Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
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esuchten, wie auch die Worte Simeons und Hannas im Tempel in Jerusalem (siehe 13,1; 13,1,6). Lukas 1,26-45; 2,1-40. 1. „Maria" ist die griechische Form des hebräischen Namens Mirjam; er bedeutet eigentlich „die Bittere", „Widerspenstige". Während ihr Mann schon früh aus der biblischen Überlieferung ausscheidet (in den Evangelien werden nach der Geburt Jesu nur noch seine Mutter und seine Geschwister erwähnt), ist Maria in der Tradition länger lebendig geblieben. Ihre Rolle ist zwielichtig. In der älteren Überlieferung, bei Markus 3,33-35 oder 3,21 und den Parallelen bei Matthäus und Lukas, steht sie dem Wirken ihres Sohnes fremd und ablehnend gegenüber. In der jüngeren Überlieferung, zu der die Geburtsberichte gehören, wird sie zur ersten Kronzeugin der Messianität Jesu. Durch das verschiedene Alter der einzelnen Abschnitte ist deren Widersprüchlichkeit erklärbar. 2. Die jüngeren Abschnitte über Maria als Zeugin der göttlichen Herkunft Jesu sind zusammen mit der göttlichen Himmelskönigin in Offenbarung 12,1 in die biblische Tradition eingeflossen. Die in Lukas l beginnende Verherrlichung Marias durch die Anwendung von Ehrentiteln führt auf die unmittelbare Herkunft dieser Vorstellungen, die Isismystik. Isis war die schon typische hellenistische Gottesmutter und ihr Kult weit verbreitet. Die Übertragung von Teilmythologemen aus diesem Kult auf Maria, die Mutter Jesu, ist sicher im zweiten Drittel des 1. Jahrhunderts erfolgt. Dazu gehört die Vorstellung, daß die jungfräuliche Isis von einem Falken geschwängert wird und Horus gebiert, den sie vor den Nachstellungen Sets retten muß. Sie wird zum Vorbild der Schmerzensmutter, die ihren Mann und Sohn beklagt. Sie eröffnete damit den Zutritt auch weiterer Mythologeme in die Mariologie, die damit ihren ursprünglich bescheidenen biblischen Rahmen verläßt. Die Bedeutung Marias als Himmelskönigin, Miterlöserin, Urbild der Kirche, Nothelferin u. a. ist ihr erst in der kirchlichen Mythologie zugewachsen. Sie wird schon in den apokryphen Evangelien sichtbar, die auch von ihrem Tod und ihrer Himmelfahrt berichten. (Siehe auch 2,2,b,2.) 13.3 Jakobus, der Bruder Jesu Einer der Brüder Jesu, Sohn eines Zimmermanns und seiner Mutter Maria, war Jakobus. Seine Brüder neben Jesus waren Joses, Simon und Judas. Er lebte zunächst mit seinen Eltern, Brüdern und Schwestern in Nazareth. Nach dem Tode Jesu empfing Jakobus als erster Leiter der Gemeinde in Jerusalem die Wunderberichte von der Auferstehung und verbreitete sie. Nachdem Simon Petrus erzählt hatte, daß Gott durch ihn schon eine Gemeinde aus Nichtjuden berufen hatte, ging er selber unter die 248
Juden, um dort das Evangelium zu verkünden. Als einer der ersten erlebte er eine Erscheinung des auferstandenen Christus. Er trug den Beinamen „der Gerechte", weil er treu und gerecht für die Leute in Jerusalem sorgte, die sich zu Jesus hielten. Wegen seines Abfalls von dem synagogalen Kult haben die aufgeregten Juden ihn von den Zinnen des Tempels gestürzt, gesteinigt und erschlagen. Der Herr selber erschien ihm öfter und weihte ihn in die Geheimnisse des wahren Lebens ein. Diese Offenbarungen und Predigten waren weit verbreitet. Matthäus 13,55; Apostelgeschichte 12,17; 21,18; 15,7-21; Galater 2,9; I. Korinther 15,7; Hieronymos, De viris illustrissimis III,1; Erste und Zweite Jakobusapokalypse aus Codex V von Nag Hammadi; Josephus, jüdische Altertümer, § 200. 1. Die Nachrichten der Bibel scheinen auf einen geschichtlichen Kern zurückzugehen. Der Bruder Jesu nimmt nach dessen Tod eine Vorzugsstellung ein. Die Berichte über seine Visionen gehören zu der notwendigen Legitimierung als geistliche Autorität, zum Mythos, wie ihn die gnostische Literatur dann aufgenommen hat. In der christlichen Ikonographie ist vor allem die außerkanonische Tradition von seinem Märtyrertod wirksam geworden. Der Verfasser des neutestamentlichen Jakobusbriefes ist er sicher nicht. 2. Der Frühkatholizismus hat versucht, die natürliche Verwandtschaft mit Jesus als Vetternschaft darzustellen, um das Dogma von der jungfräulichen Reinheit der Gottesmutter Maria zu rechtfertigen (etwa „Legenda aurea", Kapitel: Jakobus S. Minor). 