Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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30.12.2012 Aufrufe

seinem Heiligtum verehrten nun Israeliten und Kanaanäer gemeinsam den Stadtgott von Sichern, der ihrem Gotte Jahwe ähnlich war. Gegen diese fromme Symbiose richtet sich die Polemik des Erzählers. Elohim behauptet sein Territorium gegen den Bundesbaal; Abimelech versucht mit den alten Landbewohnern, sich gegen die neuen Eindringlinge, die Israeliten, zu behaupten. 3. Zur weiteren Bedeutung von Sichern siehe 7,3,d. In die Abimelechgeschichte ist auch die Jothamfabel eingebettet (siehe 7,7). Die Abimelechgeschichte ist sicher in das Geschichtsgut aufgenommen, weil sie den nachexilischen priesterlichen Anspruch auf die Alleinherrschaft Jahwes unterstreichen konnte. Aber die unbeabsichtigte Übernahme des Gottesnamens Elohim läßt noch deutlich den ursprünglichen Sinn der Legende erkennen. 9.2 Saul a. Es war ein Mann aus Gibea in Benjamin, der hieß Kis. Er hatte einen Sohn, den er Saul rief und der auserlesen schön war: Keiner unter den Israeliten war schöner als er. Zudem überragte er alle, denn er war einen Kopf größer als seine Bundesgenossen. Nun waren einmal seinem Vater Eselinnen verlorengegangen. Saul machte sich mit einem Knecht auf, um sie zu suchen. Sie kamen dabei auch in die Landschaft Zuph zu dem Propheten Samuel und wollten ihn nach dem Weg fragen. Der aber hatte von Jahwe eine Offenbarung erhalten, Saul zum Fürsten über Israel zu salben. So nahm denn Samuel den Saul auf und bewirtete ihn fürstlich. In der Frühe des nächsten Tages ging er mit Saul aus der Stadt, salbte ihn zum Fürsten über Israel und befahl ihm, davon zunächst niemandem etwas zu sagen. Er teilte ihm auch noch drei Dinge mit, die Saul am selbigen Tage erleben werde, zum Zeichen, daß diese Salbung gelten solle. Und das Vorhergesagte trat ein: Er traf zwei Männer, die ihm sagten, daß die Eselinnen gefunden sind; an der Eiche Tabor wurden ihm von drei Männern zwei Brote gegeben; zuletzt traf er auch eine Schar Propheten in Verzückung; er schloß sich ihnen an, weil der Geist auch über ihn kam. Darüber wunderten sich die Leute, die ihn kannten, und fragten: Gehört denn Saul auch zu den Propheten? Danach ging Saul wieder nach Hause an seine Arbeit. Einmal kam er gerade mit den Zugrindern vom Felde, wo er gepflügt hatte, als die Leute aus Jabes in Gibea um Hilfe gegen die Ammoniter baten, von denen sie stark bedrängt wurden. Da zerstückelte Saul die 190

Rinder, sandte die Fleischstücke in das Land und ließ sagen: So soll es den Rindern eines jeden ergehen, der nicht hinter Saul zum Krieg gegen die Ammoniter auszieht. Als die Ammoniter dann unter Saul besiegt waren, zog das ganze Volk nach Gilgal und setzte ihn vor Jahwe zum König ein. Saul schlug auch mit der Hilfe seines Sohnes Jonathan die Philister. Aber Samuel hatte sich schon von ihm abgewandt, weil Saul selber in Abwesenheit Samuels ein Brandopfer veranstaltet hatte, um vor der Schlacht gegen die Philister Jahwe zu begütigen, und weil er entgegen dem Willen Jahwes im Kriege gegen den König Agag von Amalek den Gottesbann nicht genau beachtet, sondern den besiegten König, das beste Vieh und die wertvollste Habe als Beute mit sich genommen hatte. Außerdem war einmal das Losurteil des Orakels Urim und Tumim, das Sauls Sohn Jonathan wegen Mißachtung des Fastengebots zum Tode verurteilte, durch Einspruch des Volkes aufgehoben worden. Den zweiten Frevel verzieh Samuel dem Saul nicht und sagte ihm: Weil du den Befehl Jahwes geringgeachtet hast, so hat er dich nun für das Königsamt zu gering befunden. Samuel salbte deshalb den David zum neuen König. Der war schon als Waffenträger bei Saul am Hofe, und wenn der böse Geist Elohims den König plagte, spielte ihm David auf der Zither vor, so daß der böse Geist wich. Saul wurde aber bald eifersüchtig auf die Erfolge Davids, dem alle Herzen zuflogen. So floh David vor Saul, der ihn und seine Freunde grausam verfolgte. Währenddessen erstarkten die Philister zusehends und rüsteten sich gegen Saul. Da Samuel gestorben war und weder die Propheten noch das Losorakel Urim und Tumim ihm eine Auskunft gaben, war Saul ratlos; und so traf ihn denn die Übermacht der Philister bei Gilboa unvorbereitet. Als er sah, daß seine Söhne gefallen waren, stürzte er sich selber in sein Schwert. Die Philister eroberten danach das Land und setzten sich darin fest. I. Samuel 9,1-10,16; 11,1-15; 13,10-15; 15,1-23; 16,13-23; 22,6-23; 31,1-13. b. Andere erzählen, daß Samuel das Volk zu Jahwe nach Mizpa berief und zu ihnen sagte: Ihr wollt einen König haben. So stellt euch denn nun auf, geordnet nach Stämmen und Tausendschaften. Hierauf ließ Samuel das Los entscheiden, und es traf den Stamm Benjamin. Aus diesem traf das Los das Geschlecht der Matriter. Aus diesem Geschlecht traf das Los dann Saul, der sich zunächst 191

