Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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entsprach, damit nicht eine Strafe über das persische Königreich käme. Und Esra sowie der vom Perserkönig ernannte jüdische Statthalter Nehemia regelten alles getreulich und erbauten die Stadt und den Tempel, wie Jahwe es eins t den Vätern geboten hatte, und verpflichteten auch die Einwohner von neuem auf das Gesetz Jahwes. Die Rückkehrer beschlossen, daß von jedem Stamm aus dem Hause Israel der zehnte Teil in der Stadt, die anderen neun Zehntel aber auf dem Lande wohnen sollten. Sie losten nach altem Brauch aus, wer fortan in Jerusalem leben sollte. Die Stadt wurde erst wieder vergrößert, als Herodes der Große unter römischer Oberherrschaft König in Jerusalem war. Herodes ließ den Tempel erneuern, die Stadt mit prächtigen Gebäuden ausstatten und die dritte Stadtmauer errichten. In dieser prächtigen Stadt wirkte Jesus. Sie fiel in Staub und Asche, als die Römer die aufsässigen Juden zum Gehorsam zwingen wollten. Damit war auch von der Stadt Davids nur noch ein Trümmerhaufen vorhanden; die Prophezeiung Jesajas, daß in der letzten Zeit der Berg, wo des Herrn Haus steht, fest stehen wird - höher als alle Berge - und Pilgerstätte aller Völker sein wird, war nicht eingetroffen. Auf den Trümmern war Klagen und Jammern zu hören, aber nicht das versprochene „Jauchzen der Erlösten Jahwes, die wiederkommen werden". Und Jahwe hatte doch geschworen, die Stadt zu beschirmen um Davids willen und um seinetwillen. Denn er hatte Jerusalem geliebt, wie ein Jüngling seine Braut liebt, sie umworben und reich beschenkt, mit Kleinodien und einer Schönheit, deren Ruhm unter den Völkern verbreitet war, und er hatte mit Trauer gesehen, wie seine Braut die Liebe nicht erwiderte, sondern sich mit anderen Göttern einließ. Dennoch liebte er die Jungfrau Jerusalem so sehr, daß er ihr auch diese Fehltritte verzeihen wollte in Erinnerung an seinen Treueschwur. Und Jahwe schwur, daß er die Hirten, die seine Herde, sein Volk, seine Stadt nun weideten, schlagen wollte, um selber für seine Herde zu sorgen, der dann ein neuer König David als Hirte dienen sollte; denn immer sollte ein kleiner Rest seines Volkes übrigbleiben bis auf den Tag, wo ein neuer Himmel und eine neue Erde sein sollten und die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herabfahren würde, die geschmückte Braut ihres Mannes Jahwe. l. Mose 14,18-20; Josua 10,1; Richter 1,7; II. Samuel 5,6-9; 6; I. Könige 6-7; II. Könige 14,12-14; I. Könige 14,25-26; II. Könige 18; 24,10-17; 25; Buch Esra; Buch Nehemia; Jesaja 2,2-4; 35,10; 212

37,35; Ezechiel 16; 34; Micha 4,1-3; Offenbarung 21,2-10. 1. Jerusalem (d. i. „Stadt des Friedens") ist heute noch der heilige Ort für Juden, Christen und auch für Muslime, die den Ort el Quds, „die Heilige", nennen; gemeint ist dabei die ganze Stadt. Diese Bedeutung ist Jerusalem durch seine Geschichte zugewachsen. Die Stadt Davids und die Residenz der Könige von Juda wird stärker noch als das Staatsvolk Juda zum Symbol und zur Chiffre für das Gottesvolk Jahwes, Elohims und Allahs, nachdem Jahwe den Tempel Salomos als seine Wohnstatt angenommen hat. Der persische Titel für Gott als „Herrn des Himmels" tritt seit II. Chronik 36,23 und Esra 1,2 u. ö. im biblischen Sprachgebrauch auf. In dieser Übernahme wird eine der Assimilationsformen des antiken Judentums sichtbar. Diese Praxis teilte es mit den orientalischen Völkern, die öfter den höchsten Gott des Siegers mit ihrem eigenen höchsten Gott identifizierten. 2. Die historischen Angaben der Bibel dürften hier im allgemeinen zutreffend sein: Daß Jerusalem älter ist als die israelitische Geschichte, geht aus den Amarna-Texten hervor, die für das 14. Jahrhundert v. u. Z. einen König Abdihipa von Urusalim nennen. Es mag an der Stadt gelegen haben, daß die eindringenden Stämme der Israeliten sie erst so spät erobert haben. Sicher ist, daß der Burghügel mit seinem alten Namen Zion, den David zu einer Festung machte, zunächst außerhalb der Stadt lag und erst durch die Stadterweiterungen unter Salomo und den Herodianern in die Stadt eingeschlossen wurde. David führte die Lade zunächst auf seine Burg. Die spätere Vorliebe, den Namen Zion für Jerusalem zu verwenden, hängt mit der prophetischen Intention zusammen, zuungunsten des Tempels die alte Stammesfrömmigkeit der nomadisierenden Väter wieder zu beleben. Wenn der Prophet Sacharja (Kapitel 9) die Einwohnerschaft Jerusalems als Tochter Zions anredet, so nimmt er bewußt Bezug auf die soziologischen Verhältnisse der Frühzeit und nicht auf die kultische Institution der späten Königszeit. 3. Die Stadt selbst wurde durch den Salomonischen Tempel anziehender als durch die königliche Residenz. Spätestens seit der Kultreform des Königs Josia erstarkte sie zusehends und hat auch die verschiedenen Plünderungen und Brandschatzungen bis zu der endgültigen Zerstörung durch die Römer immer wieder überwunden. Ihre Lebenskraft beruhte auf der Einmaligkeit des Tempels, zu dessen jährlich dreimaligem Besuch der gläubige Jude verpflichtet war. Durch den Tempelbetrieb lebte die Stadt. Wie jeder antike Tempel, in Griechenland, Rom oder Babylon, birgt er, geschützt durch starke Mauern, in seinen Räumen Warenlager, Bank, Staats- und Tempelschatz. Die eschatologischen Prophezeiungen haben nicht zuletzt diese Lebenskraft der Stadt als Motiv für die Überlebenschancen des Gottesvolkes gewählt und daraus abgeleitet, daß Jahwe seiner Stadt die Treue halten und am Ende der Zeiten von Jerusalem aus das neue Weltzeitalter des Friedens und der Gerechtigkeit eröffnen werde. Es versteht sich von selbst, daß diese priesterliche Lehre von den Einwohnern Jerusalems lebhaft begrüßt und unterstützt wurde, weil sie ihre Existenz in allen politischen Wirren ideologisch sicherte. 213

