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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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Der Provinzname Judaea wird ausgelöscht. Das Land heißt nun<br />

Palaestina; auch <strong>die</strong> Namen sollen keine Anhaltspunkte mehr für<br />

<strong>die</strong> einstmalige Geschichte geben. Die Wirklichkeit versinkt<br />

endgültig ins Reich der Legende, der Sage, des Mythos. Diese aber<br />

überdauern <strong>die</strong> Zeiten.<br />

In <strong>die</strong>sem Jahrtausend ist das gesamte Schrifttum der Bibel<br />

entstanden. Die ältesten erhaltenen schriftlichen Belege für <strong>die</strong><br />

alttestamentlichen Texte stammen aus der Zeit um <strong>die</strong> Zeitwende,<br />

<strong>die</strong> ältesten neutestamentlichen Papyri stammen aus dem Anfang<br />

des 2. Jahrh<strong>und</strong>erts u. Z., wobei <strong>die</strong> Texte selber älter sind als ihre<br />

Aufzeichnungen.<br />

Es ist sicher, daß in manchen <strong>die</strong>ser alttestamentlichen Texte<br />

Überlieferungen lebendig geblieben sind, <strong>die</strong> auf historische<br />

Verhältnisse des 10. Jahrh<strong>und</strong>erts v. u. Z. zurückgehen. Man kann<br />

sie unter dem Begriff „Laienquelle" zusammenfassen. Sie spiegeln<br />

das Leben einer ungebrochenen Nomadengesellschaft wider, <strong>die</strong>,<br />

patriarchalisch organisiert, mit den kanaanäischen Rechtsformen<br />

des Matriarchats konfrontiert wird. Das Matriarchat ist<br />

gekennzeichnet durch das Mutterrecht. Die Stammesmutter, <strong>die</strong><br />

regierende Königin, ist <strong>die</strong> heilige <strong>Gott</strong>heit. Der Mann spielt eine nur<br />

untergeordnete Rolle. Die Frau hat das Recht <strong>und</strong> <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />

mehrere Männer zu haben. Die Väter haben auf das Schicksal ihrer<br />

Kinder keinen Einfluß.<br />

Im Patriarchat tritt ein Mann an <strong>die</strong> Stelle der Frau. Der heilige<br />

König wird zum <strong>Gott</strong> <strong>und</strong> übernimmt <strong>die</strong> Aufgaben der Muttergöttin.<br />

Er trägt Frauenkleider. Er führt das Privateigentum ein, indem er <strong>die</strong><br />

blutsmäßige Thronfolge einsetzt, <strong>und</strong> darum erscheinen mit dem<br />

Patriarchat, als Urform der Entfremdung, Klassentrennung,<br />

Privateigentum, Ausbeutung <strong>und</strong> Staat. Die Begegnung mit <strong>die</strong>ser<br />

Kulturform hat den stärksten Einfluß auf <strong>die</strong> Überlieferungen der<br />

Laienquelle gehabt. Zu ihnen gehören <strong>die</strong> ältesten biblischen<br />

Mythen. Ihre Ursprünglichkeit ist dadurch erhalten geblieben, daß<br />

sie in den südlichsten Siedlungsgebieten Palästinas tra<strong>die</strong>rt wurden,<br />

in denen sich <strong>die</strong> nomadische Existenz bis in das 5. Jahrh<strong>und</strong>ert v.<br />

u. Z. erhalten hat. Bei der Kodifizierung der fünf Bücher Mose hat<br />

man sie mit anderen Quellen vereinigt.<br />

Die nächstältere der Traditionsquellen der fünf Bücher Mose wird<br />

unter dem Begriff „Elohistenquelle" zusammengefaßt. In <strong>die</strong>sen<br />

Texten wird der <strong>Gott</strong>esname stets mit Elohim wiedergegeben.<br />

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