Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie
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Unglück sei. Hiob aber wußte sich seiner Unschuld <strong>und</strong><br />
Sündlosigkeit sicher <strong>und</strong> meinte, nur Jahwe könne ihm solch<br />
Unrecht widerfahren lassen. Er haderte <strong>und</strong> rechtete mit Jahwe.<br />
Darüber erschraken <strong>die</strong> Fre<strong>und</strong>e, Hiob aber war sicher, daß Jahwe<br />
ihn peinigte <strong>und</strong> ihn einmal auch von seinen Plagen befreien werde.<br />
Und Jahwe verließ ihn nicht, sondern als <strong>die</strong> Weisheit der Fre<strong>und</strong>e<br />
erschöpft war, redete er selber aus einem Wettersturm mit Hiob. Er<br />
stellte ihm dar, wie voller W<strong>und</strong>er <strong>die</strong> Weite der Erde von Jahwe<br />
eingerichtet ist <strong>und</strong> gelenkt wird <strong>und</strong> daß Hiob nicht in der Lage sei,<br />
alles zu durchschauen <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> Ungeheuer auf der Welt zu<br />
lenken. Da antwortete Hiob Jahwe <strong>und</strong> bereute seine<br />
unverständigen Reden; nur vom Hörensagen habe er ja bislang<br />
Jahwe gekannt, nun aber habe er ihn mit eigenen Augen gesehen.<br />
Der <strong>Gott</strong> aber schalt <strong>die</strong> Fre<strong>und</strong>e Hiobs, weil sie nicht recht von ihm<br />
geredet hatten, <strong>und</strong> befahl ihnen, sich durch Brandopfer <strong>und</strong> durch<br />
<strong>die</strong> Fürsprache Hiobs vor Jahwe von ihrer Schuld zu befreien. Und<br />
Jahwe wendete das Geschick Hiobs, als <strong>die</strong>ser für seine Fre<strong>und</strong>e<br />
eintrat, <strong>und</strong> gab ihm seine Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> das Zweifache seines<br />
Besitzes wie auch Kinder, Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Bekannte zurück. Hiob starb<br />
alt <strong>und</strong> lebenssatt, nachdem er noch vier Generationen seiner<br />
Nachkommen erlebt hatte.<br />
Hiob 1-32,1; 38-42.<br />
1. Das Buch Hiob ist vermutlich im 4. Jahrh<strong>und</strong>ert v. u. Z. entstanden.<br />
Sprachlich legen <strong>die</strong> vielen Aramaismen im Text <strong>die</strong> Vermutung nahe, daß der<br />
Dichter im Bannkreis der persischen Amtssprache, eben des Aramäischen,<br />
gelebt hat. Es ist sicher, daß Hiob 9,24 auf Alexander von Mazedonien<br />
anspielt <strong>und</strong> 12,17 bis 13,2 <strong>die</strong> Vorgänge beschreibt, <strong>die</strong> der Eroberung des<br />
persischen Reiches durch Alexander folgten.<br />
2. Das Buch Hiob ist eine Dichtung, ein Epos. Die Angabe Ezechiel 14,14<br />
<strong>und</strong> 14,20, wo Hiob neben Noah <strong>und</strong> Daniel als Vorbild eines Gerechten<br />
genannt wird, rückt seine Person wie <strong>die</strong> Noahs <strong>und</strong> Daniels in <strong>die</strong> Reihe<br />
mythischer Helden <strong>und</strong> ist ein sicherer Hinweis darauf, daß Hiob keine<br />
historische Gestalt gewesen ist. Die nicht metrisch geb<strong>und</strong>enen Teile des<br />
Buches, 1,1-2,13 <strong>und</strong> 42,7-17 - <strong>die</strong> eigentliche Rahmenhandlung um <strong>die</strong><br />
großen Redenkapitel -, sind vermutlich <strong>die</strong> schon Ezechiel bekannte<br />
Hiobnovelle gewesen. Diese ist also vermutlich älter als das Buch Ezechiel.<br />
Die große Leistung des Dichters des Hiobbuches besteht darin, daß er aus<br />
<strong>die</strong>ser „kleinen Vorlage" das große Epos vom Verhältnis zwischen <strong>Gott</strong> <strong>und</strong><br />
Mensch gemacht hat.<br />
In der Septuaginta ist am Schluß des Buches eine Notiz angefügt, wonach<br />
Hiob niemand anderes sei als der König Jobab von Edom. Die Angabe ist<br />
auch sonst tra<strong>die</strong>rt, aber unwahrscheinlich, auch wenn sonst schon biblische<br />
Autoren auf nichtisraelitische Erzählstoffe zurückgegriffen haben. Denkbar ist<br />
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