strong>die</strong> Entstehung des Pentateuch nicht,<br />

aber <strong>die</strong> denkbar beste.<br />

Die biblische Textkritik hat im Laufe der letzten zweih<strong>und</strong>ert Jahre<br />

Kriterien entwickelt, <strong>die</strong> eine klare Unterscheidung der<br />

verschiedenen Quellen möglich machen. In den vier Evangelien des<br />

Neuen Testaments gibt es z. B. allen gemeinsame Stoffe <strong>und</strong><br />

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