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Beltz, Walter - Gott und die Götter - Biblische Mythologie

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1. Der Name eines Propheten Jona, Sohn des Amitthai aus Gath-Hepher, ist<br />

aus II. Könige 14,25 bekannt. Er soll unter dem gottlosen König Jerobeam II.<br />

von Israel (784-744) das Land mit Jahwe ausgesöhnt haben. Aber <strong>die</strong><br />

Verbindung der obigen Geschichte mit seiner Person ist eine Fiktion. Die<br />

Geschichte ist vermutlich im 3. Jahrh<strong>und</strong>ert v. u. Z. konzipiert <strong>und</strong> wegen der<br />

Ver<strong>die</strong>nste des Propheten Jona <strong>die</strong>sem zugeschrieben worden.<br />

2. Der märchenhafte Zuschnitt der Erzählung mutet wie Seemannsgarn an,<br />

um so mehr, als das Mythologem, das Verschlungenwerden durch den Fisch,<br />

nur in drei kurzen Sätzen beschrieben wird. Babylonier, Ägypter, Assyrer <strong>und</strong><br />

Phönizier erzählen es ausführlicher. Dort erhält der vom Fisch verschlungene<br />

Mensch eine neue Existenz. Jona aber bleibt der alte Zweifler. Drei Tage ist<br />

auch in Babylon <strong>die</strong> Frist der götterlosen Zeit vor dem Neujahrsfest. Diese<br />

kargen mythologischen Elemente sind charakteristisch für <strong>die</strong> hebräische<br />

Poesie. Der orientalische Mythos wird in der Jonageschichte entwertet; der<br />

Fisch hat nur <strong>die</strong> Aufgabe, Jona wieder an <strong>die</strong> Küste Palästinas<br />

zurückzubringen.<br />

3. Die Geschichte soll dem Israel des 3. Jahrh<strong>und</strong>erts v. u. Z. durch das<br />

Beispiel des großen, schon längst verstorbenen Propheten Jona lehren, daß<br />

Jahwe seine Feinde nicht ausrottet. Ninive ist <strong>die</strong> Chiffre für Persien <strong>und</strong><br />

vielleicht auch das Großreich Alexanders von Mazedonien. Israels Glaube an<br />

den <strong>Gott</strong> der Rache wird korrigiert. An <strong>die</strong> Stelle der Vergeltung soll <strong>die</strong><br />

Vergebung treten, weil auch eine fremde Welt Buße tun <strong>und</strong> das Wohlgefallen<br />

Jahwes erringen kann.<br />

Christliche Ikonographie hat das Bild des Jona, der drei Tage im Bauch des<br />

Fisches weilt, als alttestamentliche Vorwegnahme der Höllenfahrt Christi<br />

gedeutet.<br />

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