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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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Darüber wurde Jahwe sehr zornig <strong>und</strong> sagte zu Salomo: Weil du<br />

mir ungehorsam geworden bist, will ich nach deinem Tode das<br />

Königtum deinem Knechte geben. Nur einen Stamm will ich deinem<br />

Sohne lassen, um meines Knechtes David <strong>und</strong> um Jerusalems<br />

willen, das ich erwählt habe.<br />

I. Könige 8,14-66; 9,1-9; 10,22-24; 11,1-13.<br />

1. Der Name Salomo (er bedeutet eigentlich als Schalomo etwa „der<br />

Friedreiche") ist vermutlich ein Krönungsname gewesen, der ihm zugelegt<br />

wurde, um zu bezeugen, daß <strong>Gott</strong> Jahwe nach den unaufhörlichen Kriegen<br />

Davids Frieden geschlossen haben wollte. Ursprünglich hieß er vielleicht<br />

wirklich Jedidjah, wie aus der Notiz II. Samuel 12,25 noch hervorgeht. Er ist<br />

sicher eine historische Gestalt gewesen, <strong>und</strong> seine Regierungszeit fällt in das<br />

zweite Drittel des 10. Jahrh<strong>und</strong>erts v. u. Z.<br />

2. Der erste Bericht über den König ist schon im 10. Jahrh<strong>und</strong>ert v. u. Z. in<br />

Jerusalem entstanden. Er enthält deshalb kaum Notizen über Begebenheiten<br />

in den Nordstämmen. Das Wichtigste ist <strong>die</strong> Beschreibung der Bauten, des<br />

Reichtums <strong>und</strong> der Weisheit Salomos. Die Tendenz ist eindeutig: Der König ist<br />

<strong>die</strong> Repräsentationsfigur, <strong>die</strong> im Auftrage Jahwes handelt, der ein Tempelherr<br />

ist. Dieser braucht aber keine Kriege, sondern ein Zeitalter des Handels <strong>und</strong><br />

des Wohlstandes. Darum werden alle jene Beamten des Vaters David<br />

umgebracht, <strong>die</strong> noch <strong>die</strong> alte Politik verfolgen.<br />

3. Salomos Politik ist <strong>die</strong> eines orientalischen Despoten. Zu den Aufgaben,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> Erhaltung von Staat <strong>und</strong> Tempel stellen, werden Fronarbeiter<br />

verpflichtet. Der Jerusalemer Erzähler berichtet, daß Salomo aus Israel<br />

Fronarbeiter verpflichtet habe. Darin wird ein Anspruch Jerusalems <strong>und</strong> Judas<br />

auf <strong>die</strong> abgefallenen Nordstämme, <strong>die</strong> sich nach dem Tode Salomos als<br />

Königtum Israel unter Jerobeam abspalteten, erhoben, den z. B. der zweite,<br />

jüngere Erzähler aus dem 7. Jahrh<strong>und</strong>ert v. u. Z. nicht mehr erhebt, wenn er<br />

ausdrücklich feststellt, daß Salomo nur aus den<br />

unterworfenen Völkern <strong>die</strong> Fronarbeiter verpflichtet hat, während <strong>die</strong><br />

Israeliten den Kriegs<strong>die</strong>nst <strong>und</strong> <strong>die</strong> Beamtenschaft versorgt hätten.<br />

4. Die Vorliebe des Berichterstatters für <strong>die</strong> Weisheit Salomos <strong>und</strong> seine<br />

großen dichterischen <strong>und</strong> rhetorischen Leistungen sind Bestandteile des<br />

Topos vom guten <strong>und</strong> gerechten König, der den großen Abstand zwischen<br />

König <strong>und</strong> Volk offenbart <strong>und</strong> <strong>die</strong> Aufgabe hat, Würde, Besonderheit <strong>und</strong><br />

Notwendigkeit des Königs zu untermauern. Der Topos findet sich in allen<br />

Königsmythologien wieder <strong>und</strong> sagt nichts über <strong>die</strong> reale Gestalt Salomos <strong>und</strong><br />

seiner Gaben aus.<br />

5. Für den alten Erzähler ist noch klar, daß Elohim <strong>und</strong> Jahwe verschiedene<br />

<strong>Götter</strong> sind. Elohim läßt für Salomo einen anderen Gegner stark werden als<br />

Jahwe. Auf der Seite Jahwes stehen Jerobeam <strong>und</strong> Hadad aus Edom, auf der<br />

Seite Elohims kämpft Reson von Damaskus. Politische Gegner sind in der<br />

Sprache des Mythos rivalisierende <strong>Götter</strong>.<br />

Der wesentlich jüngere Erzähler, der zur deuteronomischen Tradition gehört,<br />

führt den Niedergang Salomos auf dessen Abfall von Jahwe, dem <strong>Gott</strong> Israels,<br />

zurück <strong>und</strong> auf <strong>die</strong> Hinwendung zu den <strong>Götter</strong>n seiner zahllosen Frauen. Die<br />

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