Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

thule.italia.net
von thule.italia.net Mehr von diesem Publisher
30.12.2012 Aufrufe

man dem Asasel einen Ziegenbock in die Wüste brachte, auf den ebenfalls Aaron die Sünden des Volkes legte. In den Zeiten der Könige opferten die Israeliten den ziegenbockgestaltigen Göttern noch regelmäßig und hielten auch deren Priester - sehr zum Ärger der Propheten Jahwes - hoch in Ehren. Außerdem verehrten die Israeliten auch noch die Sedim und opferten ihnen ihre Kinder. Das waren aber Geister, die nicht Gott sind, und Götter, die die Väter nicht kannten und die aus der Nähe gekommen waren. III. Mose 16; Jesaja 13,21; 34,12.14; II. Chronik 11,15; III. Mose 17,7; V. Mose 32,17; Psalm 106,37. 1. Asasel ist sicher ein Gott aus der Frühzeit eines der Stämme Israels gewesen. Der Name ist sonst in der Bibel unbekannt. Er ist aus der Tradition gedrängt. Aus der Überlieferung III. Mose 16 ist aber zu schließen, daß Asasel und Jahwe gleichbedeutend waren. Denn erst durch die Opfer für beide wird das Volk entsühnt und kultfähig. 2. Es ist deshalb kaum anders denkbar, als daß Jahwe und Asasel für die Existenz des Volkes beide gleich wichtig waren. Naheliegend ist, anzunehmen, daß Jahwe der Gottkönig in den Toren des Zeltdorfes gewesen ist, während Asasel der Gottherr über das Weideland war. Beide müssen durch ein Opfer gleichmäßig gütig gestimmt werden. Als nach der Rückkehr aus dem Exil die priesterlichen Tradenten die alten Feiertagsregeln der Gemeinde vortrugen, war aber diese Tradition schon vergessen. Übrig blieb ein Ritus, der so erklärt werden mußte, daß die Einmaligkeit Jahwes deutlich wurde. Jahwe erhält das Brandopfer eines Stieres und eines Ziegenbockes, Asasel nur den ungeschlachteten Bock. 3. Vor dieser priesterlichen Regelung war der Kult des ziegenbockgestaltigen Gottes mit Priestern und Altären noch im Lande geduldet. Asasel ist vermutlich ein Halb- oder Ziehbruder Jahwes gewesen, wie der ziegenbockgestaltige Pan der Ziehbruder des Zeus gewesen ist. Pan gilt auch sonst im arkadischen Fruchtbarkeitskult als Mythologem für den „Teufel" oder „aufrechten Mann", der in ein Ziegenfell gekleidet war und die Mänaden auf ihren orgiastischen Zügen begleitete. Er galt auch als Herr der Wahrsagekunst und des Flötenspiels, von dem Apollo diese Fähigkeiten erworben hat. So wie Pan dem Zeus unterlag und zum Bocksgestaltigen wurde, unterlag Asasel Jahwe. 4. Die Sedim waren vermutlich schwarze stiergestaltige Götter analog dem assyrischen Stiergott Sedu, die ursächlich Fruchtbarkeitsgötter in Kanaan waren und von den biblischen Autoren in polemischer Form „Göttchen" (Götzen) genannt werden. Die Diminuitivform soll dabei die Bedeutungslosigkeit der genannten Personen darstellen, obwohl sie nicht weniger Bedeutung für die allgemeine Religiosität besaßen als der Jahwekult (siehe auch 2,4). Es dürfte Zufall sein, daß die Sedim in II. Könige 23 nicht namentlich aufgeführt werden (siehe dazu 6,5). 234

12.3 Beelzebul, die Dämonen und der Drachen a. Baal-Sebul hieß der Gott von Ekron. Er half den Menschen in Krankheitsnöten und Bedrängnissen und herrschte über die Krankheitsmächte; er allein konnte Heilung geben oder versagen. Als Jesus nun auch Menschen von Krankheiten heilte, glaubten die Leute, daß der Beelzebul ihm behilflich sei, und sie sahen in ihm einen Diener des Beelzebul, denn er konnte die bösen Geister vertreiben; einmal ließ er diese sogar in eine Schweineherde fahren, die sich dann ins Meer stürzte. Jesus wehrte sich dagegen, daß man ihn mit Beelzebul in Verbindung brachte, und sagte, daß er durch den Geist seines Vaters wirke und nicht durch Beelzebul, den obersten der Dämonen. Beelzebul wurde nämlich von Jesus bezwungen. II. Könige 1; Matthäus 12,24-32; Lukas 11,15-23; Markus 3,22-30; 5,1-20. b. An anderen Stellen heißt es, Beelzebul stritt mächtig gegen die Anhänger Jesu, und irreführende Geister und Dämonen verbreiteten Lehren, durch die etliche vom Glauben an Christus abgefallen sind; deshalb sollten die Frommen wachsam sein, denn der Teufel ginge wie ein brüllender Löwe umher auf der Suche nach einem, den er verschlingen könnte. Galater 4,8-12; I. Timotheus 4,1. c. Wieder andere sagen, der Versucher, die große Schlange, der alte Drachen, wird erst in den letzten Tagen versuchen, die Herrschaft an sich zu reißen. Michael und seine Engel führen dann Krieg mit dem gekrönten siebenköpfigen Drachen und dessen Engeln und stürzten sie auf die Erde, denn im Himmel ist kein Platz mehr für sie. Auf der Erde aber kämpft der Drache noch eine kurze Frist, bis er unterliegt, der große Drache, auch der Teufel, der Satan oder die alte Schlange genannt. Am großen Tag des allmächtigen Gottes wird er noch versuchen, die Könige des ganzen Erdkreises zum Kriege aufzuhetzen. Das ist die kurze Zeit, für die ihn der Engel des Himmels von der Kette in der Unterwelt losbindet, nachdem er dort tausend Jahre gefesselt lag, damit er die Völker nicht verderben kann. Danach aber wird der Teufel in den See des Feuers und Schwefels geworfen, wo er bis in alle Ewigkeiten gepeinigt wird. Zu 235

