Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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30.12.2012 Aufrufe

ihm werden auch alle Menschen getan, die im Gericht Gottes die Prüfung nicht bestanden haben. Offenbarung 12,1-17; 16,12-14; 20,1-3; Matthäus 25,41. 1. Beelzebul steht in der religionsgeschichtlichen Entwicklung zunächst im Neuen Testament für sich. Als Reinkarnation des Krankenheilands Baal-Sebul von Ekron genießt er hohe Anerkennung auch bei den Leuten zur Zeit Jesu und später. Im Alten Testament wird sein Name als „Gott der Fliegen" (Beelzebub) gedeutet, um seine Bedeutung zu mindern (siehe 8,3,3). Krankheit erscheint dem nichtwissenschaftlichen Denken oft als Fatum, als willkürliche Schickung von Göttern und Dämonen. Heilung von Krankheit demgemäß als Sieg eines Dämons über einen anderen. 2. Der Abfall vom Glauben an Jesus ist für solch Denken auch nur als eine Krankheit zu erklären. Diese Dämonen müssen ausgetrieben und verbrannt werden. Noch die christliche Inquisition bis ins 17. Jahrhundert u. Z. - so lange wurde sie noch in Spanien geübt - lebte in dieser Mythologie. 3. Die Bilder vom großen Drachen, der alten Schlange, von Teufel und Satan fließen in der apokalyptischen Bilderwelt ineinander. Die prophetischen Naturwunderbeschreibungen Jesaja 14,12 und Hiob 41 werden zur Darstellung des Bösen verwendet, der erst der vereinten Kraft Michaels und seiner Engel unterliegt. Diese eschatologische Ausweitung ist die Folge der apokalyptischen Frömmigkeit seit dem 4. Jahrhundert v. u. Z. im Vorderen Orient. Der Fromme kann die Folgen der Sklaverei unter den Diadochen Alexanders des Großen und den Römern nicht mehr ertragen und auch nicht mehr als Prüfung seines Gottes erklären. Unter dem Einfluß des persischen Dualismus setzt er eine Macht des Bösen der allmächtigen Macht des Guten absolut gegenüber und leitet ihre Unversöhnlichkeit aus seinem Schicksal ab. Die Veränderung seines Schicksals legt er dementsprechend in die Hände himmlischer Mächte, den Zeitpunkt derselben in das Belieben der himmlischen Heerscharen. 4. Parallellaufend dazu wird die Religiosität auf die kultischen Rituale eingeengt. Der normale menschliche Alltag bleibt von der Frömmigkeit unberührt. Diese bewußte konservative Ritualisierung ist der Ansatzpunkt für die Depravierung des Teufels, des Bösen, insofern er der Inbegriff des Neuen, des Veränderten ist, dessen, was anders ist, als es zu den Zeiten der Väter war. Die Fixierung des Heiligen als Vergangenheit, als Geschichte, wird zum Freibrief für die Verteufelung der zeitgenössischen Gegenwart. Der Umstand, daß oft die Kräfte des Neuen in den unterdrückten alten genährt werden, hat dazu geführt, in Teufeln, Hexen und Dämonen nur alte entmachtete Gottheiten zu sehen. Gefährlich aber blieben diese für Priester, Apostel und Propheten weniger durch ihre vergangene Bedeutung als durch ihre Fähigkeit, zum Symbol für etwas Neues, dem Bestehenden Feindlichen, zu werden. Marduk und Istar waren z. B. für Christentum und Judentum gefährlich, weil sie in den Mysterienkulten z. B. als Isis und Osiris, seit dem 2. Jahrhundert v. u. Z. neu und anders auflebten. 5. Die Mythopoetik feierte zudem um die Zeitenwende so hohe Triumphe, weil 236

die apokalyptischen Bilder von Drache, Schlange oder Frau auf der Mondsichel (Offenbarung 12) eine weniger gefährliche Auseinandersetzung mit den politischen Mächten ermöglichten und die eschatologische Denkweise zu größter Verbindlichkeit wie gleichzeitig größter Unverbindlichkeit gedeutet werden konnte. Das erklärt ihre weite Verbreitung. 237

<strong>die</strong> apokalyptischen Bilder von Drache, Schlange oder Frau auf der<br />

Mondsichel (Offenbarung 12) eine weniger gefährliche Auseinandersetzung<br />

mit den politischen Mächten ermöglichten <strong>und</strong> <strong>die</strong> eschatologische Denkweise<br />

zu größter Verbindlichkeit wie gleichzeitig größter Unverbindlichkeit gedeutet<br />

werden konnte. Das erklärt ihre weite Verbreitung.<br />

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