Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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30.12.2012 Aufrufe

Fürst in dieser Welt, sondern herrschte auch in den Himmeln. Manchmal war er verkleidet wie ein Engel des Lichtes. Andere nannten ihn auch Beliar und glaubten, daß er Gott dieser Welt sei, weil er Menschen beherrschte. Andere erzählen, Jesus kämpfte mit seinen Jüngern gegen diesen Fürsten der Welt, weil der Teufel der Vater der Lügensöhne in der Welt war und ein Menschenmörder; deshalb sind die Sünder unter den Menschen seine Kinder, die Gotteskinder dagegen sind sündenfrei. Teufel und Gott streiten um die Vorherrschaft auf dieser Welt, solange sie besteht; schon Kain war ein Sohn des Teufels. Überall, wo das Wort Gottes verkündet wird, ist Satan eifrig dabei, es den Leuten aus dem Herzen zu reißen; er schafft sich selber auch Lehrhäuser. Lukas 10,17-20; Epheser 6,11-12; ll. Korinther 4,4; 6,15; 11,14; Johannesevangelium 12,31; 14,30; 8,37-47; I. Johannesbrief 3,8-15; Markus 4,14-15; Lukas 8,12; Matthäus 13,19. Offenbarung 2,9-10. 1. Der biblische Satan ist die Bezeichnung für einen der Göttersöhne, das sind die Götter im Gefolge Jahwes, der der oberste der Götter ist. Dieser wird im Neuen Testament nur noch Herr (Kyrios) und Gott (Theos) genannt (siehe 13,1,7). Die angeführten Texte beschreiben seine ursprüngliche Aufgabe, die ihm zu seinem Namen („der Widersacher") verhelfen hat. Er hat die Aufgabe, Jahwes Recht gegenüber den Menschen durchzusetzen und die Rechtsverletzer der Rechtsbeugung anzuklagen. Er ist der Ankläger der Menschen im Namen Jahwes, ihr Widersacher. Die Bezeichnung seiner Tätigkeit wird dann im Bericht von der Davidischen Volkszählung (I. Chronik 21) zum Eigennamen, erkennbar daran, daß der bestimmte Artikel vor dem Namen fehlt. 2. Auch in der neutestamentlichen Überlieferung ist der Satan zunächst keine völlig negative, verabscheuungswürdige Gestalt. Die Versuchungsgeschichte Jesu zeigt nämlich, daß der Geist Gottes Jesus zum Teufel führt, der ihn prüfen soll. Der griechische Begriff für Teufel, Diabolos, wird vom Erzähler durchgängig verwendet. Nur als Jesus den Teufel anredet, legt der Erzähler Jesus den Namen Satan in den Mund. Damit greift der Erzähler auf die alttestamentliche Vorstellung zurück, wonach Satan, der Teufel, ein Gottessohn ist, der die juristische Funktion des Versuchers, des Prüfers und Anklägers hat. 3. Im biblischen Sprachgebrauch werden auch Menschen gelegentlich mit der Bezeichnung Satan genannt. Etwa David in I. Samuel 29,4, die Söhne der Zeruja in II. Samuel 19,23, Gegner Salomos in I. Könige 5,18 oder auch Petrus bei Matthäus 16,23 und der Parallelstelle Markus 8,35. Hier ist ganz deutlich die Funktion des Widersachers gemeint, das ist derjenige, der in einem Sachstreit die Gegenposition vertritt, wobei damit keine ethischmoralische Diskriminierung verbunden ist. Für die biblische Religiosität ist zunächst die monolatristische Idee von der Einzigartigkeit des eigenen Gottes ausschlaggebend. Neben diesem Gott kann es keinen gleichartigen Gott 232

geben. Der Satan ist der vom Gott selbst bestimmte Gegenspieler des Menschen. 4. Anders als die altpersische Religion Zarathustras kennt die biblische Religiosität zunächst keinen allmächtigen Dualismus, der die Welt und ihr Schicksal als das Ergebnis eines ewigen Kampfes zwischen den Kräften des Lichtes und der Finsternis ansieht. In der biblischen Religiosität ist dieser in der Diesseitigkeit lokalisiert. Er erscheint biblisch als Bestandteil einer dialektischen Gesetzmäßigkeit. Der Mensch hat als Lebewesen immer einen Widersacher, der eine andere Meinung und andere Interessen als er selber hat und vertritt, das ist - im Bilde seines Herrn und Königs - sein Gott. Indem von David und Jesus erzählt wird, daß sie Widersacher haben, wird ihre Bedeutung relativiert. Der Widersacher ist notwendiger Bestandteil prophetisch-priesterlicher Polemik gegen jedes Streben nach Autarkie. Volk und König sind nicht allmächtig, sondern haben einen Widersacher in dem Gott, der den Gehorsam gegenüber seinem Recht durch Engel prüfen läßt und vollstrecken läßt (siehe etwa II. Samuel 24,10 bis 17; I. Chronik 21,15; Maleachi 3,1). Die Engel können Gabriel, Michael und auch Satan heißen. 5. Der Mythos vom Engelsturz aus dem Himmel und der Entstehung eines Gegensatzes zwischen Satan oder Uriel und Gott Jahwe ist außerbiblischer Herkunft und erst in der christlichen Mythenbildung bedeutsam geworden, die wesentlich vom dualistischen Erbe des Hellenismus beeinflußt ist. Dazu gehören die Texte aus dem II. Korintherbrief, dem eng mit der gnostischen Weltdeutung verwandten Johannesevangelium, dem I. Johannesbrief und dem Epheserbrief aus dem Ende des 1. Jahrhunderts u. Z. In der späteren kirchlichen Mythologie wird der Teufel entweder als ursprünglicher Engelfürst, d. i. der oberste der Engel und Cherubime, oder auch als älterer oder jüngerer Bruder Christi dargestellt. In der ersten Deutung empört sich Satan gegen Gott, weil er ein Gott werden will, in der zweiten mythenpoetischen Deutung nach Augustin ist er auf die offensichtliche Bevorzugung Christi eifersüchtig und wird deshalb von Gott für ewig in die Feuerpfuhle der Hölle verbannt. 12.2 Asasel Asasel war ein Gott, der in der Wüste wohnte. Jahwe befahl während Israels Wüstenwanderung dem Aaron, dem Bruder des Mose, in jedem Jahre einmal den Versöhnungstag zu feiern. An diesem Tag sollte Aaron Jahwe einen Stier opfern und einen Bock, der durch das Los aus zweien gewonnen wurde. Der andere Ziegenbock war für Asasel in der Wüste bestimmt. Und das ganze Volk sollte sich entsündigen und heiligen, indem es für Jahwe einen Stier und einen Ziegenbock als Brandopfer darbrachte, während 233