man dem Asasel einen Ziegenbock in <strong>die</strong> Wüste brachte, auf den<br />

ebenfalls Aaron <strong>die</strong> Sünden des Volkes legte.<br />

In den Zeiten der Könige opferten <strong>die</strong> Israeliten den<br />

ziegenbockgestaltigen <strong>Götter</strong>n noch regelmäßig <strong>und</strong> hielten auch<br />

deren Priester - sehr zum Ärger der Propheten Jahwes - hoch in<br />

Ehren. Außerdem verehrten <strong>die</strong> Israeliten auch noch <strong>die</strong> Sedim <strong>und</strong><br />

opferten ihnen ihre Kinder. Das waren aber Geister, <strong>die</strong> nicht <strong>Gott</strong><br />

sind, <strong>und</strong> <strong>Götter</strong>, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Väter nicht kannten <strong>und</strong> <strong>die</strong> aus der Nähe<br />

gekommen waren.<br />

III. Mose 16; Jesaja 13,21; 34,12.14; II. Chronik 11,15; III. Mose 17,7;<br />

V. Mose 32,17; Psalm 106,37.<br />

1. Asasel ist sicher ein <strong>Gott</strong> aus der Frühzeit eines der Stämme Israels<br />

gewesen. Der Name ist sonst in der Bibel unbekannt. Er ist aus der Tradition<br />

gedrängt. Aus der Überlieferung III. Mose 16 ist aber zu schließen, daß Asasel<br />

<strong>und</strong> Jahwe gleichbedeutend waren. Denn erst durch <strong>die</strong> Opfer für beide wird<br />

das Volk entsühnt <strong>und</strong> kultfähig.<br />

2. Es ist deshalb kaum anders denkbar, als daß Jahwe <strong>und</strong> Asasel für <strong>die</strong><br />

Existenz des Volkes beide gleich wichtig waren. Naheliegend ist,<br />

anzunehmen, daß Jahwe der <strong>Gott</strong>könig in den Toren des Zeltdorfes gewesen<br />

ist, während Asasel der <strong>Gott</strong>herr über das Weideland war. Beide müssen<br />

durch ein Opfer gleichmäßig gütig gestimmt werden. Als nach der Rückkehr<br />

aus dem Exil <strong>die</strong> priesterlichen Tradenten <strong>die</strong> alten Feiertagsregeln der<br />

Gemeinde vortrugen, war aber <strong>die</strong>se Tradition schon vergessen. Übrig blieb<br />

ein Ritus, der so erklärt werden mußte, daß <strong>die</strong> Einmaligkeit Jahwes deutlich<br />

wurde. Jahwe erhält das Brandopfer eines Stieres <strong>und</strong> eines Ziegenbockes,<br />

Asasel nur den ungeschlachteten Bock.<br />

3. Vor <strong>die</strong>ser priesterlichen Regelung war der Kult des ziegenbockgestaltigen<br />

<strong>Gott</strong>es mit Priestern <strong>und</strong> Altären noch im Lande geduldet. Asasel ist vermutlich<br />

ein Halb- oder Ziehbruder Jahwes gewesen, wie der ziegenbockgestaltige Pan<br />

der Ziehbruder des Zeus gewesen ist. Pan gilt auch sonst im arkadischen<br />

Fruchtbarkeitskult als Mythologem für den „Teufel" oder „aufrechten Mann",<br />

der in ein Ziegenfell gekleidet war <strong>und</strong> <strong>die</strong> Mänaden auf ihren orgiastischen<br />

Zügen begleitete. Er galt auch als Herr der Wahrsagekunst <strong>und</strong> des<br />

Flötenspiels, von dem Apollo <strong>die</strong>se Fähigkeiten erworben hat. So wie Pan dem<br />

Zeus unterlag <strong>und</strong> zum Bocksgestaltigen wurde, unterlag Asasel Jahwe.<br />

4. Die Sedim waren vermutlich schwarze stiergestaltige <strong>Götter</strong> analog dem<br />

assyrischen Stiergott Sedu, <strong>die</strong> ursächlich Fruchtbarkeitsgötter in Kanaan<br />

waren <strong>und</strong> von den biblischen Autoren in polemischer Form „Göttchen"<br />

(Götzen) genannt werden. Die Diminuitivform soll dabei <strong>die</strong><br />

Bedeutungslosigkeit der genannten Personen darstellen, obwohl sie nicht<br />

weniger Bedeutung für <strong>die</strong> allgemeine Religiosität besaßen als der Jahwekult<br />

(siehe auch 2,4). Es dürfte Zufall sein, daß <strong>die</strong> Sedim in II. Könige 23 nicht<br />

namentlich aufgeführt werden (siehe dazu 6,5).<br />

234

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!