30.12.2012 Aufrufe

Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Nach seinem Tode läßt Kaiser Augustus das Reich des Herodes<br />

aufteilen. Im Jahre 6 u. Z. werden Jerusalem <strong>und</strong> Juda eine<br />

prokuratorische Provinz - ein procurator, Landpfleger, verwaltet sie<br />

von Caesarea aus. Ihm unterstehen <strong>die</strong> Truppen der Provinz <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Verwaltungsbehörden. Todesurteile z. B. kann nur er fällen. Die<br />

Institutionen des Jerusalemer Kults werden nicht angetastet,<br />

sondern eher geschont, nachdem schon durch <strong>die</strong> Einführung der<br />

römischen Steuer eine erhebliche Unruhe in der Bevölkerung<br />

entstanden war.<br />

In <strong>die</strong>ser Zeit lebt Jesus aus Nazareth. Er steht in der Tradition der<br />

alten Propheten. Seine Wirksamkeit beschränkt sich zunächst auf<br />

<strong>die</strong> Gebiete zwischen den Unterprovinzen Galiläa <strong>und</strong> Juda, einem<br />

typischen Grenzgebiet mit rivalisierenden Grenznachbarn,<br />

Zollstationen <strong>und</strong> römischen Besatzungstruppen. Der letzte Besuch<br />

Jesu, den er Jerusalem abstattet, endet mit seinem Tode am<br />

Galgenkreuz. Die Jerusalemer Kultgemeinde, vertreten durch ihren<br />

geistlichen Gerichtshof, ihr Synhedrion, verurteilt ihn zum Tode <strong>und</strong><br />

läßt das Todesurteil durch den regierenden Prokurator Pontius<br />

Pilatus bestätigen <strong>und</strong> vollstrecken. Die Ursache für <strong>die</strong>sen Schritt<br />

ist vermutlich <strong>die</strong> Furcht gewesen, daß Jesus durch seine Predigten<br />

<strong>die</strong> Institutionen der Jerusalemer Kultgemeinde schädigen <strong>und</strong> das<br />

sorgfältig temperierte politische Klima, <strong>die</strong> Beziehungen zwischen<br />

Rom <strong>und</strong> Juda, stören könnte. In den folgenden Jahren hat das<br />

Synhedrion noch einige Anhänger Jesu hinrichten lassen können, in<br />

denen man offensichtlich eine Gefährdung der inneren <strong>und</strong> äußeren<br />

Sicherheit gesehen hat, bis als Folge des Aufstandes der Provinz im<br />

Jahre 66 u. Z. <strong>die</strong> Römer unter Vespasian <strong>und</strong> Titus nicht nur<br />

Jerusalem völlig zerstören, sondern auch <strong>die</strong> Stadt als religiöses<br />

Zentrum des Judentums aufheben. In Jamnia, nördlich von Jaffa,<br />

bildet sich ein neues Zentrum, in dem der synagogale Kanon des<br />

Alten Testamentes erarbeitet <strong>und</strong> ins Griechische übertragen wird<br />

(Übersetzung des Aquila). Das Christentum besitzt damals neben<br />

Jerusalem keine zentrale Stätte, sondern besteht aus einer Fülle<br />

nur lose miteinander verb<strong>und</strong>ener Kultgemeinden im Imperium<br />

Romanum, in denen neben dem Alten Testament verschiedene<br />

Schriften im Umlauf <strong>und</strong> in Gebrauch sind. Noch einmal versuchen<br />

Juden unter Simon bar Kochba sich 135 u. Z. gegen Rom zu<br />

erheben. Auch <strong>die</strong>se Revolte wird niedergeschlagen <strong>und</strong> den Juden<br />

fortan verboten, ihre ehemalige heilige Stadt, <strong>die</strong> nun den Namen<br />

Aelia Capitolina trägt, zu betreten.<br />

20

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!