Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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30.12.2012 Aufrufe

entweihen. Darum sprach Jahwe zu Jehu: Weil du mein Wohlgefallen durch deine Taten erworben hast, so soll dein Thron durch vier Generationen in deiner Familie bleiben. Aber von dem Gottesdienst vor den goldenen Stierbildern in Dan und Bethel, die Jerobeam, der erste König in Israel nach der Auflösung des Davidreiches, eingeführt hatte, wich Jehu nicht ab. Er starb, nachdem er achtundzwanzig Jahre regiert hatte. Zu seiner Zeit wurde Israel schon kleiner und schwächer, denn der König von Syrien hatte große Landesteile erobert. II. Könige 9; 10. 1. Die Geschichte des Königs Jehu zeigt deutlich, wie ein Feldhauptmann das Königtum an sich reißt. Er stürzt mit Hilfe einer ihm treu ergebenen Schar verwegener Soldaten den König, indem er ihn und alle Anhänger ermorden läßt. Der Erzähler rühmt ausdrücklich in einem Gottesspruch Jahwes das eifrige Eintreten Jehus für Jahwe durch die Ermordung aller Baalsdiener. Die Begleitumstände des Thronwechsels wirken historisch überzeugend. Jehu ist vermutlich so zur Regierung gekommen. 2. Mythologisch bedeutsam ist, daß der Erzähler, der in Juda ansässig gewesen sein muß, in der Mitte des 8. Jahrhunderts v. u. Z. diesen grauenvollen Eiferer Jahwes so schildern kann. Selbst wenn die angegebenen Zahlen geringer sind als die sonst üblichen in den altorientalischen Königsinschriften, sind sie sicher nicht real. Davon abgesehen, ist es aber bedeutsam, daß der Prophet Elisa offenbar in diesem Vorgehen kein anstößiges Handeln sieht, wie auch der alte Erzähler bei der sprichwörtlichen Grausamkeit des Alten Orients darin nur das abschreckende Beispiel für alle jene geben will, die eventuell auch mit dem Gedanken spielen, den Gesetzen ihres Großkönigs Jahwe untreu zu werden. 9.7 Hiskia Zur Zeit des letzten Königs von Israel wurde Hiskia König von Juda und Jerusalem, wo er neunundzwanzig Jahre regierte. Er tat nur, was Jahwe wohlgefiel. Er schaffte die fremden Höhenheiligtümer ab und reinigte Jerusalem von allen fremden Kulten. Er schlug die Philister und konnte sich auch zunächst durch eine Tributzahlung von der Oberhoheit der Assyrer befreien, die eben zu der Zeit das Nordreich Israel eroberten und seine Bevölkerung teilweise nach Assur deportierten. Hiskia versuchte bald, seine volle Unabhängigkeit wiederzuerlangen. Das gelang ihm auch: Als die Assyrer versuchten, durch eine Belagerung Jerusalems das abtrünnige Juda wieder unter ihre Botmäßigkeit zu 208

ingen, mußten sie vorzeitig abziehen, weil Jahwes Engel im Lager in einer Nacht Tausende erschlug. Der assyrische Feldherr hatte vorher versucht, durch Unterhandlungen von der Mauer die Unterwerfung zu erreichen, und gewarnt, sich auf Ägypten oder gar auf Jahwes Hilfe zu verlassen. Hiskia aber hörte auf den Ratschlag des Propheten Jesaja (vgl. 8,4) und reagierte auch auf einen Brief des Assyrerkönigs Sanherib nicht, denn Jesaja hatte ihm in einem Spruch Jahwes geweissagt, daß Sanherib wegen seiner Gotteslästerung gestraft werden würde: So will ich dir meinen Ring in die Nase legen und meinen Zaum in deine Lippen und will dich desselben Weges zurückführen, auf dem du gekommen bist. Und ich, Jahwe, will diese Stadt beschirmen, daß ich sie errette. Zu jener Zeit erkrankte Hiskia schwer. Da kam Jesaja zu ihm und kündigte ihm den Tod an. Als der König darüber sehr klagte, erbarmte sich Jahwe seiner und schenkte ihm noch fünfzehn Jahre hinzu. Danach erhielt Hiskia eine Botschaft des Königs von Babel, dem sich Hiskia sehr gewogen erwies; er zeigte den Boten alle Schätze seines Reiches. Jesaja aber richtete deshalb die Botschaft Jahwes an Hiskia: Es wird die Zeit kommen, wo alles, was sich in deinem Palast befindet, nach Babel gebracht werden wird. Und von deinen Nachkommen wird man welche zu Kämmerern im Palaste des Königs von Babel machen. Was sonst noch von Hiskia zu erzählen ist, auch daß er die Wasserversorgung in Jerusalem durch den Bau einer Wasserleitung sicherte, das steht alles im Buche der Geschichte der Könige von Juda aufgezeichnet. II. Könige 18-20. Zu diesen Texten gibt es eine fast wörtliche Parallele in Jesaja 36,1-22; 37; 38,1-8; 21-22; 39. 1. Die Skizze der Königsherrschaft Hiskias von Juda und Jerusalem ist historisch abgesichert durch die assyrischen Königsinschriften, in denen es von Sanherib heißt: „Von dem Judäer Hiskia eroberte ich nach Belagerung 46 Festungen (d. h. größere Städte) und zahllose kleinere Städte (d. h. Dörfer). Als Beute nahm ich weg 200.150 Menschen, junge und alte, Männer und Frauen. Ihn selbst sperrte ich wie einen Vogel im Käfig in seiner Hauptstadt Jerusalem ein." Es ist fernerhin ziemlich sicher, daß die Gesandten des babylonischen Königs Merodachbaladan, das ist der babylonische König Mardukapalidinna, sich um Hiskia von Juda bemühten, weil Mardukapalidinna mehrmals versuchte, den assyrischen König zu stürzen und dessen Thron zu annektieren. Der Versuch gelang erst hundert Jahre später (604 v. u. Z.) dem König Nebukadnezar, der dann auch 586 v. u. Z. Jerusalem eroberte und die 209