13.4 Johannes der Täufer Zur Zeit des Königs Herodes lebte ein Priester, der hieß Zacharias. Seine Frau hieß Elisabeth und gehörte zum Hause Aarons. Sie hatten keine Kinder, denn Elisabeth war unfruchtbar. Als er einstmals Dienst im Tempel tat, erschien ihm der Engel Gabriel und weissagte ihm: Deine Frau wird bald einen Sohn gebären, den sollst du Johannes nennen. Das Kind wird vom Mutterleibe an vom Heiligen Geisterfüllt sein und keine berauschenden Getränke genießen. Es wird in der Kraft des Elia viele Leute zu Gott bringen. - Zacharias wollte das nicht glauben, weil er und seine Frau schon hochbetagt waren. Gabriel sagte ihm darauf: Weil du nicht glaubst, wirst du stumm bleiben bis zu dem Tage der Geburt des Kindes. Und es erfüllte sich alles so, wie 249
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Jerusalem (siehe 13,1; 13,1,6).<br />
Lukas 1,26-45; 2,1-40.<br />
1. „Maria" ist <strong>die</strong> griechische Form des hebräischen Namens Mirjam; er<br />
bedeutet eigentlich „<strong>die</strong> Bittere", „Widerspenstige". Während ihr Mann schon<br />
früh aus der biblischen Überlieferung ausscheidet (in den Evangelien werden<br />
nach der Geburt Jesu nur noch seine Mutter <strong>und</strong> seine Geschwister erwähnt),<br />
ist Maria in der Tradition länger lebendig geblieben. Ihre Rolle ist zwielichtig. In<br />
der älteren Überlieferung, bei Markus 3,33-35 oder 3,21 <strong>und</strong> den Parallelen<br />
bei Matthäus <strong>und</strong> Lukas, steht sie dem Wirken ihres Sohnes fremd <strong>und</strong><br />
ablehnend gegenüber. In der jüngeren Überlieferung, zu der <strong>die</strong><br />
Geburtsberichte gehören, wird sie zur ersten Kronzeugin der Messianität Jesu.<br />
Durch das verschiedene Alter der einzelnen Abschnitte ist deren<br />
Widersprüchlichkeit erklärbar.<br />
2. Die jüngeren Abschnitte über Maria als Zeugin der göttlichen Herkunft<br />
Jesu sind zusammen mit der göttlichen Himmelskönigin in Offenbarung 12,1 in<br />
<strong>die</strong> biblische Tradition eingeflossen. Die in Lukas l beginnende Verherrlichung<br />
Marias durch <strong>die</strong> Anwendung von Ehrentiteln führt auf <strong>die</strong> unmittelbare<br />
Herkunft <strong>die</strong>ser Vorstellungen, <strong>die</strong> Isismystik. Isis war <strong>die</strong> schon typische<br />
hellenistische <strong>Gott</strong>esmutter <strong>und</strong> ihr Kult weit verbreitet. Die Übertragung von<br />
Teilmythologemen aus <strong>die</strong>sem Kult auf Maria, <strong>die</strong> Mutter Jesu, ist sicher im<br />
zweiten Drittel des 1. Jahrh<strong>und</strong>erts erfolgt. Dazu gehört <strong>die</strong> Vorstellung, daß<br />
<strong>die</strong> jungfräuliche Isis von einem Falken geschwängert wird <strong>und</strong> Horus gebiert,<br />
den sie vor den Nachstellungen Sets retten muß. Sie wird zum Vorbild der<br />
Schmerzensmutter, <strong>die</strong> ihren Mann <strong>und</strong> Sohn beklagt. Sie eröffnete damit den<br />
Zutritt auch weiterer Mythologeme in <strong>die</strong> Mariologie, <strong>die</strong> damit ihren<br />
ursprünglich bescheidenen biblischen Rahmen verläßt. Die Bedeutung Marias<br />
als Himmelskönigin, Miterlöserin, Urbild der Kirche, Nothelferin u. a. ist ihr erst<br />
in der kirchlichen <strong>Mythologie</strong> zugewachsen. Sie wird schon in den apokryphen<br />
Evangelien sichtbar, <strong>die</strong> auch von ihrem Tod <strong>und</strong> ihrer Himmelfahrt berichten.<br />
(Siehe auch 2,2,b,2.)<br />
13.3 Jakobus, der Bruder Jesu<br />
Einer der Brüder Jesu, Sohn eines Zimmermanns <strong>und</strong> seiner<br />
Mutter Maria, war Jakobus. Seine Brüder neben Jesus waren<br />
Joses, Simon <strong>und</strong> Judas. Er lebte zunächst mit seinen Eltern,<br />
Brüdern <strong>und</strong> Schwestern in Nazareth. Nach dem Tode Jesu<br />
empfing Jakobus als erster Leiter der Gemeinde in Jerusalem <strong>die</strong><br />
W<strong>und</strong>erberichte von der Auferstehung <strong>und</strong> verbreitete sie. Nachdem<br />
Simon Petrus erzählt hatte, daß <strong>Gott</strong> durch ihn schon eine<br />
Gemeinde aus Nichtjuden berufen hatte, ging er selber unter <strong>die</strong><br />
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