geben. Der Satan ist der vom <strong>Gott</strong> selbst bestimmte Gegenspieler des<br />

Menschen.<br />

4. Anders als <strong>die</strong> altpersische Religion Zarathustras kennt <strong>die</strong> biblische<br />

Religiosität zunächst keinen allmächtigen Dualismus, der <strong>die</strong> Welt <strong>und</strong> ihr<br />

Schicksal als das Ergebnis eines ewigen Kampfes zwischen den Kräften des<br />

Lichtes <strong>und</strong> der Finsternis ansieht. In der biblischen Religiosität ist <strong>die</strong>ser in<br />

der Diesseitigkeit lokalisiert. Er erscheint biblisch als Bestandteil einer<br />

dialektischen Gesetzmäßigkeit.<br />

Der Mensch hat als Lebewesen immer einen Widersacher, der eine andere<br />

Meinung <strong>und</strong> andere Interessen als er selber hat <strong>und</strong> vertritt, das ist - im Bilde<br />

seines Herrn <strong>und</strong> Königs - sein <strong>Gott</strong>. Indem von David <strong>und</strong> Jesus erzählt wird,<br />

daß sie Widersacher haben, wird ihre Bedeutung relativiert. Der Widersacher<br />

ist notwendiger Bestandteil prophetisch-priesterlicher Polemik gegen jedes<br />

Streben nach Autarkie. Volk <strong>und</strong> König sind nicht allmächtig, sondern haben<br />

einen Widersacher in dem <strong>Gott</strong>, der den Gehorsam gegenüber seinem Recht<br />

durch Engel prüfen läßt <strong>und</strong> vollstrecken läßt (siehe etwa II. Samuel 24,10 bis<br />

17; I. Chronik 21,15; Maleachi 3,1). Die Engel können Gabriel, Michael <strong>und</strong><br />

auch Satan heißen.<br />

5. Der Mythos vom Engelsturz aus dem Himmel <strong>und</strong> der Entstehung eines<br />

Gegensatzes zwischen Satan oder Uriel <strong>und</strong> <strong>Gott</strong> Jahwe ist außerbiblischer<br />

Herkunft <strong>und</strong> erst in der christlichen Mythenbildung bedeutsam geworden, <strong>die</strong><br />

wesentlich vom dualistischen Erbe des Hellenismus beeinflußt ist. Dazu<br />

gehören <strong>die</strong> Texte aus dem II. Korintherbrief, dem eng mit der gnostischen<br />

Weltdeutung verwandten Johannesevangelium, dem I. Johannesbrief <strong>und</strong> dem<br />

Epheserbrief aus dem Ende des 1. Jahrh<strong>und</strong>erts u. Z. In der späteren<br />

kirchlichen <strong>Mythologie</strong> wird der Teufel entweder als ursprünglicher Engelfürst,<br />

d. i. der oberste der Engel <strong>und</strong> Cherubime, oder auch als älterer oder jüngerer<br />

Bruder Christi dargestellt. In der ersten Deutung empört sich Satan gegen<br />

<strong>Gott</strong>, weil er ein <strong>Gott</strong> werden will, in der zweiten mythenpoetischen Deutung<br />

nach Augustin ist er auf <strong>die</strong> offensichtliche Bevorzugung Christi eifersüchtig<br />

<strong>und</strong> wird deshalb von <strong>Gott</strong> für ewig in <strong>die</strong> Feuerpfuhle der Hölle verbannt.<br />

12.2 Asasel<br />

Asasel war ein <strong>Gott</strong>, der in der Wüste wohnte. Jahwe befahl<br />

während Israels Wüstenwanderung dem Aaron, dem Bruder des<br />

Mose, in jedem Jahre einmal den Versöhnungstag zu feiern. An<br />

<strong>die</strong>sem Tag sollte Aaron Jahwe einen Stier opfern <strong>und</strong> einen Bock,<br />

der durch das Los aus zweien gewonnen wurde. Der andere<br />

Ziegenbock war für Asasel in der Wüste bestimmt. Und das ganze<br />

Volk sollte sich entsündigen <strong>und</strong> heiligen, indem es für Jahwe einen<br />

Stier <strong>und</strong> einen Ziegenbock als Brandopfer darbrachte, während<br />

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