entsprach, damit nicht eine Strafe über das persische Königreich<br />

käme. Und Esra sowie der vom Perserkönig ernannte jüdische<br />

Statthalter Nehemia regelten alles getreulich <strong>und</strong> erbauten <strong>die</strong> Stadt<br />

<strong>und</strong> den Tempel, wie Jahwe es eins t den Vätern geboten hatte,<br />

<strong>und</strong> verpflichteten auch <strong>die</strong> Einwohner von neuem auf das Gesetz<br />

Jahwes. Die Rückkehrer beschlossen, daß von jedem Stamm aus<br />

dem Hause Israel der zehnte Teil in der Stadt, <strong>die</strong> anderen neun<br />

Zehntel aber auf dem Lande wohnen sollten. Sie losten nach altem<br />

Brauch aus, wer fortan in Jerusalem leben sollte.<br />

Die Stadt wurde erst wieder vergrößert, als Herodes der Große<br />

unter römischer Oberherrschaft König in Jerusalem war. Herodes<br />

ließ den Tempel erneuern, <strong>die</strong> Stadt mit prächtigen Gebäuden<br />

ausstatten <strong>und</strong> <strong>die</strong> dritte Stadtmauer errichten. In <strong>die</strong>ser prächtigen<br />

Stadt wirkte Jesus. Sie fiel in Staub <strong>und</strong> Asche, als <strong>die</strong> Römer <strong>die</strong><br />

aufsässigen Juden zum Gehorsam zwingen wollten.<br />

Damit war auch von der Stadt Davids nur noch ein<br />

Trümmerhaufen vorhanden; <strong>die</strong> Prophezeiung Jesajas, daß in der<br />

letzten Zeit der Berg, wo des Herrn Haus steht, fest stehen wird -<br />

höher als alle Berge - <strong>und</strong> Pilgerstätte aller Völker sein wird, war<br />

nicht eingetroffen. Auf den Trümmern war Klagen <strong>und</strong> Jammern zu<br />

hören, aber nicht das versprochene „Jauchzen der Erlösten Jahwes,<br />

<strong>die</strong> wiederkommen werden".<br />

Und Jahwe hatte doch geschworen, <strong>die</strong> Stadt zu beschirmen um<br />

Davids willen <strong>und</strong> um seinetwillen. Denn er hatte Jerusalem geliebt,<br />

wie ein Jüngling seine Braut liebt, sie umworben <strong>und</strong> reich<br />

beschenkt, mit Kleino<strong>die</strong>n <strong>und</strong> einer Schönheit, deren Ruhm unter<br />

den Völkern verbreitet war, <strong>und</strong> er hatte mit Trauer gesehen, wie<br />

seine Braut <strong>die</strong> Liebe nicht erwiderte, sondern sich mit anderen<br />

<strong>Götter</strong>n einließ. Dennoch liebte er <strong>die</strong> Jungfrau Jerusalem so sehr,<br />

daß er ihr auch <strong>die</strong>se Fehltritte verzeihen wollte in Erinnerung an<br />

seinen Treueschwur. Und Jahwe schwur, daß er <strong>die</strong> Hirten, <strong>die</strong><br />

seine Herde, sein Volk, seine Stadt nun weideten, schlagen wollte,<br />

um selber für seine Herde zu sorgen, der dann ein neuer König<br />

David als Hirte <strong>die</strong>nen sollte; denn immer sollte ein kleiner Rest<br />

seines Volkes übrigbleiben bis auf den Tag, wo ein neuer Himmel<br />

<strong>und</strong> eine neue Erde sein sollten <strong>und</strong> <strong>die</strong> heilige Stadt, das neue<br />

Jerusalem, aus dem Himmel herabfahren würde, <strong>die</strong> geschmückte<br />

Braut ihres Mannes Jahwe.<br />

l. Mose 14,18-20; Josua 10,1; Richter 1,7; II. Samuel 5,6-9; 6;<br />

I. Könige 6-7; II. Könige 14,12-14; I. Könige 14,25-26; II. Könige 18;<br />

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