Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
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Höchsten geben wird, <strong>die</strong> durch einen Menschensohn, der mit den<br />
Wolken des Himmels kommt, vertreten werden.<br />
Im dritten Regierungsjahre erkannte Daniel in dem Kampf eines<br />
Widders aus Persien mit einem Ziegenbock aus dem Westen, aus<br />
dessen einem Horn vier wurden <strong>und</strong> von denen eines dann gewaltig<br />
bis an den Himmel wuchs, daß <strong>die</strong> Endzeit auch das Ende eines<br />
gewaltigen <strong>und</strong> verderbenbringenden Reiches im Westen bringen<br />
wird.<br />
Im dritten Regierungsjahre des Cyrus sah Daniel schließlich, wie in<br />
einer großen Engelschlacht das Schicksal der Völker entschieden<br />
werden wird <strong>und</strong> wie denselben Kampf auf Erden <strong>die</strong> Könige<br />
ausfechten werden. Aber den Zeitpunkt, wann der Engelfürst<br />
Michael <strong>die</strong> Söhne Israels erretten wird, deren Namen eingetragen<br />
sind im Buch des Lebens, verriet ihm der Engel nicht, denn <strong>die</strong><br />
Worte bleiben geheim <strong>und</strong> versiegelt bis zur Endzeit, <strong>und</strong> nur <strong>die</strong><br />
Weisen werden sie verstehen.<br />
Daniel 1-12.<br />
1. Das Buch Daniel ist etwa um das Jahr 164 v. u. Z. entstanden. Es ist<br />
sicher ursprünglich aramäisch verfaßt gewesen, wie jetzt noch Kapitel 2,4b-<br />
7,28. Anfang <strong>und</strong> Ende des Buches sind sicher ins biblische Hebräisch<br />
übertragen worden, um dem Buche <strong>die</strong> Aufnahme in <strong>die</strong> heiligen Schriften des<br />
Alten Testaments zu ermöglichen. Die Entstehung inmitten des 2.<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts v. u. Z. erklärt auch, daß der Dichter in der Geschichte so<br />
unbewandert ist, daß er <strong>die</strong> babylonischen <strong>und</strong> persischen Könige nicht richtig<br />
einordnet. Einen König Belsazar hat es z. B. nachweislich nicht gegeben.<br />
2. Die historischen Bezugnahmen haben zudem auch nur <strong>die</strong> Aufgabe, den<br />
Dichter zu autorisieren. Es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, daß es in Babylon<br />
zur Zeit des Exils einen jüdischen Beamten mit solchem Einfluß gegeben hat.<br />
Vermutlich ist <strong>die</strong> auch Ezechiel bekannte Person Daniel eine volkstümliche<br />
Figur gewesen, <strong>die</strong> wie Hiob <strong>und</strong> Noah, mit denen zusammen Ezechiel Daniel<br />
nennt, geeignet war, solche Erzählungen an sich zu ziehen. Anzunehmen ist,<br />
daß Daniel wie Hiob eine Gestalt war, der man Klugheit, Tapferkeit <strong>und</strong><br />
Frömmigkeit als Tugenden zuschrieb - sein Name bedeutet etwa „<strong>Gott</strong> ist<br />
Richter" - <strong>und</strong> <strong>die</strong> nicht ursprünglich in der erzählerischen Tradition Israels <strong>und</strong><br />
Judas vor dem Exil beheimatet gewesen ist, sondern vielleicht zu einem der<br />
Aramäerstämme gehört, <strong>die</strong> mit den Deportierten im babylonischen<br />
Völkerschmelztiegel zusammengestoßen waren. (Siehe auch 11,1,2).<br />
3. Die gute Kenntnis der Verhältnisse in Palästina zur Zeit des syrischen<br />
Königs Antiochus IV. Epiphanes legt es nahe, den Dichter als Zeitgenossen<br />
<strong>die</strong>ses Königs anzusehen. Er ist in den Nachtgesichten Daniels das eine Horn,<br />
das größer wird als <strong>die</strong> anderen drei, mit denen es gemeinsam an <strong>die</strong> Stelle<br />
des Horns trat, das der Ziegenbock aus dem Westen trug. (Mit dem<br />
Ziegenbock ist Alexander der Große gemeint, der den persischen Widder<br />
schlägt.) Antiochus IV. Epiphanes hat nämlich den Versuch unternommen,<br />
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