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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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<strong>Gott</strong> Elohim ist sehr erhaben, sehr gütig <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong><br />

verkehrt mit den Menschen direkt. Zwischen ihm <strong>und</strong> den Menschen<br />

stehen auch noch <strong>die</strong> Engel. Die Texte <strong>die</strong>ses<br />

Überlieferungszweiges bezeugen in der Art ihrer Darstellung, daß<br />

sie aus der Tradition der alten kanaanäischen Lokalkulte stammen,<br />

<strong>die</strong> in den Stammesgebieten der Nordstämme ungestörter<br />

weiterleben als im Süden, in der Nähe Jerusalems. Elohim ist allem<br />

Kriegerischen abhold. Er liebt <strong>die</strong> Ordnung <strong>und</strong> Harmonie der<br />

Ackerbauergesellschaft, <strong>die</strong> noch eng mit dem Matriarchat<br />

verb<strong>und</strong>en ist. Ihm entgegengesetzt ist der Jahwekult von<br />

Jerusalem, der das Priestertum institutionalisiert. Für <strong>die</strong><br />

Elohistenüberlieferung gilt, daß ganz Israel ein Volk von Priestern<br />

sein soll. Das zentrale Königtum in Jerusalem <strong>und</strong> <strong>die</strong> besondere<br />

Priesterkaste des dortigen Tempels werden abgelehnt. Die Gruppe,<br />

<strong>die</strong> hinter <strong>die</strong>sen Texten steht, <strong>die</strong> Reste der alten kanaanäischen<br />

Bevölkerung, ins Besondere <strong>die</strong> Priesterkaste, hat ihre soziale Basis<br />

ja mit der Besetzung des Landes durch <strong>die</strong> israelitischen<br />

Nomadenstämme zunächst nicht verloren. Dafür spricht auch <strong>die</strong><br />

Bedeutung, <strong>die</strong> in der Elohistenquelle noch den Frauen zukommt.<br />

Die Frau gibt den Kindern <strong>die</strong> Namen. Sie übt <strong>die</strong> Hoheitsrechte<br />

aus. Beheimatet waren <strong>die</strong>se Traditionen vor allem im Norden <strong>und</strong><br />

Westen des Landes. Hier wurden sie besonders gepflegt. Hier<br />

blieben sie dank den einflußreichen phönizischen Küstenstädten<br />

wie Tyrus <strong>und</strong> Sidon lebendig. Beider Loslösung des Nordreiches<br />

vom Südreich 932 spielt <strong>die</strong>se Gruppe eine Rolle, ebenso auch bei<br />

der Trennung der Samaritaner von den Judäern nach dem Exil. Im<br />

einzelnen ist das Alter <strong>die</strong>ser Texte <strong>und</strong> der dahinterstehenden<br />

Überlieferungen schwer zu bestimmen. Ihre herkömmliche<br />

Ansetzung in <strong>die</strong> Mitte des 10. Jahrh<strong>und</strong>erts v. u. Z. trifft zu, weil<br />

damit ein ungefähres Datum der engeren Fühlungnahme zwischen<br />

den eingewanderten Israeliten <strong>und</strong> der kanaanäischen Bevölkerung<br />

angegeben wird. Im übrigen sind sie sicher so alt wie <strong>die</strong> Mythen<br />

Ugarits. Ugarit war ein Stadtkönigtum mit bedeutendem Hafen in<br />

Kleinasien. Es lag gegenüber der nordöstlichen Spitze Zyperns auf<br />

dem Festland. Etwa vor fünfzig Jahren begann <strong>die</strong> Erschließung der<br />

Sprache <strong>und</strong> Literatur Ugarits, in der uns eine geschlossene<br />

<strong>Mythologie</strong> Kanaans um 1100 v. u. Z. überliefert ist. Der heutige<br />

Name Ugarits ist Ras es-Samra.<br />

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