ingen, mußten sie vorzeitig abziehen, weil Jahwes Engel im Lager<br />

in einer Nacht Tausende erschlug. Der assyrische Feldherr hatte<br />

vorher versucht, durch Unterhandlungen von der Mauer <strong>die</strong><br />

Unterwerfung zu erreichen, <strong>und</strong> gewarnt, sich auf Ägypten oder gar<br />

auf Jahwes Hilfe zu verlassen. Hiskia aber hörte auf den Ratschlag<br />

des Propheten Jesaja (vgl. 8,4) <strong>und</strong> reagierte auch auf einen Brief<br />

des Assyrerkönigs Sanherib nicht, denn Jesaja hatte ihm in einem<br />

Spruch Jahwes geweissagt, daß Sanherib wegen seiner<br />

<strong>Gott</strong>eslästerung gestraft werden würde: So will ich dir meinen Ring<br />

in <strong>die</strong> Nase legen <strong>und</strong> meinen Zaum in deine Lippen <strong>und</strong> will dich<br />

desselben Weges zurückführen, auf dem du gekommen bist. Und<br />

ich, Jahwe, will <strong>die</strong>se Stadt beschirmen, daß ich sie errette.<br />

Zu jener Zeit erkrankte Hiskia schwer. Da kam Jesaja zu ihm <strong>und</strong><br />

kündigte ihm den Tod an. Als der König darüber sehr klagte,<br />

erbarmte sich Jahwe seiner <strong>und</strong> schenkte ihm noch fünfzehn Jahre<br />

hinzu. Danach erhielt Hiskia eine Botschaft des Königs von Babel,<br />

dem sich Hiskia sehr gewogen erwies; er zeigte den Boten alle<br />

Schätze seines Reiches. Jesaja aber richtete deshalb <strong>die</strong> Botschaft<br />

Jahwes an Hiskia: Es wird <strong>die</strong> Zeit kommen, wo alles, was sich in<br />

deinem Palast befindet, nach Babel gebracht werden wird. Und von<br />

deinen Nachkommen wird man welche zu Kämmerern im Palaste<br />

des Königs von Babel machen.<br />

Was sonst noch von Hiskia zu erzählen ist, auch daß er <strong>die</strong><br />

Wasserversorgung in Jerusalem durch den Bau einer Wasserleitung<br />

sicherte, das steht alles im Buche der Geschichte der Könige von<br />

Juda aufgezeichnet.<br />

II. Könige 18-20. Zu <strong>die</strong>sen Texten gibt es eine fast wörtliche Parallele<br />

in Jesaja 36,1-22; 37; 38,1-8; 21-22; 39.<br />

1. Die Skizze der Königsherrschaft Hiskias von Juda <strong>und</strong> Jerusalem ist<br />

historisch abgesichert durch <strong>die</strong> assyrischen Königsinschriften, in denen es<br />

von Sanherib heißt: „Von dem Judäer Hiskia eroberte ich nach Belagerung 46<br />

Festungen (d. h. größere Städte) <strong>und</strong> zahllose kleinere Städte (d. h. Dörfer).<br />

Als Beute nahm ich weg 200.150 Menschen, junge <strong>und</strong> alte, Männer <strong>und</strong><br />

Frauen. Ihn selbst sperrte ich wie einen Vogel im Käfig in seiner Hauptstadt<br />

Jerusalem ein."<br />

Es ist fernerhin ziemlich sicher, daß <strong>die</strong> Gesandten des babylonischen<br />

Königs Merodachbaladan, das ist der babylonische König Mardukapalidinna,<br />

sich um Hiskia von Juda bemühten, weil Mardukapalidinna mehrmals<br />

versuchte, den assyrischen König zu stürzen <strong>und</strong> dessen Thron zu<br />

annektieren. Der Versuch gelang erst h<strong>und</strong>ert Jahre später (604 v. u. Z.) dem<br />

König Nebukadnezar, der dann auch 586 v. u. Z. Jerusalem eroberte <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

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