seinem Heiligtum verehrten nun Israeliten <strong>und</strong> Kanaanäer gemeinsam den<br />

Stadtgott von Sichern, der ihrem <strong>Gott</strong>e Jahwe ähnlich war. Gegen <strong>die</strong>se<br />

fromme Symbiose richtet sich <strong>die</strong> Polemik des Erzählers. Elohim behauptet<br />

sein Territorium gegen den B<strong>und</strong>esbaal; Abimelech versucht mit den alten<br />

Landbewohnern, sich gegen <strong>die</strong> neuen Eindringlinge, <strong>die</strong> Israeliten, zu<br />

behaupten.<br />

3. Zur weiteren Bedeutung von Sichern siehe 7,3,d. In <strong>die</strong><br />

Abimelechgeschichte ist auch <strong>die</strong> Jothamfabel eingebettet (siehe 7,7). Die<br />

Abimelechgeschichte ist sicher in das Geschichtsgut aufgenommen, weil sie<br />

den nachexilischen priesterlichen Anspruch auf <strong>die</strong> Alleinherrschaft Jahwes<br />

unterstreichen konnte. Aber <strong>die</strong> unbeabsichtigte Übernahme des<br />

<strong>Gott</strong>esnamens Elohim läßt noch deutlich den ursprünglichen Sinn der<br />

Legende erkennen.<br />

9.2 Saul<br />

a. Es war ein Mann aus Gibea in Benjamin, der hieß Kis. Er hatte<br />

einen Sohn, den er Saul rief <strong>und</strong> der auserlesen schön war: Keiner<br />

unter den Israeliten war schöner als er. Zudem überragte er alle,<br />

denn er war einen Kopf größer als seine B<strong>und</strong>esgenossen. Nun<br />

waren einmal seinem Vater Eselinnen verlorengegangen. Saul<br />

machte sich mit einem Knecht auf, um sie zu suchen. Sie kamen<br />

dabei auch in <strong>die</strong> Landschaft Zuph zu dem Propheten Samuel <strong>und</strong><br />

wollten ihn nach dem Weg fragen. Der aber hatte von Jahwe eine<br />

Offenbarung erhalten, Saul zum Fürsten über Israel zu salben. So<br />

nahm denn Samuel den Saul auf <strong>und</strong> bewirtete ihn fürstlich. In der<br />

Frühe des nächsten Tages ging er mit Saul aus der Stadt, salbte ihn<br />

zum Fürsten über Israel <strong>und</strong> befahl ihm, davon zunächst<br />

niemandem etwas zu sagen. Er teilte ihm auch noch drei Dinge mit,<br />

<strong>die</strong> Saul am selbigen Tage erleben werde, zum Zeichen, daß <strong>die</strong>se<br />

Salbung gelten solle. Und das Vorhergesagte trat ein: Er traf zwei<br />

Männer, <strong>die</strong> ihm sagten, daß <strong>die</strong> Eselinnen gef<strong>und</strong>en sind; an der<br />

Eiche Tabor wurden ihm von drei Männern zwei Brote gegeben;<br />

zuletzt traf er auch eine Schar Propheten in Verzückung; er schloß<br />

sich ihnen an, weil der Geist auch über ihn kam. Darüber w<strong>und</strong>erten<br />

sich <strong>die</strong> Leute, <strong>die</strong> ihn kannten, <strong>und</strong> fragten: Gehört denn Saul auch<br />

zu den Propheten?<br />

Danach ging Saul wieder nach Hause an seine Arbeit. Einmal kam<br />

er gerade mit den Zugrindern vom Felde, wo er gepflügt hatte, als<br />

<strong>die</strong> Leute aus Jabes in Gibea um Hilfe gegen <strong>die</strong> Ammoniter baten,<br />

von denen sie stark bedrängt wurden. Da zerstückelte Saul <strong>die</strong><br />

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